Mann verzweifelt vor Laptop.
43 Prozent gaben an, noch nie eine digitale Weiterbildung bei ihrem Arbeitgeber gemacht zu haben, zeigt eine neue Umfrage.
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Hand aufs Herz: Wie oft standen Sie im letzten Monat vor digitalen Problemen? Ein Programm spinnt, der PC macht nicht das, was er soll, oder Ähnliches? Und wie oft mussten Sie darauf hin andere um Hilfe bei der Lösung des Problems bitten? Wer noch nicht in einer solchen Situation war, werfe den ersten Stein. Auch Studien zeigen, dass Menschen in Österreich teils noch digitalen Aufholbedarf haben. Aber wie macht man das gesamte Team in einem Unternehmen fit?

Das Ende November zum zweiten Mal veröffentlichte sogenannte Digital-Skills-Barometer zeigt digitale Defizite auf. Befragt wurden in diesem Jahr knapp 3700 Personen in Österreich. Im Bereich "Problemlösung, Innovation und Weiterlernen" wiesen die Befragten die geringsten Kompetenzen auf. Es gibt auch einen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Frauen schnitten schlechter ab als Männer.

Digitale Defizite

Das Alter spielt ebenfalls eine Rolle, wenn es darum geht, wie hoch die Kompetenz der Teilnehmenden ist. Die Generation Y (1981–1995) schnitt am besten ab, die Babyboomer (1955–1964) am schlechtesten. Je höher die Ausbildung, desto besser war auch das digitale Wissen.

Über alle Generationen hinweg sind die Befragten gerne dazu bereit, sich digital weiterzubilden. Doch eines zeigt die Studie auch: Die Österreicherinnen und Österreicher bildeten sich meist aus eigenen Stücken weiter – durch ausprobieren, die tägliche Arbeit oder durch frei verfügbare Informationen aus dem Internet. Die wenigsten Teilnehmenden machen Schulungen und Weiterbildungen, die vom Arbeitgeber bezahlt werden. 43 Prozent gaben sogar an, dass sie noch nie eine Schulung oder Weiterbildung gemacht haben, die vom Arbeitgeber (oder vom AMS) bezahlt wurde.

"Digitale Fitness stellt sich nicht nebenbei ein, dafür braucht es einen guten Trainingsplan. Und dieser muss in der Aus- und Weiterbildung klar abgebildet sein. Das betrifft den Ausbau der digitalen Grundbildung in der Schule ebenso wie digitales Lernen oder das Setzen von Anreizen, um Weiterbildungen bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu forcieren", sagt Mariana Kühnel, stellvertretende WKO-Generalsekretärin.

Individuelle Wissensvermittlung

In immer rasanterer Geschwindigkeit kommen technologische und digitale Lösungen auf den Markt. Viele Mitarbeitende hechten von einer Neuerung zur nächsten. Aber nicht alle schaffen es, sich aus eigenen Stücken oder aufgrund der Gegebenheiten digital weiterzubilden. Wie könnte man dies ermöglichen?

"Nach dem Gießkannenprinzip Weiterbildungsangebote an alle Mitarbeitenden zu verteilen ist nicht die richtige Lösung", sagt Jutta Perfahl-Strilka. Sie ist Partnerin bei der Unternehmensberatung PwC Österreich und Expertin für Recruiting und Personalthemen. "Sondern es ist sinnvoll, digitale Trainings für unterschiedliche Zielgruppen anzubieten", sagt sie.

Nicht alle haben das gleiche Grundwissen, gerade Jüngere, die mit Technologien aufgewachsen sind, verstünden manches vielleicht schneller. Aber nur nach Alter zu trennen reiche auch nicht aus, meint die Expertin und gibt ein Beispiel aus ihrer Beratungsarbeit: "Führungskräfte möchten manchmal vor ihren Mitarbeitenden nicht bloßgestellt werden und trauen sich deshalb nicht, Fragen zu stellen." Besser sei es, für diese Gruppe Extratermine anzubieten.

Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Einführung neuer Technologien in Unternehmen ist die Fehlerkultur. Wenn neue digitale Programme eingeführt werden, passieren Fehler. Das ist ganz normal. "Werden diese dann aber eher missbilligt oder sanktioniert, herrscht keine offene Kommunikationskultur, in der auch Fragen gestellt werden können. Dann dauert es besonders lange, Veränderungen zu implementieren", sagt Perfahl-Strilka. (Natascha Ickert, 20.12.2023)