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Unlustige Zeiten fordern unlustige Kolumnen, so die These unseres Autors.
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Vor ein paar Tagen hat der Herr Alexander Swoboda in einem Posting verraten, dass er meine Kolumnen "extrem unlustig" findet. Die öffentliche Bekanntgabe dieser Herzensergießung ist ihm selbstverständlich unbenommen. Ich mag fundierte Kritik, und ich mag Leute, die meine Kolumne wieder und wieder lesen, um sodann ihr qualifiziertes Unlustigkeitsverdikt abgeben zu können.

Etliche Leute haben das Posting des Herrn Swoboda rotgestrichelt (war mir auch nicht unangenehm, danke), aber wenn es tatsächlich der Fall sein sollte, dass der Lustigkeitspegel dieser Kolumne derzeit extrem unter ihrem Durchschnittsniveau liegt, so sind vielleicht auch die extrem unlustigen Zeitumstände mit ein Grund dafür. Die färben ab. Die machen was mit einem.

Corona und Kriegsverbrechen

Extrem unlustig stimmt mich zum Beispiel der Umstand, dass ich zum zweiten Mal Corona habe. Ich habe die Erkrankung schon beim ersten Mal als unlustig empfunden, und auch jetzt heitert sie mich nicht auf. Gliederschmerzen, sinnloses Beschauen der Zimmerdecke, die immer noch kreuzfad ist, Schnäuzen à gogo, nichts, was die Laune hebt.

Extrem unlustig finde ich es, wenn ich in der New York Times lese, dass weder die Politik in den USA noch die in Europa Wege findet, die künstliche Intelligenz sinnvoll einzuhegen. Da werden wir uns alle noch anschauen, meine Lieben, wenn die erst einmal unkontrolliert loslegt! Extrem unlustig finde ich die Reaktion bzw. Nichtreaktion der supermoralischen Internationale auf das, was die Hamas am 7. Oktober israelischen Frauen angetan hat.

Zigfacher Aufschrei

Mehr an Frauenhass und Frauenverachtung geht nicht, ich kann das kaum lesen, ohne dass es mir den Magen aushebt. Gemessen an dem, was publiziert wurde, als #MeToo aufkam, wäre ein zigfacher Aufschrei über die Sexualverbrechen der Hamas angebracht. Man hört ihn nur leider zu spät, zu leise oder gar nicht. Geht’s eh noch gut? Oder sind die für Mitgefühl und Solidarität zuständigen Sektoren im Gehirn schon völlig vom Antikolonialismus-Larifari und vom Intersektionalismus-Klimbim verklebt? Extrem unlustig auch die notorisch mickrigen Ergebnisse der jüngsten Weltklimakonferenz.

Aber es wird Zeit, dass ich mich wieder niederlege, das Nanoferkel fordert seinen Tribut. Ich kann nur hoffen, dass es ein wenig lustiger wird, wenn ich aufwache. (Christoph Winder, 8.12.2023)