Sie haben ihn geachtet, aber nicht geliebt. So wird immer wieder das Verhältnis der deutschen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten zu Gerhard Schröder während dessen Kanzlerschaft (1998–2005) beschrieben.

Bundeskanzler Olaf Scholz beim Bundesparteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschland in Berlin vergangenen Samstag.
Bundeskanzler Olaf Scholz beim Bundesparteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschland in Berlin vergangenen Samstag.
Imago / Florian Gaertner

Bei Olaf Scholz ist es ähnlich. An der Spitze ihrer traditionsreichen Partei wollten die Genossinnen und Genossen ihn nicht haben. 2019 hatte sich Scholz um den Vorsitz beworben, sich aber dann geschlagen geben müssen.

Kein Herzerwärmer

Scholz ist keiner, der die Herzen zu erwärmen versteht wie etwa die früheren SPD-Chefs Oskar Lafontaine und Franz Müntefering. Aber er ist eben Kanzler. Er war es, der die SPD nach der langen Durststrecke von 16 Jahren Angela Merkel wieder ins Kanzleramt geführt hat.

Jetzt, exakt zwei Jahre nach seinem Amtsantritt, befindet sich Scholz in einer großen Notlage. Längst hätte seine Koalition einen Haushalt für 2024 auf den Tisch legen müssen. Stattdessen streiten SPD, Grüne und FDP so sehr, dass man in Berlin um den Fortbestand der Ampel fürchtet.

In dieser desperaten Lage hätte die SPD auch anders reagieren und den dreitägigen Parteitag zur Generalabrechnung mit dem Kanzler nutzen können. Es kam schon da und dort ein wenig Kritik durch, aber die ging im Jubel für ihn unter.

Ein kleiner Heimsieg

Der ist natürlich fein für Scholz, aber dennoch nur ein kleiner Heimsieg. Denn jetzt muss er sich noch mit Grünen und FDP einigen, das wird ungleich schwieriger für ihn. (Birgit Baumann, 11.12.2023)