Mann sitzt auf dem Schreibtisch vor dem Computer
Die Bediensteten in Villach entschieden sich: lieber mehr Lohn als mehr Urlaubstage.
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Viele Beschäftigte wünschen sich heutzutage eine bessere Work-Life-Balance – mehr Freizeit und mehr Wohlbefinden. Im Magistrat Villach ist das nicht ganz so. Die öffentliche Dienststelle hat ihre rund 1000 Mitarbeitenden gefragt, ob sie statt der vereinbarten 9,15 Prozent Gehaltserhöhung doch lieber mehr Urlaubstage wollen. Das Ergebnis: Nein, lieber mehr Geld auf dem Konto.

Konkret wurden die Bediensteten im Rahmen einer Online-Umfrage befragt, ob sie auch mit acht Prozent Lohnerhöhung zufrieden wären und als Kompensation zwei zusätzliche Urlaubstage annehmen würden. Damit sich die Stadt Villach eine signifikante Summe im Budget einsparen könnte, hätte rund ein Drittel aller Mitarbeitenden diese Option wählen müssen – etwa eine halbe Million Euro wären dann zusammengekommen. Allerdings entschieden sich nur rund 22 Prozent für die Option mit mehr Freizeit, 78 Prozent hingegen wollen nicht auf die volle Gehaltserhöhung verzichten. An der Umfrage teilgenommen haben rund 70 Prozent aller Beamten im Magistrat.

Magistratsdirektor Christoph Herzeg würde laut dem Nachrichtenportal "5min.at" in zwei oder drei Jahren wieder auf dieses Thema zurückkommen wollen. "So wollen wir unseren Kollegen öfter die Möglichkeit bieten, ihr Gehaltsmodell an die jeweiligen Lebensumstände optimal anzupassen", sagt er. Er sehe das Ergebnis der Umfrage als eine Antwort auf die vorherrschende Inflation. Vor zwei Jahren hätte es eine Nulllohnrunde für die Beschäftigten gegeben, und jetzt wollte man offenbar nicht wieder auf einen Teil verzichten.

Nun gilt die Option mit den vollen 9,15 Prozent mehr Lohn für alle Mitarbeitenden auch für jene, die für mehr Freizeit gestimmt hatten. Der Verwaltungsaufwand wäre für die geringe Anzahl an Personen in Relation zur Ersparnis zu hoch gewesen, sagt das Rathaus laut "ORF.at". Jeder Arbeitsvertrag hätte für jedes Jahr extra berechnet werden müssen, und deshalb hätte sich der Aufwand erst ab einem Drittel der Personen gelohnt.

Unterschiedliche Ergebnisse

Besonders interessant ist das Ergebnis in der Stadt Villach, weil zahlreiche Studien zur neuen Arbeitswelt bislang meist gegenteilige Wünsche zeigten. Der Work-Happiness-Report 2023 belegt etwa, von 1000 Personen mit einem Bürojob würden 71 Prozent für mehr Arbeitsglück auch auf einen Anteil ihres Gehalts verzichten. Rund 20 Prozent ihres Monatslohns würden die Beschäftigten im Durchschnitt abgeben, um dafür glücklicher zu sein.

Worauf vor allem junge Menschen Wert legen, sah sich die Wirtschaftsuniversität Wien heuer gemeinsam mit der Jobplattform Hokify an. Die Generation Alpha (ab 2010 geborene) will in Zukunft mit viel Flexibilität, stetigen Weiterbildungsmöglichkeiten und einer ausgeglichenen Work-Life-Balance arbeiten gehen – diese Punkte seien für sie entscheidend für die Wahl des Arbeitgebers. In einer Gallup-Umfrage vom letzten Jahr stimmen zudem unter 30-Jährige zu, dass ihnen das Privatleben wichtiger als das Berufsleben sei.

Eine neue Umfrage der Helvetia-Versicherung zeigte jedoch, dass die größte Sorge der Österreicherinnen und Österreicher nach wie vor die Rekordinflation, gefolgt von leistbarem Wohnen und sozialer Ungleichheit ist. Wenig verwunderlich scheint daher, dass über alle Altersgruppen hinweg das Gehalt von 41 Prozent der Befragten als wichtigster Aspekt im Job genannt wird. Deutlich dahinter belegt eine gute Work-Life-Balance mit nur 23 Prozent Zustimmung den zweiten Platz. Zusätzliche Urlaubstage sind laut der Umfrage zwar eine gerngesehene Zusatzleistung, das Gehalt ist für die große Mehrheit jedoch das wichtigste Kriterium für die Jobwahl. In Anbetracht der herrschenden Geldsorgen scheint die Entscheidung der Villacher Beamten derzeit wohl für viele nachvollziehbar. (mera, 12.12.2023)