Alex Jones
Alex Jones verbreitete unter anderem Verschwörungstheorien rund um den Amoklauf an der Sandy-Hook-Schule am 14. Dezember 2012.
AFP/OLIVIER DOULIERY

Am Wochenende hat Elon Musk den US-Verschwörungstheoretiker Alex Jones zurück auf die Plattform X, vormals Twitter, geholt. Nun hat er den Mann hinter der Fake-News-Website "Inforwars" und der "Alex Jones Show" zusätzlich willkommen geheißen, indem er ihn zu einem Live-Interview einlud. Selbiges dauerte eineinhalb Stunden, Jones lobte Musk in dieser Zeit ausführlich und durfte ungehemmt seine Verschwörungstheorien verbreiten, wie unter anderem das Tech-Medium "The Verge" berichtet. Für sein schlechtes Image machte er "die Medien und PR-Firmen" verantwortlich.

Schlenkerkurs

Jones und seine Website Infowars waren im Jahr 2018 vom damaligen Twitter wegen Verstößen gegen die Verhaltensrichtlinien verbannt worden. Unter anderem hatte Jones einen CNN-Reporter mit der Hitlerjugend verglichen. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits bekannt dafür, Lügen über den Amoklauf an der Sandy-Hook-Schule zu verbreiten, bei dem 20 Kinder und sechs Erwachsene ums Leben gekommen waren. Laut Jones hat es sich dabei um eine Verschwörung der Regierung gehandelt. Später wurde er wegen Diffamierung schuldig gesprochen und musste eine Milliardenstrafe für die Verbreitung der Falschnachrichten zahlen.

Im November 2022 hatte Kim Dotcom bereits angeregt, dass auch Alex Jones auf Twitter/X zurückkehren solle, wenn "Serienlügner wie Biden und Trump" auf der Plattform vertreten sein dürften. Musk hatte zu diesem Zeitpunkt noch abgelehnt: Er habe keine Gnade für jemanden, der die Tode von Kindern zum persönlichen Vorteil, für Politik oder Berühmtheit nutze.

In den darauffolgenden Monaten hatte Musk jedoch auch andere Rechtsextreme und Verschwörungserzähler zurück auf die Plattform geholt sowie selbst diverse Verschwörungstheorien verbreitet. Am vergangenen Wochenende hatte Musk dann eine Umfrage gestartet, ob das Jones-Konto wiederhergestellt werden solle. Hier stimmten 70 Prozent für eine Rückkehr, woraufhin Musk den Account mit den Worten "Das Volk hat gesprochen, und so soll es sein" wieder entsperren ließ.

Laut Musk darf Jones nun weiter auf X aktiv bleiben, solange er dabei keine bestehenden Gesetze bricht. Außerdem teilte Musk in diesem Kontext einen Tweet, in welchem etablierte Medien wie CNN, "New York Times", "Washington Post" und MSNBC als Verschwörungstheoretiker bezeichnet werden.

Schulmassaker als treibendes Thema

Im Live-Audiocall bittet Musk unter anderem, dass Jones seine Kommentare zum Sandy-Hook-Amoklauf kommentiere. Den Gerichtsunterlagen zufolge ist es ein Fakt, dass Jones tatsächlich die Tode der Kinder leugnete, um die Verschwörungstheorie zu verbreiten, dass deren Angehörige lediglich Schauspieler seien. Musk erlaubte Jones jedoch, die Geschichte neu zu schreiben, indem er behaupten durfte, er habe sich dabei auf Aussagen von Lehrkräften und Sicherheitspersonal der Schule bezogen.

Jones nutzte weiters größere Teile des Interviews, um sich über "die Globalisten" und "die Weltregierung" auszulassen. Später traten noch weitere Personen dem Gespräch bei, darunter der Verschwörungstheoretiker und ehemalige Trump-Berater Michael Flynn und der Influencer Andrew Tate, der zuletzt wegen Vergewaltigung und Menschenhandels angeklagt wurde.

Die meiste Zeit verbrachte Jones aber damit, Musk zu loben. So versuchte er auch, Parallelen zwischen sich selbst und dem Multimilliardär zu ziehen, indem er sich und Musk als zwei Menschen porträtierte, die ungerechterweise für ihre Bemerkungen angegriffen würden: "Es ist, als würden sie deine Aussagen fehlinterpretieren, sie nehmen eine kleine Sache und drehen sie herum, dann musst du dich entschuldigen, und sie hämmern einfach immer weiter darauf ein."

Zu einem späteren Zeitpunkt des Gesprächs meinte Jones, er wolle Fragen rund um das Massaker an der US-Schule nicht immer wieder beantworten müssen, als lebe er in der Geschichte von "Und täglich grüßt das Murmeltier". Musk stimmte dem zu: "Es wurde beantwortet ... ich denke, die Menschen werden letztlich genug davon haben, dass du diese Fragen beantwortest." (stm, 12.12.2023)