Frage: Unsere Tochter (acht Jahre) wünscht sich zu Weihnachten ein Handy. Mein Mann und ich sind unsicher, ob sie dafür nicht noch ein bisschen zu jung ist, andererseits haben fast alle in ihrer Klasse schon ein eigenes Handy. Sollen wir ihren Wunsch erfüllen? Und was müssten wir dabei beachten?

Barbara: Vor diesen Fragen stehen jetzt zu Weihnachten sehr viele Eltern. Schon bei Volksschulkindern steht das Handy oft ganz oben auf der Wunschliste – meist, weil alle anderen angeblich auch schon eines haben. Natürlich wird das Handy als Kommunikationsmittel im Freundeskreis immer wichtiger. Gleichzeitig ist ein eigenes Smartphone erst dann sinnvoll, wenn Kinder Gefahren auch online erkennen und einschätzen können. Wann der passende Zeitpunkt für das erste Handy ist, lässt sich daher nicht pauschal sagen, sondern hängt immer von den individuellen Umständen ab.

Besprechen Sie daher zunächst mit Ihrer Tochter, wofür sie das Handy nutzen möchte. Manchmal stellt sich heraus, dass auch ein anderes Gerät (zum Beispiel MP3-Player, Digitalkamera oder Familien-Tablet) die gewünschten Funktionen erfüllen kann. Umgekehrt kann ein Handy sinnvoll sein, wenn Ihre Tochter – zum Beispiel am Schulweg – zunehmend alleine oder mit Freund:innen unterwegs ist, damit sie erreichbar bleibt und mit Ihnen Kontakt halten kann.

Wenn Sie sich für das Handy entscheiden, ist es sinnvoll, ein so großes Geschenk zu einem besonderen Anlass wie Weihnachten zu überreichen. Außerdem eignen sich gerade die Weihnachtsfeiertage gut dafür, die ersten Schritte am neuen Gerät gemeinsam zu unternehmen. Denn eines ist ganz wichtig: Dass Sie Ihre Tochter bei der Handynutzung begleiten und darauf achten, dass das Gerät kindersicher eingestellt ist.

Was muss ich beim Kauf beachten?

Viele Eltern sind überfordert, wenn es darum geht, das passende Gerät und einen geeigneten Tarif zu finden. Auch hier gibt es kein richtig oder falsch – beides hängt wiederum davon ab, was Ihre Tochter mit dem Handy machen wird.

Bei der Wahl des Geräts spielen ganz häufig die Leistung der Kamera und die Größe des Speicherplatzes eine Rolle. Bedenken Sie, dass vor allem Fotos, Videos und Spiele-Apps viel Speicher benötigen. Ganz generell sollten Sie darauf achten, dass das Gerät möglichst einfach zu bedienen ist, ein robustes Gehäuse beziehungsweise Display hat und eine lange Akkulaufzeit bietet, damit Ihre Tochter immer erreichbar bleibt.

Gerade für das erste Handy bietet sich ein Wertkartentarif an, da dieser in der Regel keine Mindestbindung vorschreibt und das Risiko hoher Zusatzkosten wegfällt. Unabhängig von der Entscheidung für Wertkarte oder Vertrag sollten Sie auf die im Tarif inkludierten Freieinheiten achten: Je nachdem, wofür Ihre Tochter das Handy nutzen möchte, können viele Gesprächsminuten wichtiger sein als ein hohes Datenvolumen oder umgekehrt. Es lohnt sich, die verschiedenen Tarife zu vergleichen – am besten mithilfe von Tarifvergleichsseiten wie dem Handytarif-Simulator der AK.

Schenken allein reicht nicht!

Mit der Wahl des passenden Geräts und Tarifs haben Sie den ersten Schritt getan. Jetzt geht es darum, Ihre Tochter bei der Handynutzung zu unterstützen und das Handy kindersicher zu machen. Einige wichtige Sicherheitseinstellungen können Sie bereits vor der großen Bescherung vornehmen – das erspart Ihnen vermutlich einiges an Stress. Um unerwünschte Kosten zu vermeiden, können Sie etwa In-App-Käufe deaktivieren und Mehrwertdienste sperren. Schutz vor ungeeigneten Inhalten bieten unter anderem das Deaktivieren von Pop-ups im Browser und entsprechende Filter im App-Store.

Andere Einstellungen nehmen Sie am besten gemeinsam mit Ihrer Tochter vor. Schauen Sie sich die Anwendungen, die sie nutzen möchte, miteinander an und nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um die App-Berechtigungen zu verwalten und die Einstellungsmöglichkeiten Schritt für Schritt durchzugehen. Gerade beim ersten Smartphone bieten zudem Kinderschutzanwendungen wie Google Family Link (Android) oder Bildschirmzeit (iOS) gute Möglichkeiten, um die Nutzung und Inhalte zu regulieren. Damit können Sie festlegen, wie lange Ihre Tochter welche Inhalte nutzen darf.

Begleiten Sie Ihr Kind

Auch wenn technische Einstellungen und Filter sehr hilfreich sein können: Bedenken Sie, dass kein Filter hundertprozentig sicher ist. Viel wichtiger ist es, Ihre Tochter bei der Handynutzung laufend zu begleiten und offen über mögliche Probleme zu reden – zum Beispiel, wie das Handy zur Kostenfalle werden kann, wie man mit unangenehmen Inhalten umgeht oder auf Belästigungen über das Handy reagiert.

Hilfreich ist es auch, schon vorab Nutzungsregeln zu vereinbaren – etwa, wie lange das Handy pro Tag genutzt werden darf oder welche Apps und Inhalte okay sind und welche nicht. Wichtig ist, die Regeln gemeinsam zu besprechen und festzuhalten – denn diese sind nur dann wirksam, wenn Ihre Tochter sie versteht und akzeptiert.

Achten Sie außerdem darauf, dass Ihre Tochter Handypausen macht: Unterstützen Sie sie dabei, selbstständig Ermüdungsanzeichen zu erkennen und sorgen Sie dafür, dass Sport und Bewegung, Hobbys, Familie und Freund:innen nicht zu kurz kommen.

Seien Sie ein Vorbild

Bei allen Sicherheitsvorkehrungen und Aufklärungsmaßnahmen sollten Sie eines nicht vergessen: Sie als Eltern haben eine starke Vorbildwirkung. Wie Sie mit Ihrem Handy umgehen und welchen Stellenwert es in Ihrem Alltag einnimmt, beeinflusst auch das Nutzungsverhalten Ihrer Tochter.

Respektieren Sie außerdem die Privatsphäre Ihrer Tochter. Ungefragt in ihrem Handy zu stöbern oder sie heimlich mittels Kinderschutz-Apps zu kontrollieren, kann einen groben Vertrauensbruch darstellen. Und: Drohen Sie nicht gleich mit einem Handyverbot, wenn im Zuge der Handynutzung Konflikte auftauchen – denn das könnte dazu führen, dass Ihre Tochter ihre Sorgen künftig lieber für sich behält.

Auch wenn das erste Handy mit vielen Ängsten und Unsicherheiten verbunden ist: Versuchen Sie, entspannt zu bleiben, und geben Sie nicht auf, falls es zu Problemen kommt. Wenn Sie sich etwas Zeit für das Thema nehmen und die ersten Schritte gemeinsam mit Ihrer Tochter gehen, sind Sie gut gewappnet! (Barbara Buchegger, 14.12.2023)