Weiße Piste in grüner Wiese
Weiße Pistenbänder umgeben von grünen Wiesen: Ein Bild, das den Schisport mittlerweile prägt.
IMAGO/Rolf Poss

Dafür, dass Skifahren wie fast keine zweite Sportart auf ein stabiles Klima angewiesen ist, hat die öffentliche Diskussion zur Nachhaltigkeit im Wintersport erst relativ spät eingesetzt. Maßgeblich daran beteiligt ist der Skirennläufer Julian Schütter. Er ist bei der Organisation Protect Our Winters aktiv, unterstützt die Letzte Generation und kritisiert regelmäßig den Skiverband Fis, der angibt, klimaneutral zu sein.

Schütter müsse sich die Frage stellen, ob sein Beruf noch mit seiner Ideologie übereinstimme, richtete Christian Scherer, Generalsekretär des Österreichischen Skisverbands (ÖSV), dem Athleten im Oktober im Fernsehen aus. Später ruderte der ÖSV zurück – und richtete eine Klima-Taskforce ein.

Für die anstehende Saison bereiten sich die Skigebiete jedenfalls bereits auf Konfrontationen mit Klimaaktivistinnen und -aktivisten vor, wie ein Dokument der Wirtschaftskammer zeigte, das inzwischen wieder offline ist. Dort war die Rede davon, "Bilder von körperlicher Gewalt" zu vermeiden und "positive Gegendemonstrationen" vorzubereiten. Schließlich seien Seilbahnen "100 Prozent Elektromobilität".

Mehr erneuerbare Energie

Dennoch belastet natürlich auch Skifahren selbst, wie praktisch alles, was wir tun, das Klima. Auch elektrisch betriebene Lifte und Schneekanonen verbrauchen Energie, ebenso die Beheizung der Hütten und Hotels und die Präparierung der Hänge.

Grob 20 Kilowattstunden Energie kostet so ein Tag auf der Piste, beim österreichischen Strommix wären das rund vier Kilogramm CO2. Wenn die Energie, wie ja künftig immer mehr vorgesehen, aus erneuerbaren Quellen kommt, stehe das Skifahren "grundsätzlich gut da", sagte Stefan Gössling, Experte für Tourismus und Nachhaltigkeit, Anfang des Jahres zum STANDARD.

Diese Tatsache nutzte der streitsame Seilbahnvertreter Franz Hörl vergangene Saison gleich für eine Ansage: Die Bewerbung von Flugreisen und Kreuzfahrten müsse mit einer Sondersteuer belegt werden, seien sie doch viel umweltschädlicher als Skifahren in Österreich.

Neun von zehn Skigebieten ohne Schnee

Doch der Vergleich hinkt: Denn einerseits lässt sich für jede Aktivität eine andere finden, die noch klima- oder umweltschädlicher ist. Zudem entsteht der Großteil der Emissionen nicht auf der Piste, sondern davor und danach: bei der Anreise, der Unterkunft, dem Essen und der Abreise.

Der mit Abstand größte Hebel ist, wie bei allen Reisen, die Mobilität. Laut einer Studie des Umweltbundesamts aus dem Jahr 2018 entsteht rund die Hälfte der Emissionen rund um einen Skiurlaub in Österreich bei der An- und Abreise. Bei ausländischen Gästen kann der Anteil sogar über 90 Prozent ausmachen. Bei der klimafreundlichen Mobilität gilt: Öffis schlagen Auto schlägt Flugzeug.

Ohne mehr Klimaschutz werden grüne Pisten mit weißem Streifen, wie wir sie in den vergangenen Jahren immer öfter sehen, jedenfalls häufiger werden. Denn sollte sich die Welt um rund drei Grad erwärmen, was angesichts der derzeitigen Emissionen nicht ausgeschlossen ist, könnten neun von zehn Skigebieten in Zukunft der Schnee ausgehen, zeigt eine Studie aus dem Sommer. Das wäre dann auch mit künstlicher Beschneiung nicht mehr ausgleichbar. (Philip Pramer, 14.12.2023)