Ein Kind trinkt aus der Tasse und isst ein Butterbrot.
Wer stellt dem Kind Kakao und Jause hin? Familienarbeit ist in Österreich zwischen Männern und Frauen noch bei weitem nicht fair verteilt.
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Männer verrichten heute kaum mehr unbezahlte Arbeit als vor 14 Jahren. Das ist ein ernüchterndes Ergebnis der aktuellen Zeitverwendungsstudie, die nun endlich erschienen ist. Frauen verbringen fast zwei Stunden länger mit Hausarbeit, Kinderbetreuung oder Unterstützung anderer Erwachsener, die Hilfe brauchen.

Der Ruf nach Maßnahmen ist – mit Ausnahme der FPÖ – von den Oppositionsparteien und auch den Grünen laut und inhaltlich längst bekannt. Zum Beispiel der nach einem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr oder eine bessere Verteilung der Karenzzeiten. Vor allem Letzteres wäre angesichts eines wichtigen Details der Erhebung besonders wichtig: Auch wenn Männer und Frauen gleich viel Erwerbsarbeit leisten, erledigen Frauen zwei Drittel der unbezahlten Arbeit und Männer nur ein Drittel.

Kaum Väterkarenzen

Und das hängt mit den in Österreich offensichtlich sehr konservativen Geschlechterbildern zusammen. Wenn Männer Hausarbeit und Kinderbetreuung noch immer nicht als ihr Ding betrachten, dann helfen auch mehr Kinderbetreuungsplätze und ein Rechtsanspruch darauf nur bedingt. Wenn sich nichts daran ändert, dass sich Frauen automatisch mehr für ihre Kinder zuständig fühlen und Männer deutlich weniger, dann rackern sich Frauen halt künftig öfter Vollzeit im Job ab und erledigen trotzdem noch das meiste daheim. Fortschritt ist das sicher keiner.

Deshalb muss eine der zentralen Aufgaben künftiger Gleichstellungspolitik sein, Väter endlich in Karenz zu bringen. Die Zahlen dazu sind in Österreich schlichtweg peinlich: Bei acht von zehn Paaren in Österreich geht der Vater gar nicht in Karenz und bezieht nie Kinderbetreuungsgeld. Nur ein Prozent der Väter geht länger als sechs Monate in Karenz, das Gros derer, die in Karenz gehen, tun dies nur zwei Monate.

Das Wissen ist da

Studien zeigen aber, je länger Männer in Karenz sind und sich allein um die Kinderbetreuung kümmern, desto eher tun sie das auch, wenn beide Eltern wieder arbeiten. Die Bundesregierung hat zwar erst heuer bei den Karenzen nachgebessert, bringen wird das aber wohl nicht viel. Bei einer zweijährigen Karenz muss der andere Elternteil zumindest zwei Monate Karenzzeit in Anspruch nehmen. Ambitionen sehen anders aus, zudem ist die türkis-grüne Bundesregierung damit auch nur einer "Work-Life-Balance-Richtlinie" der Europäischen Union nachgekommen. Sie musste halt.

Einer progressiven Frauenpolitik würde in die Hände spielen, dass es inzwischen viel Wissen über geschlechterspezifische Arbeitsteilung und wirkungsvolle Maßnahmen gibt. Man müsste das alles nur einmal ernsthaft in Angriff nehmen. Sonst stehen wir bei der nächsten Erhebung darüber, wer wie viel Arbeit ohne Lohn verrichtet, wieder gleich da. (Beate Hausbichler, 19.12.2023)