Es geht um Anteile an Österreichs weitaus größter und wohl auch politisch einflussreichster Tageszeitung. Die Signa-Gruppe will ihre Medienbeteiligungen verkaufen – dazu zählen Minderheitsbeteiligungen an der "Kronen Zeitung" und am "Kurier". Das kündigte der Sanierungsverwalter der Signa Holding GmbH, Christof Stapf, am Dienstag in der Gläubigerversammlung an.

Haselsteiner winkt ab

Nach STANDARD-Informationen aus mehreren Quellen sind die österreichischen Mitgesellschafter der beiden Zeitungen – "Krone"-Familie Dichand und "Kurier"-Mehrheitseigentümer Raiffeisen – an den Anteilen interessiert. Das Vorkaufsrecht dürfte aber bei der deutschen Funke-Mediengruppe liegen, die die Anteile 2019 an die Signa verkauft hat. Aber auch Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner zeigte schon früher Interesse an der "Krone" - er winkt aber auf STANDARD-Anfrage ab.

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Die Signa will ihre Beteiligungen an "Krone" und "Kurier" verkaufen.
Harald Fidler

"Einige Beteiligungen der Signa Holding werden mit der Zustimmung der Schuldnerin einer Verwertung zugeführt werden", heißt es einer Mitteilung des Sanierungsverwalters bei René Benkos strauchelndem Konzern, mit dem Nachsatz: "Dies betrifft insbesondere die Medienbeteiligungen."

Worum es geht

Die "Kronen Zeitung" gehört zu 50 Prozent der Gründerfamilie Dichand. Die anderen 50 Prozent hält eine Holdinggesellschaft der deutschen Funke-Mediengruppe, die in Deutschland Regionalzeitungen und eine Vielzahl von Illustrierten besitzt. In dieser Funke-Holdinggesellschaft liegen auch rund 49 Prozent am "Kurier". Dort hält eine knappe Mehrheit die Raiffeisen-Gruppe.

An der Funke-Holdinggesellschaft hält die Signa-Gruppe seit 2019 49 Prozent der Anteile – durchgerechnet also fast ein Viertel an "Krone" und "Kurier".

Neben kleineren deutschen Medienbeteiligungen geht es nun mit Sicherheit um diese beiden österreichischen Beteiligungen – und möglicherweise um eine Option auf die übrigen Funke-Anteile, die beim Einstieg der Signa in diese Firma 2019 vereinbart wurden.

Video: Erste Gläubigerversammlung bei Signa Holding.
APA

Preisfrage "Krone"

Die Vorkaufsrechte für die bereits übertragenen Anteile dürften bei der Funke-Gruppe liegen, die sich bisher auf vielfache Anfragen nicht inhaltlich zu den Entwicklungen bei Signa äußerte. So auch am Dienstag nicht zur Frage, ob sie die Anteile zurückkauft - und unter welchen Bedingungen.

Die Signa zahlte 2019 laut mehreren Quellen rund 80 Millionen Euro für die 49 Prozent. Über geschäftliche Aspekte hinaus gebildete Preise in diesen Dimensionen dürften heute kaum erzielbar sein, der "Krone"-"Kurier"-Verlag schrieb zuletzt deutliche Verluste.

Die Funke-Gruppe vereinbarte nach STANDARD-Infos schon 2019 mit der Signa eine Option auf die übrigen Anteile an ihren Österreich-Beteiligungen (für kolportiert weitere 80 Millionen Euro). Sobald aber die Funke-Gruppe den bestimmenden Einfluss auf ihre "Krone"-Anteile durch Verkauf weiterer Prozente als 49 abgibt, hat die Familie Dichand laut gültigen Verträgen unter den Gesellschaftern ein Vorkaufsrecht auf diese Anteile. Das ist aber auch eine Frage des Preises – die Dichands boten mehrfach für die Anteile, aber zu einem weit geringeren Preis.

Update: Die Signa hat die Beteiligungen an "Krone" und "Kurier" inzwischen von 90 Millionen Euro auf 45 Millionen Euro abgewertet, war bei der Gläubigerversammlung am Dienstag zu erfahren.

Dichand/Raiffeisen-Koalition

Mit der nun deklarierten Verkaufsabsicht der Signa-Gruppe könnte eine alte Koalition von Interessenten wieder aufleben: Vor dem Signa-Einstieg 2019 bemühten sich Familie Dichand und Raiffeisen nach STANDARD-Informationen um einen Kauf der Funke-Anteile. René Benko überbot sie damals offenkundig. Und die Funke-Gruppe verkaufte auch lieber an einen Dritten als an die Dichands, mit denen sie seit Jahrzehnten bei der "Krone" um Gewinngarantien und andere Vorrechte für die Gründerfamilie streitet, unter anderem an die zehn Millionen jährlicher Garantiegewinn. Den muss die Funke-Gruppe überweisen, wenn sie die "Krone" nicht erwirtschaftet.

Dichands haben bei Funke noch was offen

Seit dem Geschäftsjahr 2018/19 blockiert die Funke-Gruppe die Gewinnausschüttungen der "Krone" und damit auch jene an die Dichands. Für dieses Geschäftsjahr erstritten die Dichands den Garantiegewinn schon bei einem für solchen Gesellschafterstreit zuständigen Schiedsgericht, er wurde Anfang 2023 überwiesen. Schiedsverfahren über die Geschäftsjahre seither laufen oder sind in Vorbereitung. Bei Erfolg für die Dichands kommen da rasch 40 bis 50 Millionen Euro Außenstände für die Funke-Gruppe zusammen, die man gegen "Krone"-Anteile abtauschen könnte.

Nach STANDARD-Informationen sind Dichands und Raiffeisen auch nun wieder interessiert, der Funke-Gruppe und der Signa ihre Anteile abzukaufen – wenn man sich bei den Preisvorstellungen trifft. Raiffeisen ist auch einer der großen Gläubiger von Signa.

Kommt ein solcher Deal zustande, könnte Raiffeisen als Mehrheitseigentümerin des "Kurier" wettbewerbsrechtlich relativ einfach ihre Anteile beim "Kurier" aufstocken, die Dichands wohl auch bei der "Krone". Wenn aber Raiffeisen im Zuge eines solchen Deals Anteile an der "Krone" übernehmen will und die Dichands womöglich beim "Kurier", könnte es vor den Kartellbehörden schon etwas komplizierter werden. Allerdings sind "Krone" und "Kurier" längst zeitungswirtschaftlich im gemeinsamen Verlag Mediaprint verbunden, der ihnen zu je 50 Prozent gehört.

Haselsteiner und "Krone"

Dieses relativ logische Szenario könnte aber durchaus noch durcheinanderkommen, wenn Interessenten mehr bieten, als die involvierten Player wollen oder können. Strabag-Gründer und Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner etwa zeigte früher schon ein Interesse an der "Kronen Zeitung", die frühere Übersiedelung seiner Beteiligung aus der Signa Prime in die Holding soll ihn auch mit Perspektive auf deren "Krone"-Anteile erfreut haben.

Ist Haselsteiner an den "Krone"-Anteilen der Signa interessiert, wenn sie im Zuge der Verwertung zu haben sind, fragte DER STANDARD bei ihm an. Der Strabag-Gründer ließ ausrichten, er habe "keine diesbezüglichen Absichten".

Medienbeteiligungen in Deutschland: "Ada" und "Ostthüringer Zeitung"

Die Verwertungspläne betreffen auch die in Innsbruck angesiedelte Signa Medien Holding. Sie hält Anteile an der "Ostthüringer Zeitung" – wohl als Treuhänderin für die Funke-Gruppe, die dort die Mehrheit hält. Die Signa Medien Holding ist auch an der deutschen Bildungsplattform "Ada" beteiligt, gegründet von Miriam Meckel, Léa Steinacker und Verena Pausder. Geschäftsführer der Signa Medien Holding ist der lange für Springer tätige Medienmanager Christoph Keese. (fid, 19.12.2023)