Innerkirchlich ein großer Fortschritt: Die katholische Kirche erlaubt die Segnung homosexueller Paare.
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Weihnachten als Fest der Hoffnung: Jahr für Jahr warnen Expertinnen und Experten – von den Bibelkundigen bis zu den Sozialarbeitern – davor, den 24. Dezember samt umgebenden Feiertagen diesbezüglich zu überfrachten. Etwa dann, wenn aus vagen Hoffnungen konkrete Erwartungen werden: "Im neuen Jahr wird alles besser." Das ist ein wenig riskant, denn 2024 gibt es 366 Tage, an denen diese Erwartungshoffnung enttäuscht werden kann.

Das alte Jahr war für viele Menschen ein schwieriges, man wird ihm nicht nachtrauern. Und doch sind, auch jetzt, zuletzt, Dinge geschehen, die hoffen lassen. Auf dass sich manches, wenn schon nicht zum Guten, so zumindest zum Besseren wenden könnte.

Etwa in der katholischen Kirche: Papst Franziskus erlaubt die Segnung homosexueller Paare. Das ist für säkular eingestellte Menschen maximal ein Quantensprung im physikalischen Sinne, vom Thema Gleichstellung ist man immer noch Lichtjahre entfernt. Gemessen in vatikanischen Dimensionen grenzt Franziskus’ Schritt fast schon an ein Weihnachtswunder.

Ebenfalls positiv ist, dass sich die EU-Mitgliedsstaaten, nach acht Jahren fruchtloser Streitigkeiten, auf eine Asylreform geeinigt haben. Natürlich ist auch hier Skepsis angebracht: Wie soll der Solidaritätsmechanismus funktionieren; was ist von den geplanten Asyllagern an den Außengrenzen zu halten; werden die geplanten Rücknahmeabkommen mit Drittstaaten funktionieren? All das bleibt über den Jahreswechsel ungelöst. Aber man darf hoffen, dass eine ewige Inspirationsquelle rechter Populisten so mit der Zeit versiegt.

Gute Nachrichten

Optimistisch stimmt auch die Tatsache, dass die EU Beitrittsgespräche mit der Ukraine aufnimmt – und sich langsam (sehr langsam) aufrafft, geopolitisch eine Rolle zu spielen. Wie man dabei mit ewigen Störenfrieden wie dem ungarischen Premier umgeht, bleibt ein Problem – aber hoffentlich kein unlösbares.

Der US-Bundesstaat Colorado hat Donald Trumps Hybris empfindlich gedämpft. Er darf nicht zu den Vorwahlen antreten, weil er, mit seiner Befeuerung des Sturms aufs Kapitol, einen Aufstand gegen die US-Verfassung mitgeplant habe. Die Begründung, die jeder vernünftige Demokrat unterschreiben kann, wird der von Trump auf konservativ gedrehte Supreme Court wohl nicht gelten lassen. Aber immerhin: Es zeigt, dass Trump nicht unausweichlich der nächste Präsident der USA sein muss. Man kann dem Postfaktischen, Postdemokratischen, Demagogischen etwas entgegensetzen.

Das gilt überall – auch im kleinen Österreich. Die beste Nachricht setzten zuletzt die Berliner Humboldt-Universität und das Meinungsforschungsinstitut Foresight ab: Die Spaltung der Gesellschaft ist nicht so schlimm, wie sie mitunter wirkt. Es gibt umstrittene Themen wie Migration und Klimaschutz. Aber auch hier verlaufen die Fronten fließend. In manchen Bereichen gehen Spaltungstendenzen sogar zurück.

Das zeigt, dass die meisten Menschen mit dem "System", das manche so wütend bekämpfen, im Grunde einverstanden sind. Denn "das System", damit sind Demokratie, Rechtsstaat, Toleranz und Liberalität gemeint. Die Demokratie ist stark, weil die Mehrheit der Menschen keine autoritären Systeme will. Das ist die größte Hoffnung von allen. (Petra Stuiber, 25.12.2023)