Auch wenn der Breitbandausbau (wie hier in Oberösterreich) stark vorangetrieben wird, nutzen zu wenige Menschen noch ihren Anschluss tatsächlich.
Foto: BBOÖ Breitband Oberösterreich

In Österreich sind Vergleiche seit je her heiß begehrt, vor allem die Regierung greift immer wieder gerne zum "Aber Österreich ist besser als..."-Argument, wenn es gilt wenig erfreuliche Fakten schönzureden. Österreich gibt bei staatlichen Hilfen mehr aus als Deutschland und irgendwo wird die Inflation schon höher sein als bei uns.

So war auch der Jubel groß, als Österreich beim Index für digitale Entwicklung europaweit auf dem zehnten Platz landete, also im gehobenen Mittelfeld. Aber schon bei der Präsentation der Ergebnisse im Sommer war klar: Österreich muss vor allem in der Netzinfrastruktur mehr tun, sonst droht im internationalen Vergleich der Absturz. Die größte Hürde war nach wie vor die Versorgung mit höheren Geschwindigkeiten in ländlichen Gebieten. Nun zeigt in Blick in die Statistiken des Netzanalyseunternehmens Ookla, dass Österreich im Praxisvergleich tatsächlich abrutscht.

Spitzenreiter ist drei Mal so schnell

Den meisten Menschen dürfte Ookla für den Test der Netzgeschwindigkeit ein Begriff sein. Das Unternehmen bietet diesen Test freilich nicht uneigennützig an und sammelt eifrig Daten über Verbindungsgeschwindigkeiten, Netzabdeckungen und Latenzzeiten. Daraus wird Monat für Monat ein globaler Index erstellt, der die Ist-Situation nach Ländern darstellt – und diese ist für Österreich aktuell wenig schmeichelhaft.

In der jüngsten Publikation des Analyseunternehmens hat sich Österreich im Bereich des Festnetzinternets um einen Platz verschlechtert und liegt nurmehr auf Platz 59 von 181 Ländern. Mit einer Mediangeschwindigkeit von 83,29 Mbps liegt Österreich knapp vor Grenada und hinter Paraguay.

Österreichs mobile Netze schneiden traditionell deutlich besser ab, aber auch hier rutscht das Land um vier Plätze ab und belegt nur noch den 31. Rang. Mit 76,73 Mbps Downloadgeschwindigkeit im mobilen Netz, liegt Österreich knapp hinter Frankreich und vor Lettland. Spitzenreiter sind übrigens die Vereinigten Arabischen Emirate mit 324,92 Mbps. Im Festnetzbereich führt Singapur mit einer Mediengeschwindigkeit von 263,52 Mbps, also dem Dreifachen von Österreich.

Laut dem Vergleich von Ookla ist das Festnetzinternet von Magenta mit 156,33 Mbps am schnellsten, gefolgt von Liwest mit 89,31 Mbps. Auch im Mobilbereich gibt es eine Überraschung: Ookla hat ausgewertet, welche Smartphones im Schnitt die höchsten Datenübetragungsraten erreichten. Dabei lag Apple deutlich vor Samsung, gefolgt von Xiaomi.

Die Top 10 im Festnetzbereich (Mbps)

Das Problem mit Glasfaser

Fairerweise muss aber dazu gesagt werden, dass im Vergleich von Ookla die Praxiswerte herangezogen werden, nicht was theoretisch möglich ist. Warum das den Test vor allem beim Festnetz-Vergleich nach unten verzerrt, ist relativ einfach erklärt: Es wird in Österreich aktuell intensiv am Ausbau des des Glasfasernetzes gearbeitet, aber die Take-Up-Rate ist sehr gering. Laut dem Digital Economy and Society Index (DESI) erreichte die FTTP-Abdeckung (Glasfaser bis zum Gebäude) in Österreich 2023 36,6 Prozent.

Das stellt zwar eine Verbesserung von rund neun Prozentpunkten dar, liegt aber immer noch erheblich unter dem EU-Durchschnitt. Denn europaweit verfügen 55 Prozent aller Haushalte über einen theoretischen Glasfaseranschluss. Theoretisch deshalb, weil nur 28,3 Prozent der Haushalte in Österreich einen Glasfaseranschluss nutzen. Nur in Kroatien und Griechenland fällt die Take-Up-Rate geringer aus.

Die Take-Up-Raten in Österreich gehören zu den geringsten in der Union.
DESI

Das liegt vor allem am hierzulande überdurchschnittlich gut ausgebauten Mobilfunknetz: Herr und Frau Österreicher und alle, die hier leben, sind mit ihren vergleichsweise günstigen und einfach zu installierenden Mobilfunk-Würfeln sehr zufrieden und trennen sich nur ungern davon. Und: Für einen Cube muss man keine Leitungen verlegen und Löcher in die Hauswand bohren.

Mobilfunk wird aber bei der Erreichung des Gigabit-Zieles aber eine eher untergeordnete Rolle spielen, weshalb aktuell massiv in den Breitbandausbau investiert wird. Allein schon die großen Player am Markt werden bis 2030 rund sechs Milliarden Euro in FTTP investieren - und da sind regionale Angebote, etwa von Energieversorgern, noch gar nicht eingerechnet.

Bleibt also nur noch der Vergleich mit Deutschland. Im Mobilfunkbereich liegt das große Nachbarland mit Rang 45 deutlich hinter Österreich. (pez, 25.12.2023)