Der Skibus in Obertauern ist gut gefüllt. Viele Gäste nützen das kostenlose Angebot.
Stefanie Ruep

Der Zug fährt im Bahnhof Radstadt ein. Die Türen öffnen sich, und etliche Fahrgäste mit Skiern unter den Armen steigen aus. Für die Skitourengeherinnen reicht die Viertelstunde Wartezeit auf den Anschlussbus aus, um aufzufellen. Zwei Skifahrer wärmen sich in der Zwischenzeit mit einem Automatenkaffee auf. Der Bus 270 Richtung Obertauern fährt pünktlich vom Bahnhof ab. In den folgenden Stationen vor den Hotels füllt sich der Bus immer mehr mit Skigästen, die mit ihren Skischuhen etwas ungelenk in den Bus stolpern und steigen. Tickets brauchen sie nicht, denn die Anfahrt mit Wintersportausrüstung ist in Obertauern gratis.

Dass man für einen Winterurlaub mit Übernachtung kein Auto mehr zur Piste braucht, war in den letzten Jahren dank der Skishuttlebusse, die vor den Hotels halten, in vielen Wintersportorten bereits Usus. Nun erweitern immer mehr Skiregionen das Angebot auch auf die einheimischen Tagesskigäste, die teilweise gratis oder vergünstigt mit Bus und Bahn zur Piste fahren können, entweder in Kombination mit einem gültigen Skiticket oder in Wintersportkleidung.

Öffiticket gratis dazubuchen

In sechs Salzburger Skigebieten ist die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aus dem gesamten Bundesland heuer kostenlos. Wer im Snow Space Salzburg, der Region Hochkönig, in Zauchensee-Flachauwinkl, Gastein, Dorfgastein-Großarltal sowie bei den Rauriser Hochalmbahnen ein Ski- oder Skitourenticket kauft, kann ein Öffi-Ticket ohne Mehrkosten dazubuchen. Ermöglicht wird das durch eine Kooperation der Skigebiete mit dem Land Salzburg und dem Salzburger Verkehrsverbund (SVV). Im Vorjahr lief das Pilotprojekt im Snow Space in Wagrain, St. Johann und Flachau erfolgreich an. Mehr als 3000 Öffi-Tickets wurden von den Skifahrerinnen und Skifahrern kostenlos genutzt.

In Saalbach wird der Postbus zum kostenlosen Skibusse bis zur Piste, um dann runterzuwedeln.
APA/BARBARA GINDL

Auch in den Skigebieten ist längst angekommen, dass die Bergbahnen in Sachen Nachhaltigkeit Aufholbedarf haben. Laut einer Studie der Technischen Hochschule Zürich, verursachen allein die An- und Abreise 75 Prozent der CO2-Emissionen eines Skiurlaubs. Immer mehr Skigebiete werben deshalb auch mit der Öffi-Anreise und bieten kostenlose Shuttlebusse oder Kombitarife an.

Angst vor Tunnelbaustelle

In Salzburg kommt die Aktion auch aus einem anderen Grund zur richtigen Zeit. Denn die Tunnelbaustelle auf der Tauernautobahn (A10) zwischen Golling und Werfen hat zur Hauptreisezeit im Sommer bereits zu mehreren Stunden Verzögerung geführt, und auch die Skiurlauber blieben nach Weihnachten von Staus nicht verschont. In den Skigebieten hat die Sanierung von fünf Tunneln die Befürchtung ausgelöst, dass Tagesgäste komplett ausbleiben. Damit das nicht passiert, wurde das Öffi-Angebot ordentlich aufgestockt und beworben.

Seit 30. Dezember gibt es zur Verstärkung außerdem einen Wochenendskizug ins Gasteinertal. Der Zug startete um 6.32 Uhr in Straßwalchen und fährt über Salzburg nach Bad Gastein, wo die Piste in nur fünf Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt liegt. Im Innergebirge fahren Shuttlebusse in die Skigebiete ohne eigenen Bahnhof. So werden etwa die Postbusse nach Saalbach-Hinterglemm, Kaprun oder Hochkönig zum kostenlosen Skishuttle. In einigen Wintersportorten wurden zudem zusätzliche Shuttlebusse eingerichtet.

Liftkarte ist auch Zugticket

In Kärnten gibt es ebenfalls die kostenlose Zugfahrt zur Piste: Aus dem ganzen Bundesland kommt man mit der S-Bahn-Linie der ÖBB kostenlos auf die Gerlitzen Alpe. Die Saisonkarten und Online-Tageskarten gelten gleichzeitig als Zugticket auf dem Weg zum Skifahren. Aber auch der Mölltaler Gletscher, das Nassfeld oder Heiligenblut am Großglockner sind autofrei erreichbar. Mit gültigem Skiticket sind die Skibusse gratis.

Mit Ski in die S-Bahn und weiter ins Skigebiet geht in Salzburg nun kostenlos.
Stefanie Ruep

Auch Wintersportler aus dem oberösterreichischen Zentralraum erreichen Skigebiete problemlos mit den Öffis. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember verbindet etwa die Buslinie 534 im Winter den Bahnhof Grünau mit der Talstation der Kasbergbahnen. Aus Gmunden gibt es über Scharnstein ebenfalls eine direkte Buslinie. Im Almtal sind die Busse für Wintersportler ebenso gratis wie die Skibusse in Hinterstoder und auf die Wurzeralm. Die etwa eineinhalbstündige Anreise aus Linz ist für Schüler mit dem Jugendticket ebenfalls kostenlos. Zwei Elternteile und alle Kinder unter 15 Jahren bezahlen dank Familienregelung den Tageskartenpreis eines Erwachsenen von 28,80 Euro.

Von Wien aus ist öffentlich recht schnell der Semmering erreicht. Hier bringt der Zauberbergshuttle Skigäste gratis vom Bahnhof zur Piste auf der Passhöhe. Auch in den Ennstaler Skigebieten zwischen Gröbming, Hauser Kaibling, Planai und Reiteralm verkehren regelmäßig Skibusse. Mit einem gültigen Skipass fährt man zum Nulltarif. In Innsbruck stehen die Leute ebenfalls vielerorts an den Haltestellen mit Skiern in der Hand. Denn der Skibus bringt sie gratis ins Skigebiet. Von Innsbruck fahren etwa direkte Busse ins Stubaital, ins Kühtai oder zu den Bergbahnen der Axamer Lizum..

Kombi-Tickets in 15 Skiorten

Dass durch die Fahrt mit den Öffis ins Skigebiet Staus und die Parkplatzsuche entfallen, wissen auch die Skibegeisterten in Vorarlberg. Mit einem gültigen Öffi-Ticket erhält man in vielen Skigebieten aber auch Ermäßigungen. Dazu braucht man lediglich beim Fahrscheinautomaten oder beim Busfahrer kostenlos ein Skipass-Bonus-Ticket lösen. Auf dem Arlberg, in Lech Zürs und Sonnenkopf gibt es damit zehn Prozent Nachlass, im Bregenzerwald drei, im Skigebiet Bödele zwei Euro.

Österreichweit gibt es für die Zugfahrt ins Skigebiet außerdem von den ÖBB Kombi-Tickets für Fahr- und Liftkarte, in insgesamt 15 Skiorten. Darunter sind Klassiker wie St. Anton am Arlberg, Schladming oder Kitzbühel. Neu im Programm sind die Skigebiete Seefeld in Tirol und die Tauplitz in der Steiermark. Die Abfahrt kann von allen ÖBB-Bahnhöfen in Österreich gebucht und, wo notwendig, auch mit dem Postbus kombiniert werden. (Stefanie Ruep, 6.1.2024)