Frau arbeitet an Laptop
In Wissenschaft und Forschung sind Frauen teilweise noch unterrepräsentiert. Das soll durch Förderprogramme geändert werden.
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Lohnt es, an einem Leadership-Programm teilzunehmen? Wer einmal eines besucht hat, weiß, dass man diese Frage davor kaum, danach aber sehr gut beantworten kann, heißt es. Denn es ist eine Mischung aus neuen Erfahrungen und neuen Werkzeugen, die man kennen- und einsetzen lernt und die dann den gewissen Unterschied ausmachen. Ein Wow-Effekt: Man ist klarer, traut sich mehr zu und kommt dann in der Regel auch weiter.

So oder so ähnlich berichten es auch Teilnehmerinnen des Innovatorinnen-Leadership-Programms der Österreichischen Forschungsgesellschaft FFG, das sich speziell an Frauen richtet, die im Bereich der angewandten Forschung und Innovation Karriere machen. "Wir haben gerade den dritten Leadershipdurchgang abgeschlossen", sagt Charlotte Alber, FFG-Expertin für Innovatorinnen und Co-Creation. "Unsere begleitende Evaluierung zeigt, dass bereits in kürzester Zeit rund 94 Prozent der Teilnehmerinnen Klarheit für sich haben und dadurch gezielter vorankommen."

Gründerin trifft Uni-Professorin

Das Schöne dabei: "Es gelingt ihnen danach tatsächlich, ihre Leadershiprollen im F&I-Bereich auszubauen", sagt Alber. "Eine Teilnehmerin hat einmal gesagt, das Programm verleihe Flügel. Aus meiner Wahrnehmung sind die Flügel bei allen längst da. Wir bieten nur den Freiraum, sich zu fokussieren, und einen Werkzeuggürtel an Leadership-Skills." Eines der stärksten Elemente des Innovatorinnen-Leadersphip-Programms seien die Teilnehmerinnen selbst. "Im Zuge der Auswahl versuchen wir, ganz unterschiedliche Menschen zusammenzubringen", sagt Alber. Eine Dissertantin treffe auf eine Abteilungsleiterin, eine Gründerin auf eine Uni-Professorin, eine Social-Entrepreneurin auf eine Forscherin.

Alle kommen aus einer Vielfalt von Disziplinen und stehen an verschiedenen Karrierestufen, aber sie teilen ein Mission-possible-Mindset. "Wir schweißen sie in den Workshops zu einer Gruppe zusammen, die auch nach der Teilnahme durch dick und dünn gehen kann." Inzwischen vernetzen sich die Jahrgänge im Alumnae-Netzwerk bereits jahrgangsübergreifend. "Das ist ein riesiger Schatz an Kontakten, Expertisen und potenziellen Projektpartnerinnen, auf den man jederzeit zurückgreifen kann", sagt Alber.

Spezielle Förderprogramme

Dass es noch immer spezielle Frauenförderprogramme braucht, hat einen Grund: Obwohl die Absolventinnenzahlen an den Universitäten und Fachhochschulen hoch sind, finden sich noch immer relative wenige Frauen in gestaltenden Rollen in der anwendungsorientierten Forschung, als Unternehmerinnen, als Führungskräfte im Technologiebereich oder als Leiterinnen in drittmittelfinanzierten Projekten. Im FFG-Programm erleben die Teilnehmerinnen umfassende berufliche und persönliche Weiterentwicklung.

Dies beinhaltet das Knüpfen neuer Netzwerkkontakte und das Erreichen größerer Einflussmöglichkeiten beim Realisieren von Projekten und Initiativen. Das Programm besteht aus drei aufeinander aufbauenden Modulen, die Vision ("Groß denken!"), die Mission ("Mission possible") und die Umsetzung ("Losstarten"), und wird durch Onlinetreffen oder den Besuch von Netzwerkveranstaltungen ergänzt.

Karriereziele setzen und erreichen

Gut kommen laut Feedbacks dabei vor allem Workshops fürs Empowerment-Coaching oder Systeminnovationsdenken, aber auch Einheiten zu Themen wie "The Stage is Yours", das Lust auf Auftritt und Sichtbarkeit machen soll, an. Positiv sei auch die klare Struktur des Programms, durch die Führungsqualitäten Schritt für Schritt aufgebaut werden können. Der Schwerpunkt des Programms liegt nicht auf der Entwicklung von Geschäftsmodellen. Es nehmen zwar öfter F&I-Unternehmerinnen oder Frauen mit Gründungsvorhaben teil und setzen dieses auch um. Dabei seien bereits eine Reihe interessanter Start-ups und Spin-offs entstanden.

Das Gründen stehe aber nicht im Vordergrund. Es geht um das Setzen und Erreichen eigener Karriereziele im F&I-Bereich. Aufnahmekriterium Nummer eins: Die eigene Forschungs- und Innovationsmission dürfe am Anfang durchaus noch vage sein, "sie sollte aber größer gedacht sein als eine Unternehmensgründung oder ein einzelnes Projektvorhaben", sagt Alber. Anmeldungen für den vierten Jahrgang 2024 sind noch bis zum 7. Jänner 2024 möglich. (Norbert Regitnig-Tillian, 5.1.2024)