Wer die Kosten senken wolle, müsse sagen, wo er ansetzen möchte, sagt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian.
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ÖGB-Chef Wolfgang Katzian poltert wieder. Er spricht sich gegen eine Senkung der Lohnnebenkosten aus, wie sie von Arbeitgebern gefordert wird. Die Debatte gehe ihm "schon wirklich am Hammer", sagte Katzian zu Ö1. Die Beiträge der Arbeitgeber zur Sozial- und Krankenversicherung finanzieren schließlich Leistungen für die Allgemeinheit. Sie einfach zu streichen geht nicht. Katzian hat hier natürlich einen Punkt – und liegt mit seiner starren Haltung doch falsch.

Österreichs Steuer- und Abgabensystem steht auf zwei Säulen: Belastet werden Konsum und Arbeit. Unter allen Industrieländern ist Österreich hinter Belgien, Frankreich und Deutschland das Land mit der vierthöchsten Abgabenlast auf Arbeit. Hier an Schrauben zu drehen würde sich auszahlen. Wenn die Teilzeit wie erwartet weiter zunimmt, wird die Finanzierung des Sozialstaates auf bisherige Weise schwierig. Arbeit und Kapital dort zu entlasten, wo sie produktiv eingesetzt sind, schafft zudem Jobs und macht Investitionen interessanter.

Angesetzt werden müsste dabei nicht bei der Sozialversicherung: Betriebe zahlen sieben Milliarden Euro Abgaben für Familienleistungen – hier könnte entlastet werden. Wofür sich die Gewerkschaft starkmachen müsste, ist, dass im Gegenzug neue Geldquellen erschlossen werden und die Rechnung nicht nur an den Beschäftigten hängenbleibt: Fällig ist eine Erbschaftssteuer, auch höhere Klimasteuern wären eine Option. (András Szigetvari, 3.1.2024)