Judith Godrèches in
Judith Godrèches in "Icon of French Cinema" – zu sehen in der Arte-Mediathek.
Arte

In französischen Serien hat sich ein kleines Nebenfach entwickelt: die Selbstbespiegelung der eigenen Branche. In Call My Agent erlaubten die Mitglieder einer Schauspielagentur einen Blick auf die mitunter recht profane Welt des Showbusiness mit liebenswert-schrulligen bis nervenzer­rüttend-egozentrischen Berühmtheiten, die sich in Gastauftritten selbst darstellen. Vom Aufstieg einer Film­ikone erzählt die Netflix-Serie Bardot. Die Härten des Balletttanzens bringt L'Opéra näher.

Wie es ist, wenn Ruhm und Ehre unwiederbringlich zu verblassen drohen, erzählt Icon of French Cinema, zu sehen derzeit in der Arte-Mediathek. Schon die Ausgangs­lage ist ungewöhnlich: Die 51-jährige Judith Godrèche spielt darin sich selbst, eine Schauspielerin, die nach einem US-Aufenthalt zurück in Frankreich Fuß fassen will und dabei feststellt, dass das so einfach nicht ist. Ihre Versuche, eine ihr versprochene Rolle nicht zu verlieren, scheitern aufgrund von Naheverhältnissen – etwa zum ebenfalls in der Branche tätigen Ex und gefragteren Mitbewerberinnen (Juliette Binoche!).

Die fiktive Tochter Zoé will sich unterdessen als Tänzerin einen Namen machen, in dem sexualisierten Umfeld sieht Judith ihre eigene Vergangenheit hochkommen. Godrèche hatte als Minderjährige mehrere Jahre eine Beziehung mit dem viel älteren Regisseur Benoît Jacquot. Die Schauspielerin, die auch das Drehbuch schrieb und Regie führte, verarbeitet hier eigene und beobachtete #MeToo-Erfahrungen.

Die Umsetzung schafft sie mit so viel Charme und Offenheit, dass man die sechs 30-minütigen Folgen in einem durchschauen muss. C’est magnifique! (Doris Priesching, 5.1.2024)

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