Das US-amerikanische Unternehmen Astrobotic hat am Montag seinen ersten kommerziellen Lander Peregrine auf den Weg zum Mond geschickt. Die Firma, die im Auftrag der US-Weltraumbehörde Nasa Geräte zum Erdtrabanten liefern soll und auch Fracht weiterer Nationen und Unternehmen an Bord hat, will in wenigen Wochen die erste kommerzielle Mondlandung schaffen. Der Start Montagfrüh klappte zunächst wie am Schnürchen.

Nach der erfolgreichen Trennung von der Rakete ist es dem Unternehmen zufolge aber zu einer Störung gekommen die verhindert habe, dass die Sonde eine stabile, der Sonne zugewandte Position einnehmen konnte. Das Team analysiere derzeit alle Daten, teilte Astrobotic am Montagnachmittag mit. Als wahrscheinliche Ursache des Problems werde eine Antriebsanomalie angenommen, die auch die Landung der Sonde beeinträchtigen könnte.

Vulcan Peregrine Astrobotic ULA
Der Erstflug der neuen Trägerrakete Vulcan Centaur brachte am Montag den kommerziellen Mondlander Peregrine ins All. Die Rakete der United Launch Alliance, eines Joint Venture von Boeing und Lockheed Martin, soll künftig die Trägerraketen Delta IV und Atlas Versetzen.
AFP/CHANDAN KHANNA

Der Start am Montagmorgen war selbst eine Premiere: Peregrine startete an Bord der neuen Trägerrakete Vulcan Centaur des Herstellers United Launch Alliance (ULA) vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral. Die Entwicklung der gut 60 Meter hohen Vulcan-Trägerrakete mit Triebwerken der Weltraumfirma Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos dauerte zehn Jahre, der Erstflug verzögerte sich immer wieder. Sie soll künftig die Atlas-V-Trägerrakete der ULA ablösen und der wiederverwendbaren Falcon 9 von Space X Konkurrenz machen.

Wenn sich Peregrines Lageproblem lösen lässt, soll der Mondlander Ende Jänner in einem Mondorbit ankommen, die Landung ist am 23. Februar in einem Gebiet namens Sinus Viscositatis auf der erdzugewandten Mondseite geplant. Die Mission ist Teil des Commercial Lunar Payload Services Program (CLPS) der Nasa, einer Art kommerziellem Lieferdienst zum Mond, der den Aufbau einer dauerhaften lunaren Infrastruktur ermöglichen soll. Die Nasa hat mehrere Testgeräte an Bord des Peregrine-Landers, die der Vorbereitung ihrer eigenen Mondpläne dienen sollen. Darunter sind ein Strahlungsmessgerät, das Daten für spätere astronautische Landungen sammeln soll, und ein Neutronenspektrometer zur Messung von Wasserstoff im Mondboden.

Ambitionierte Mondpläne

Auch ein Massenspektrometer zur Untersuchung der Mondexosphäre ist an Bord des Landers, an diesem Instrument ist auch die Europäische Weltraumorganisation (Esa) beteiligt. Die Nasa will im Zuge der Mission unter anderem lokale Magnetfelder messen sowie thermische Eigenschaften und den Wasserstoffgehalt des Materials auf der Mondoberfläche erkunden. Geplant ist auch, Solaranlagen für künftige Mondmissionen zu testen.

Dies helfe dabei, "uns besser darauf vorzubereiten, bemannte Missionen zurück zum Mond zu schicken", erklärte Nasa-Wissenschafter Paul Niles. Im Rahmen des Artemis-Programms will die Nasa Ende 2024 drei Astronauten und erstmals auch eine Astronautin in einen Mondorbit schicken. Frühestens 2025 sollen dann nach derzeitigem Plan nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder Menschen auf dem Mond landen. Das langfristige Ziel von Artemis ist die Errichtung einer permanenten Mondbasis als Grundlage für Missionen zum Mars.

Wichtig ist dabei für die US-Raumfahrtagentur die Hilfe durch private Raumfahrtunternehmen. "Wir wissen nicht, wie viele dieser frühen Tests erfolgreich sein werden. Aber ich kann Ihnen sagen, dass diese amerikanischen Unternehmen technisch detailorientiert sind. Sie sind sehr geschäftstüchtig. Sie sind einfallsreich und motiviert", lobte Nasa-Programmchef Chris Culbert Astrobotic und weitere Partner. Die Firmen seien hochmotiviert, den Mond als Geschäftsfeld zu erobern. Garantiert ist der Erfolg aber nicht: Im April scheiterte eine private japanische Firma bei einer ähnlichen Mission.

Asche an Bord

Peregrine ist nur der erste von zahlreichen kommerziellen und staatlichen Starts zum Mond in diesem Jahr. Schon in den nächsten Wochen gibt es weitere Termine: Japan will am 19. Jänner mit der Mission Slim (Smart Lander for Investigating Moon), die schon im vergangenen September gestartet ist, die Mondoberfläche erreichen. Anfang Februar will auch die US-amerikanische Firma Intuitive Machines im Auftrag der Nasa zum Mond aufbrechen und die Konkurrenz von Astrobotic überflügeln: Geplant ist eine Landung des Mondmoduls Nova-C am 22. Februar – also just einen Tag vor dem Peregrine-Lander. Noch ist das Rennen um die erste weiche Mondlandung eines privaten Unternehmens aber nicht entschieden.

Das in Pittsburgh ansässige Unternehmen Astrobotic bringt Fracht auch für andere Unternehmen und Privatpersonen zum Mond. Das sorgt auch für Kritik: An Bord des Mondlanders sind auch Aschebehältnisse von zwei Weltraumbestattungsunternehmen, die zahlungskräftiger Kundschaft eine besondere letzte Ruhestätte versprechen. Daran stören sich wiederum Ureinwohner in den USA, für die der Mond eine wichtige Bedeutung hat: Der Präsident der Navajo Nation im Bundesstaat Arizona, Buu Nygren, schrieb eine Beschwerde an die Nasa und warnte vor einer Entweihung des Erdtrabanten.

Die Nasa bestätigte, dass man ein geplantes Gespräch mit den Navajo unterstütze, betonte aber auch, dass man angesichts der privaten Natur der Mission keinen Einfluss darauf habe, welche Fracht Unternehmen zum Mond bringen. (dare, APA, 8.1.2024)