Der Wintereinbruch mit großen Schneemengen blieb in Wien am Wochenende trotz Prognose aus. In Wien-Meidling wäre man allerdings trotzdem vorbereitet gewesen. "Könnt ihr euch noch daran erinnern, wann wir das letzte Mal unsere Rodelstraße in der Schwenkgasse hatten? Jetzt könnte es wieder so weit sein!", meldete die Bezirksvorstehung. Der Wetterbericht hatte genügend Schnee vorausgesagt – und auch, dass dieser liegen bleibt. Freitagmittag wurde daher die Schwenkgasse für den Verkehr gesperrt, Schranken wurden heruntergelassen und Heuballen zur Sicherheit der Rodelnden aufgebaut. Schnee ließ sich allerdings nicht blicken.

Schwenkgasse, Rodelstraße, Wien.
Hlinak

Den Montag wolle man noch abwarten, am Dienstag werde entschieden, wie es weitergeht, heißt es aus dem Büro von Bezirksvorsteher Wilfried Zankl (SPÖ): "Der öffentliche Raum ist für alle da, auch für Kinder. Es ist eine tolle Möglichkeit, dass Kinder in Meidling rodeln können. Die Rodelstraße ist außerdem charakteristisch für den Bezirk." Bleibt kein Schnee liegen, werde die Rodelstraße allerdings wieder aufgehoben.

Das Rodeln hat in Meidling tatsächlich Tradition. Die Schwenkgasse war die erste Rodelstraße, die in Wien eingerichtet wurde. Ende der 1950er-Jahre listete die Stadt 19 solcher Straßen, die bei Schneefall für den Verkehr gesperrt und zum Schlittenfahren freigegeben wurden, auf. Mittlerweile gibt es nur noch zwei davon.

Rodelstraße auf der Schwenkgasse, aufgenommen im Jahr 1955.
WStLA, Fotos des Presse- und Informationsdienste

Und auch diese standen Ende 2011 vor dem Aus. Wegen eines Rechtsgutachtens der MA 48 sollten die Rodelstraßen nicht mehr ausgerufen werden. Anrainerinnen und Anrainer protestierten. Besonders Eltern waren verärgert und starteten eine Bürgerinitiative. Im Dezember beschloss der Wiener Gemeinderat schließlich den Erhalt der Rodelstraßen – seither gibt es zusätzlich Hinweistafeln und Sicherheitsvorkehrungen, etwa die Strohballen.

Rodelstraße am Wiener Sankt-Ulrichs-Platz.
Oona Kroisleitner

Auch in der Wiener Innenstadt hoffte man am Montag noch auf Schnee. In Neubau befindet sich die zweite noch existente Rodelstraße Wiens. "Alle lieben rodeln! Wegen des Klimawandels ist es leider immer seltener bei uns in der Stadt möglich", sagte der grüne Bezirksvorsteher von Neubau, Markus Reiter. Der vergangene Dezember, in dem es in Wien stark geschneit hat, sei mittlerweile die Ausnahme.

Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) wartet noch auf genügend Schnee.
BV Neubau / Eder

"Aber wir geben nicht auf, die Rodelbahn am Sankt-Ulrichs-Platz bleibt. Sie zeigt einmal mehr, was ein verkehrsberuhigter öffentlicher Raum kann. Rodeln oder radeln, unsere Vision ist, dass die Kinder bei uns im Bezirk das vor der Haustüre lernen können", sagt der grüne Bezirkschef, der sich am Montag, den Schlitten dabei, selbst ein Bild machte. Die Rodelstraße in Neubau geht auf die Initiative von Thomas Blimlinger, Reiters Vorgänger und erster grüner Bezirksvorsteher Wiens, zurück.

Entscheidung nach Prognose

In Neubau ist die Ausrufung der Rodelstraße etwas unkomplizierter als in Meidling. Der Sankt-Ulrichs-Platz ist nämlich eine Fußgängerzone, im Unterschied zur Schwenkgasse, wo Autos fahren und parken. Ob die Straße für Schlitten freigegeben wird, werde auf Betreiben der Bezirksvorstehungen 48 Stunden im Voraus entschieden, heißt es vonseiten der MA 48. Möglich ist das grundsätzlich von November bis März. Basis sei die Wetterprognose der Geosphere Austria, die die MA 48 auch für die Planung des Winterdiensts auf den Straßen heranziehe, erklärt eine Sprecherin. Diese Vorhersage habe für vergangenen Sonntag zehn bis 15 Zentimeter Schnee prognostiziert: "Die meisten hätten sich anhand dieser Basis für die Einrichtung der Rodelstraße entschieden."

Will der Bezirk die Rodelstraße, rückt die MA 48 aus: In der Schwenkgasse werden die dort fix montierten Rodelstraßen-Schilder ausgeklappt. Das ist das Zeichen für Autolenkerinnen und -lenker, ihre Fahrzeuge aus der Straße zu steuern. Wer das binnen 48 Stunden nicht schaffe, werde in letzter Konsequenz abgeschleppt. "Das kann leider passieren. Aber wir setzen alle Hebel in Bewegung, um die Fahrzeughalterinnen und -halter zu finden, wir fragen zum Beispiel herum", sagt die Sprecherin. Dann werden zu Beginn und Ende des Rodelbereichs Schranken heruntergelassen und an den querenden Straßen physische Barrieren aufgestellt. Wer einen Garagenplatz hat, muss sich entscheiden: in der Garage bleiben oder das Auto in einer Seitengasse parken.

Schranken runter in der Schwenkgasse kündigt die Schlittenfahrten an.
Hlinak

Wann die Rodelstraße aufgelassen wird, ist ebenfalls Ermessenssache: Man schaue wieder die Prognose an und treffe eine Entscheidung, erklärt die MA-48-Sprecherin. Konkrete Werte, etwa die Temperatur betreffend, gebe es nicht. "17-mal auf- und zumachen werden wird aber natürlich nicht." Zahlen, wie oft in den vergangenen Jahren Rodelstraßen eingerichtet wurden, seien nicht vorhanden. Für die Schwenkgasse sei aber dokumentiert, dass dort zuletzt 2015 Schlitten gefahren wurde.

Schnupper-Skispringen für Kinder

Eine andere Wintersportart können Kinder übrigens nächstes und übernächstes Wochenende ausprobieren – und zwar auch ohne Schnee. Der Skisprungklub Wiener Stadtadler baut am 13. und 14. sowie am 20. und 21. Jänner im Ernst-Happel-Stadion eine kleine Schanze auf. Die Kinder springen dabei über eine echte Anlaufspur und landen dann auf einer Art Rasenteppich. Das Angebot richtet sich an Mädchen und Buben zwischen sechs und neun Jahren, eine Anmeldung ist erforderlich. (Oona Kroisleitner, Stefanie Rachbauer, 8.1.2024)