Der erste Mondlandeversuch der privaten Firma Astrobotic aus den USA ist wohl schon gescheitert, ehe das Vehikel die Nähe des Mondes überhaupt erreicht hat. Stunden nach dem erfolgreichen Start Montagfrüh vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida traten Probleme mit dem Mondlander Peregrine auf. Eine Störung des Antriebssystems verhinderte zunächst, dass die Mondsonde eine stabile Position einnehmen konnte, um ihre Solarzellen auf die Sonne auszurichten und ihre Batterie zu laden.

Noch besteht Kontakt zur Mondsonde Peregrin, sie schickte auch ein Selfie aus dem All. Doch der Kontakt dürfte angesichts eines Treibstofflecks demnächst abreißen.
AP

Dieses Problem ließ sich zwar beheben, doch inzwischen steht fest: Peregrine verliert Treibstoff. Um ihn stabil zu halten, müssen die Triebwerke des Lagekontrollsystems viel länger eingesetzt werden als vorgesehen – und das Ende dieser Notmaßnahme ist absehbar: Wenn die Triebwerke überhaupt so lange durchhalten, könnte Peregrine beim derzeitigen Spritverbrauch noch rund 40 Stunden auf die Sonne ausgerichtet bleiben, teilte Astrobotic in der Nacht auf Dienstag mit.

Dann ist Schluss. "Derzeit besteht das Ziel darin, Peregrine so nah wie möglich an den Mond heranzubringen, bevor es die Fähigkeit verliert, seine Position in der Sonne beizubehalten, und in der Folge seine Energie verliert", hieß es von dem Unternehmen, das im Auftrag der US-Weltraumbehörde Nasa und anderer zahlender Kunden Fracht zum Mond liefern wollte. Das heikle Landungsmanöver auf dem Erdtrabanten scheint unter diesen Umständen nicht mehr denkbar.

Nasa-Instrumente an Bord

Eigentlich hätte Peregrine Ende Jänner in einem Mondorbit ankommen und am 23. Februar landen sollen. Die Mission ist Teil des Commercial Lunar Payload Services Program (CLPS) der Nasa, einer Art kommerziellem Lieferdienst zum Mond, der den Aufbau einer dauerhaften lunaren Infrastruktur ermöglichen soll. Die Nasa hat mehrere Testgeräte an Bord des Landers, die der Vorbereitung ihrer ambitionierten Mondpläne dienen sollen.

"Jeder Erfolg und jeder Rückschlag sind Möglichkeiten, zu lernen und zu wachsen", sagte Nasa-Projektmanager Joel Kearns. "Dieses Lieferdienstmodell ist eine Premiere, und mit etwas Neuem ist auch ein höheres Risiko verbunden." Die Nasa sei weiterhin entschlossen, kommerzielle Anbieter bei der schwierigen Aufgabe zu unterstützen, wissenschaftliche und technologische Ausrüstung auf die Oberfläche des Mondes zu bringen.

Kopien von vier der fünf Nasa-Instrumente, die Peregrine geladen hat, sollen mit künftigen Mondflügen des kommerziellen Programms zum Erdtrabanten gelangen. Darunter sind ein Strahlungsmessgerät, das Daten für spätere astronautische Landungen sammeln soll, und ein Neutronenspektrometer zur Messung von Wasserstoff im Mondboden.

Nächster Versuch naht

Ein Erfolg war die Peregrine-Mission damit lediglich für den Raketenbauer United Launch Alliance (ULA). Das Joint Venture von Boeing und Lockheed Martin brachte den Mondlander am Montag mit dem ersten Flug der neuen Trägerrakete Vulcan Centaur ins All, der Raketenstart verlief reibungslos. Die gut 60 Meter hohe Trägerrakete mit Triebwerken der Weltraumfirma Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos soll künftig die Atlas-V-Trägerrakete der ULA ablösen und der wiederverwendbaren Falcon 9 von Space X Konkurrenz machen.

Vulcan Centaur, United Launch Alliance ULA
Zumindest der Jungfernflug der Vulcan-Trägerrakete des Herstellers United Launch Alliance war ein Erfolg.
AFP/CHANDAN KHANNA

Der nächste private Start zum Mond steht schon in wenigen Wochen bevor: Anfang Februar will die US-amerikanische Firma Intuitive Machines im Auftrag der Nasa zum Mond aufbrechen und mit ihrem Modul Nova-C am 22. Februar landen. Noch davor, am 19. Jänner, will die japanische Weltraumagentur Jaxa mit der Mission Slim (Smart Lander for Investigating Moon), die schon im vergangenen September gestartet ist, die Mondoberfläche erreichen.

Verzögerungen bei astronautischen Mondflügen

Bis Jahresende sind noch mehrere weitere Mondlandungen geplant. Die Nasa will im Rahmen ihres Artemis-Programms zudem nach derzeitigem Stand Ende 2024 drei Astronauten und eine Astronautin zu einem Flug um den Mond schicken, frühestens 2025 sollen dann bei wieder Astronauten auf dem Mond landen. Ob dieser Zeitplan hält, ist allerdings fraglich: Insidern zufolge dürften sich beide Missionen wegen technischer Probleme verschieben.

Die astronautische Mondumrundung werde 2024 nicht mehr stattfinden, nachdem bei Vibrationstests Probleme mit den Batterien der von Lockheed Martin gebauten Orion-Kapsel festgestellt worden seien, sagten zwei mit der Mission vertraute Personen am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Batterien müssten ersetzt werden. Es wäre der erste Flug mit Besatzung gewesen, nachdem die Kapsel 2022 bei einem ersten Test ohne Astronauten an Bord gestartet war.

Auch die für Ende 2025 geplante erste Landung von Menschen auf dem Mond mit dem Starship-Landesystem des Nasa-Auftragnehmers Space X verschiebt sich demnach. Das Raumfahrtunternehmen von Elon Musk brauche für die Entwicklung länger als geplant, sagten vier mit der Angelegenheit vertraute Personen. (David Rennert, Reuters, 9.1.2024)