Mondlander mit zwei Astronauten, im Hintergrund sieht man die Erde in weiter Ferne.
Auch die Landung auf dem Mond wurde verschoben und ist für frühestens 2026 geplant.
APA/AFP/NASA/HANDOUT

Ende 2024 hätte es so weit sein sollen: Der Plan der US-Weltraumorganisation Nasa war es, im November drei Astronauten und erstmals eine Astronautin auf eine Rundfahrt um den Mond zu schicken. Diese Artemis-2-Mission ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur nächsten Mondlandung mit Artemis 3 und langfristig zur Errichtung einer permanenten Mondbasis. Doch aus Sicherheitsgründen wird der Terminplan angepasst, wie die Nasa am Dienstagabend bekanntgab. Weltraumfans müssen sich noch ein weiteres Jahr gedulden. Frühestens im September 2025 soll die Artemis-2-Crew aufbrechen, erst ab September 2026 kann man mit der nächsten Mondlandung eines Menschen rechnen.

Mit einer solchen Verzögerung hatten Fachleute bereits gerechnet. Auch Artemis 1, die Mission ohne Besatzung, ging Ende 2022 Monate später als geplant an den Start. "Wir werden nicht fliegen, bevor alles fertig ist", sagte Nasa-Chef Bill Nelson. Er betonte, wie schwierig die Mission sei, und: "Sicherheit hat für uns höchste Priorität." Daher wurde die Entscheidung getroffen, mehr Zeit darauf zu verwenden, die derzeitigen Herausforderungen anzugehen.

Probleme bei Vibrationstests

Mit Artemis 1 wurden bereits das Raketensystem Space Launch System und die Kapsel Orion erfolgreich getestet. Doch damals war keine Crew dabei, und für Menschen sind freilich größere Sicherheitsvorkehrungen wichtig. Laut Nasa gibt es noch Probleme mit der Rakete und dem Raumschiff, die zum Einsatz kommen sollen. Während Orion vom Unternehmen Lockheed Martin beim Flug um den Mond verwendet wird, ist für die Mondlandung ab 2026 eine Version des Starship von Elon Musks Firma Space X angedacht. Aufgrund der bisherigen Starship-Probleme bleibt aber abzuwarten, ob dies einhaltbar ist. Das werden vor allem weitere Testflüge im Laufe des Jahres zeigen.

Wie die "New York Times" berichtet, gibt es derzeit konkret Bedenken hinsichtlich der Elektronik des Systems, das die Crew im Inneren der Orionkapsel am Leben erhalten wird. Diese seien der Hauptgrund für die Verzögerung bei Artemis 2, wird Amit Kshatriya zitiert, der bei der Nasa organisatorisch mit für das Programm "Vom Mond zum Mars" verantwortlich ist: Entsprechende Ventile in Orion hätten bei Tests zunächst versagt. Die Komponenten der Ventile seien daher gecheckt worden und bestanden die Überprüfung, doch "es wurde uns klar, dass diese Hardware nicht akzeptabel war und wir sie ersetzen mussten, um die Sicherheit der Besatzung zu gewährleisten".

Außerdem läuft noch eine Analyse zur Abnutzung des Hitzeschilds der Kapsel während der Artemis-1-Mission, und es müssen Reparaturen am Startturm durchgeführt werden. Noch dazu soll es bei Vibrationstests zu Problemen mit den Batterien von Orion gekommen sein – sofern ein Notfall eintrifft und sich das Raumschiff rasch von der Rakete trennen muss. Dies teilte auch die Nachrichtenagentur Reuters mit und berief sich auf zwei namentlich nicht genannte Personen, die mit der Mission vertraut seien. Man müsse die Batterien zunächst ersetzen. Doch nicht nur von Lockheed-Martin-Seite kommt es zu Verzögerungen, auch das Starship-Landesystem von Space X braucht internen Quellen zufolge länger für die Entwicklung als ursprünglich gedacht.

Es dürfte also noch mehrere Baustellen geben, bevor die Crew sicher gen Mond starten kann. Das Scheitern des am Montag gestarteten Flugs des privaten Mondlanders Peregrine, der auch fünf Nasa-Experimente an Bord hatte, dürfte aber nicht zu den Verzögerungen beitragen.

Erste Frau fliegt zum Mond

Bei den nächsten Artemis-Einsätzen würden zum ersten Mal seit mehr als einem halben Jahrhundert wieder Menschen zum Mond fliegen – erst bei der Umrundung, später inklusive Landung. Zuletzt waren im Dezember des Jahres 1972 Astronauten auf dem Erdtrabanten: Bei der Apollo-17-Mission betraten die US-Amerikaner Harrison Schmitt und Eugene Cernan den Mond. Nach Apollo folgt dessen mythologische Zwillingsschwester Artemis.

Das Team von Artemis 2 wurde bereits angekündigt. Erstmals fliegt mit der Astronautin Christina Koch eine Frau zum Mond, mit Victor Glover wäre erstmals eine Person of Color (PoC) repräsentiert. Kollege Reid Wiseman wird gemeinsam mit Koch und Glover von der US-amerikanischen Nasa entsandt, über die kanadische Raumfahrtbehörde CSA fliegt Jeremy Hansen mit. Die Orion-Kapsel soll den Mond umkreisen und anschließend zur Erde zurückfliegen. Dies dauert insgesamt ungefähr zehn Tage, am Ende steht der "Splashdown" im Pazifik.

Drei Astronauten und eine Astronautin in blauen Anzügen vor einer ungefähr kegelförmigen schwarzen Kapsel
Die Artemis-2-Crew: Jeremy Hansen, Victor Glover, Reid Wiseman und Christina Koch stehen vor einem Mannschaftsmodul der Orionkapsel.
AP/Kim Shiflett

Dieses Highlight des "Mondjahres" 2024 ist nun auf 2025 verlegt, auch ein noch späterer Start ist möglich. Wer genau ab 2026 auf dem Mond landen wird, ist noch unklar, doch es könnte zum ersten Mal ein Europäer oder eine Europäerin den Erdtrabanten betreten. Die europäische Weltraumorganisation (Esa) ist an den Artemis-Missionen beteiligt, bisher kamen alle zwölf Astronauten auf der Mondoberfläche aus den USA. Eine weitere Landung im Rahmen von Artemis 4 soll weiterhin im September 2028 stattfinden. China hat für 2030 eine astronautische Mondlandung angekündigt.

Vier Milliarden Dollar pro Raketenstart

Dies ist ein prestigereiches, inspirierendes und nicht zuletzt teures Unterfangen. Bis 2025 soll die Artemis-Mission schätzungsweise 93 Milliarden US-Dollar kosten, ein Start allein beläuft sich der Nasa zufolge auf mehr als vier Milliarden Dollar. Nachdem die Internationale Raumstation (ISS) nun lange Zeit eine permanente "Vertretung" von Menschen im All (wenngleich nur in etwa 400 Kilometer Höhe im Erdorbit) hatte und sich ihre Verwendung langsam dem Ende zuneigt, könnte eine permanente Mondbasis der nächste große Schritt sein. Dabei spielen auch wirtschaftliche Bestrebungen zum Abbau von Rohstoffen auf dem Mond eine Rolle, wenngleich deren Legalität umstritten ist. Auf der Grundlage einer Mondbasis könnten jedenfalls auch Missionen zum Mars geplant werden.

Bis frühestens 2026 wird es weiterhin der 2017 verstorbene Gene Cernan sein, der zuletzt den Mond betrat. Er verabschiedete sich am 14. Dezember 1972 vom Mondlandeplatz im sogenannten Taurus-Littrow-Tal und sagte: "Amerikas Herausforderung von heute hat das Schicksal des Menschen von morgen geschmiedet. Wir verlassen jetzt Taurus-Littrow, wie wir einst gekommen sind, und so Gott will, werden wir zurückkehren in Frieden und Hoffnung für die gesamte Menschheit. Gute Reise der Besatzung von Apollo 17." (sic, 10.1.2024)