Haushaltsbuch mit fünfundreißig Euro. Im Hintergrund eine Mutter mit drei Kindern.
Ein Drittel der Österreicher kann nicht sagen, ob am Monatsende Geld zum Sparen übrig ist. Die Sensibilität für die eigenen Finanzen gehört daher laut Gerda Holzinger-Burgstaller, Chefin der Erste Bank Österreich, erhöht.
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Trotz multipler Krisen kehrt der Optimismus zurück. Befragt man die Österreicher, wie sie der allgemeinen Entwicklung der kommenden zwölf Monate entgegenblicken, dann machen das 35 Prozent mit Zuversicht, 37 sind skeptisch, und nur noch 25 Prozent zeigen sich in einer Umfrage der Erste Bank, der Sparkassen und der Wiener Städtischen besorgt.

Noch deutlich höher ist die Zufriedenheit mit der persönlichen Lebenssituation: 74 Prozent der Befragten geben an, mit ihrer aktuellen Situation sehr bzw. eher zufrieden zu sein. Nur rund ein Viertel ist eher nicht oder überhaupt nicht zufrieden. Die finanzielle Situation, die Gesundheit und die finanzielle Absicherung für das Alter sind jene drei Punkte, die die meisten Österreicher verbessern wollen.

Verunsicherung ist merkbar

Fragt man nach, weshalb die Österreicher die Vorsorge für wichtig erachten, wird aber eine allgemeine Verunsicherung spürbar: 62 Prozent wollen sich gegen einen möglichen Schicksalsschlag absichern, mehr als jeder Zweite nennt fehlendes Vertrauen in die staatlichen Systeme als Grund dafür, auch ergänzend privat vorzusorgen.

In Bezug auf die private Vorsorge wäre auch die Politik stark gefordert, sagt Manfred Bartalszky, Vorstand der Wiener Städtischen. Er fordert eine Erhöhung des Betrags für die steuerfreie betriebliche Altersvorsorge. Im Moment können Arbeitgeber 300 Euro pro Jahr lohnsteuerfrei in eine Altersversorgung ihrer Mitarbeiter investieren. Bartalszky fordert eine Erhöhung auf 1200 Euro. Der Betrag ist seit den 1970er-Jahren nicht angepasst worden und würde für Arbeitgeber auch einen Spielraum schaffen. Auch im größer werdenden Mangel an Mitarbeitern könnte das ein Anreiz sein, sagt Bartalszky. Die Einführung eines Vorsorgedepots könnte helfen, die Scheu vor dem Kapitalmarkt abzubauen und die private Vorsorge schmackhafter zu machen. Vor der Nationalratswahl im Herbst machen sich Finanzexperten aber wenig Hoffnung auf Änderung.

Im Schnitt legen die Österreicher pro Monat 247 Euro zur Seite. Auffallend ist hier aber der Unterschied nach Geschlecht. Während Männer angeben, monatlich 317 Euro beiseitelegen zu können, können Frauen nur 170 Euro sparen. Sieben Prozent geben an, dass ihnen zum Sparen am Monatsende nichts übrig bleibe. 35 Prozent sagen, sie wüssten gar nicht, ob ihnen etwas übrig bleibe. "Hier sind auch wir als Bank gefordert, die Sensibilität für die eigenen Finanzen zu stärken", sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Österreich. Geht es um den richtigen Zeitpunkt, um mit der Vorsorge zu beginnen, sagen 58 Prozent, dass schon im Kleinkindalter (also Eltern oder Großeltern für Kinder und Enkel) das beste Alter sei. 36 Prozent sagen, es reiche auch, wenn man erst später damit beginne.

Zum Thema Vorsorge mischt sich aber ein anderer Trend. Denn vor allem die Jungen nennen "genügend Freizeit" und ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Job und Freizeit als Ziele. Das hat in den vergangenen Jahren immer wieder für Debatten in der Bevölkerung gesorgt.

Weniger Spielraum

Der Aussage, dass eine ausgewogene Work-Life-Balance gerade jungen Menschen immer wichtiger wird, stimmen 52 Prozent der Befragten zu. "Spannend ist andererseits aber, dass rund acht von zehn Befragten davon überzeugt sind, dass Menschen, die hauptsächlich in Teilzeit oder eben nicht genügend Jahre arbeiten, dies später bereuen würden, weil ihnen im Alter das Geld fehlt." Dann komme es laut Bartalszky zum Kaufkraftverlust und zur Altersarmut.

Fragt man die Österreicher, wie sie ihr Geld anlegen, ändert sich wenig: Das Sparbuch führt das Ranking an, gefolgt von Lebensversicherung und Bausparen. (Bettina Pfluger, 11.1.2024)