Die Lamarr-Baustelle auf der Wiener Mariahilfer Straße mit einem Signa-Kran
Der 15. Jänner war einer der Entscheidungstage fürs weitere Schicksal der Signa-Immobiliengruppe.
AFP/Joe Klamar

Mit Hochspannung waren sie erwartet worden, die Gläubigerversammlungen der Signa-Kerngesellschaften, Signa Prime Selection AG und Signa Development Selection AG. Am Montagnachmittag fanden beide am Handelsgericht Wien statt – und damit an jenem Tag, für den Signa-Sanierungschef Erhard Grossnigg die bisherigen Investoren der Immobiliengruppe um Zusagen für weitere Geldzuschüsse gebeten hatte. Leute wie Hans Peter Haselsteiner oder Fressnapf-Gründer Torsten Toeller sollen dazu bewegt werden, in Summe 350 Millionen Euro einzuschießen, damit das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung wie geplant zu Ende geführt werden kann. Die beiden Anfang Jänner pleite gegangenen Gesellschaften bieten ihren Gläubigern eine Quote von 30 Prozent binnen zweier Jahre an.

"Eine Art D-Day für die Signa" erwartete denn der Chef der Creditreform, Gerhard Weinhofer, für den Montag angesichts der Finanzierungsfrage – die kurzen Gläubigerversammlungen verliefen dann aber weniger spektakulär als angenommen. Ihr Ergebnis: Beide Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung werden weitergeführt. Die Gläubigerversammlung der Signa Prime war nach einer halben Stunde auch schon wieder vorbei, mit der Kernaussage des Sanierungsverwalters, Anwalt Norbert Abel: Das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung läuft weiter, das nötige Geld dafür gibt es derzeit, der Sanierungsplan bleibt plausibel.

"Besser sanieren als zerschlagen"

Wörtlich teilte Abel in einer Presseaussendung nach dem Termin mit: "Der weiteren Unternehmensfortführung der Signa Prime Selection AG sowie dem Abschluss eines Sanierungsplanes stehen nach derzeitigem Kenntnisstand keine unüberwindlichen Hindernisse entgegen. Im Interesse der Gläubiger gilt der Grundsatz: Unternehmenssanierung vor Zerschlagung." Gründe für einen Entzug der Eigenverwaltung sieht der Sanierungsverwalter nicht. Im Rahmen dieses Verfahrens arbeitet die Geschäftsführung der beiden Gesellschaften weiter, allerdings an der Kandare des vom Gericht bestellten Sanierungsverwalters. Bei der Prime ist das eben Abel, bei Signa Development die Wiener Rechtsanwältin Andrea Fruhstorfer.

Die von Abel angesprochene Zerschlagung statt Sanierung wäre nämlich die Konsequenz, sollte es im Rahmen eines Konkurses zu Notverkäufen der Immobilien kommen, die unter dem Dach der Signa Prime versammelt sind. Dazu gehören beispielsweise die Gebäude der Postsparkasse, des Verfassungsgerichtshofs oder des Hotel Park Hyatt in Wien, der (im Baustopp befindliche) Elbtower in Hamburg oder das KaDeWe in Berlin, kurzum die Gustostückerln der von René Benko gegründeten Signa-Gruppe.

Erhard Grossnigg am Handelsgericht Wien
Der Sanierungschef der Signa, Erhard Grossnigg, sammelt Geld bei den Investoren ein. Angeblich ist man auf gutem Wege dabei.
APA/Helmut Fohringer

Einsammeln von 350 Millionen geht weiter

Wobei die von Sanierer Grossnigg ins Spiel gebrachten 350 Millionen Euro natürlich Thema bei den Gläubigerversammlungen waren. Das Geld solle sukzessive aufgestellt werden, sei die Nachricht aus dem Hause Signa gewesen, berichtete ein Teilnehmer der Prime-Gläubigerversammlung dem STANDARD. In der nächsten Zusammenkunft soll dann berichtet werden, wie weit die Geldsammelaktion gediehen ist – und angeblich sind die Signa-Verantwortlichen zuversichtlich, dass sie genug Geld aufstellen können.

Damit ist das Thema frisches Geld aber nicht völlig abgehakt, in den kommenden Tagen soll entschieden werden, wie viel es braucht, um diverse Projektgesellschaften zu erhalten oder zu retten. Da gibt es in Deutschland Probleme, wie sich aus einer Aussendung der Creditreform erschließt. Die Liquidität deutscher Projektgesellschaften gestalte sich "problematisch", schreiben die Gläubigerschützer: "Man ist daher bemüht, die Projekte durch Investorengespräche zu stabilisieren." Sprich: Dafür braucht es Geld.

Sanierungsplan mit Hürden

Auch bei der für die Immobilienentwicklung zuständigen Development verlief die Gläubigerversammlung kurz und relativ schmerzlos. Die Gesellschaft sei liquid genug, um die Kosten des Fortbetriebs zu stemmen, für einen Entzug der Eigenverwaltung gebe es keinen Grund, hieß es in einer Aussendung von Sanierungsverwalterin Fruhstorfer. Sie teilt die Bedenken jener Anleihegläubiger also nicht, die eine Anregung auf Entzug der Eigenverwaltung eingebracht hatten. Es gebe zwar "Hürden im Sanierungsplan", die seien aus heutiger Sicht aber "überwindbar".

Ja, und wie hoch sind die Forderungen, die bisher angemeldet wurden? Bei der Prime haben bisher 16 Gläubiger insgesamt Forderungen von fast 464 Millionen Euro angemeldet, bei der Development 14 Gläubiger in Summe rund 470 Millionen Euro. Die Anmeldefrist läuft noch bis 12. Februar, 14 Tage später findet die Berichts- und Prüfungstagsatzung statt.

Signa Prime hat in ihrem Insolvenzantrag Passiva von 4,3 Milliarden Euro angegeben, die Signa Development Schulden von 1,3 Milliarden Euro. Und die – ebenfalls insolvente – Mehrheitseignerin beider Gesellschaften, die Signa Holding, hat Passiva von 5,2 Milliarden Euro. Summa summarum: die größte Insolvenz in der Geschichte der Zweiten Republik. (Renate Graber, 15.1.2024)