Designerin Maiken Kloser (li.) mit Ketevan Papava, erste Solotänzerin des Wiener Staatsballetts.
Katharina Schiffl

Das Land dreht sich wieder im Dreivierteltakt. Es ist Ballsaison in Österreich, und diese Tradition hält man gerne hoch. Vom lokalen Sparverein über Tanzschulen bis hin zu ganzen Zünften – sie alle veranstalten Bälle. Doch keiner ist so bombastisch wie der Wiener Opernball. Im Vorfeld wurde auch in diesem Jahr wieder der Couture Salon veranstaltet. Seit 2014 findet dieses "Side-Event" statt, das Designerinnen und Designer, die in Österreich studieren, leben oder arbeiten, die Möglichkeit bietet, ihre Entwürfe in Kooperation mit den Ersten Solotänzerinnen und Solotänzern des Wiener Staatsballetts einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren.

Dieses Jahr wählte die Fachjury aus 30 Finalistinnen und Finalisten Alexandra Gogolok-Nagl aus Wien, Marlen Sabetzer aus der Steiermark und Maiken Kloser aus Vorarlberg aus. Letztere trafen wir im Zuge des Couture Salons zum Gespräch über instagramtaugliche Roben, nervige Schleppen und jede Menge Tüll.

STANDARD: Die Ballsaison ist voll im Gange. Was sollten Frauen, die noch ein Ballkleid suchen, beim Kauf beachten?

Kloser: Zuerst sollten sie sich überlegen, welche Bedürfnisse sie beachten müssen, was genau sie auf dem Ball vorhaben. Will man tanzen, oder sitzt man hauptsächlich? Geht's um schöne Fotos oder eine lustige Partynacht?

STANDARD: Das heißt im Zweifelsfall lieber ein lockerer Schnitt für mehr Bewegungsfreiheit?

Kloser: Da sind die Vorlieben ganz unterschiedlich. Manche fühlen sich wohl, wenn das Kleid wie ein Neoprenanzug sitzt. Manche halten es gar nicht aus, wenn es allzu eng wird – durch eine Korsage etwa. Bei engen, bodenlangen Kleidern sollten man darauf achten, dass sie aus elastischem Material gefertigt sind oder einen Schlitz eingearbeitet haben, sonst muss man ganzen Abend in Minischritten trippeln.

STANDARD: Niederösterreichs Landeshauptfrau erntete 2022 viel Spott für ihren Spartipp, dass drei statt zehn Ballkleidern völlig reichen würden. Tatsächlich leiden viele Menschen unter der Teuerung. Manche wollen aber vielleicht trotzdem in eine Robe investieren, die sie viele Saisonen lang tragen können. Was macht ein zeitloses Kleid aus?

Kloser: Ich weiß gar nicht, ob es das gibt. Oft wirken vermeintlich zeitlose Stücke schnell altmodisch. Ich mag das abgehobene Image von Bällen nicht. Ein Ballkleid darf ruhig jung und modern sein. Stoffe in klassischen Mustern wie Punkten oder Streifen kommen eigentlich nie aus der Mode. Auch Materialen wie Tüll sieht man jedes Jahr. Bei meinen eigenen Kreationen setze ich auf überraschende Elemente wie Kopfleisten oder Metallzips. Das gibt dem Ganzen einen jugendlichen, frischen Touch.

STANDARD: Und wenn man voll auf Trends setzen will?

Kloser: Pailletten und Glitzer sind ein Trend, der mir gut gefällt. Die Zeiten sind eh so düster. Sie bringen Leichtigkeit in den Alltag.

STANDARD: Muss es immer teurer Stoff sein, oder können auch günstigere Materialien hochwertig wirken?

Kloser: Tüll zum Beispiel ist ein vergleichsweise günstiges Material. Wenn entsprechend große Mengen, also ca. 50 Meter Stoff, vernäht sind, schaut das richtig gut aus. Seide hingegen ist sehr teuer, kann aber schnell schlampig aussehen, weil sie leicht zerknittert. Wer den Ball eher sitzend verbringen will, ist damit schlecht beraten. Synthetikstoffe sind da durchaus eine gute Alternative. Man sollte sie nicht verteufeln.

STANDARD: In Zeiten von Social Media ist auch die Fototauglichkeit ein Thema. Ein zerknittertes Seidenkleid macht sich auf Instagram wohl nicht so gut. Welche Tipps haben Sie hier?

Kloser: Es heißt immer, Schwarz käme nicht gut auf Fotos rüber. Ich bin nicht sicher, ob das stimmt. Mit Struktur oder kleinen Farbnuancen, vor allem Pastelltönen, funktioniert die Farbe gut. Geschlitzte Kleider sind etwas tricky. Das Bein schaut je nach Pose oft nicht besonders elegant aus. Zu manchen Kleidern passen Schleppen extrem gut. Sie machen auch auf Fotos viel her. Doch bei großen Bällen sind sie einfach nur nervig. Man muss ständig aufpassen, dass niemand draufsteigt. Es gibt aber auch abnehmbare Schleppen.

STANDARD: Und was gilt es bei der Schuhwahl zu beachten?

Kloser: Nicht zu hohe oder unbequeme Schuhe tragen! Damit hält man die Ballnacht nicht durch oder hat zumindest keinen Spaß.

STANDARD: Sollte man die Schuhe zum Probieren des Kleides schon mithaben?

Kloser: Auf alle Fälle. Sie sind oft der Startpunkt. Bei bodenlangen Kleidern sollte man aufpassen, dass sie nicht nur barfuß passen, mit den Schuhen dann plötzlich zu kurz sind.

STANDARD: Der Wiener Opernball hat einen strengen Dresscode: Frack und langes Abendkleid. Sind ansonsten kürzere Kleider für Bälle angemessen?

Kloser: Ich persönlich mag knöchellange Kleider am liebsten. Sie wirken jugendlich und sind funktional. Man muss sich keine Sorgen machen, dass jemand draufsteigt oder man beim Stufensteigen stolpert.

STANDARD: Und wie sieht's mit anderen Outfits abseits des Kleides aus?

Kloser: Ich finde Dresscodes darf man durchaus reformieren. Man muss nicht 200 Jahre im gleichen Staub herumtrampeln. Ich finde Hosenanzüge für Frauen sehr cool.

STANDARD: Und umgekehrt ... Männer im langen Abendkleid?

Kloser: Ja, warum nicht. Die Frauen werden am Tag danach in den Medien oft für ihre Outfits zerrissen. Ich fände es spannend, wenn die Ballroben der Männer dann auch thematisiert würden. (Michael Steingruber, 21.1.2024)