Das Wunschszenario der Stadt ist es, dass der Betrieb des Rondell-Cafés im März nahtlos weitergeht.
Regine Hendrich

Viel Zeit bleibt nicht mehr: In knapp fünf Wochen soll, wenn es nach der Stadt Wien geht, ein neuer Pächter zumindest das Rondell-Café auf dem Wiener Cobenzl übernehmen. Nötig ist das, weil sich die Weitsicht Cobenzl Gmbh mit Mehrheitseigentümer Bernd Schlacher per Ende Februar von dort zurückzieht: Wie berichtet, wurde der Pachtvertrag mit dem städtischen Forstamt (Magistratsabteilung 49, MA 49) für Café, Eventgebäude und Schloss seitens des Unternehmens im Vorjahr gekündigt. Der Grund: die gegenwärtigen Kostensteigerungen. Deshalb sucht die Stadt Wien, der das Areal auf dem Wiener Hausberg gehört, seit Ende Dezember per Ausschreibung einen neuen Pächter. Dem ist sie nun einen Schritt näher: Am Montag endete die Frist für Einreichungen.

Wie viele Bewerbungen eingelangt sind, wird seitens der MA 49 noch nicht kommuniziert. Derzeit prüfe man die Einreichungen vergaberechtlich – also etwa im Hinblick darauf, ob formale Kriterien eingehalten wurden, sagt Vize-Forstdirektor Herbert Weidinger zum STANDARD. Dies soll spätestens am Donnerstag abgeschlossen sein. Im Vorfeld hätten sich "17, 18" Interessentinnen und Interessenten bei der MA 49 gemeldet, sagt er. Zum Beispiel um weitere Informationen einzuholen. Das heiße aber nicht, dass diese Personen letztlich auch an der Ausschreibung teilgenommen haben.

Die Aussicht vom Cobenzl ist nicht zu verachten.
APA/GERALD MACKINGER

Als nächster Schritt stehen mit all jenen Bewerberinnen und Bewerbern, die die formalen Voraussetzungen erfüllen, Gespräche zu den eingereichten Konzepten an. Eine Entscheidung soll dann "so schnell wie möglich" getroffen werden, sagt Weidinger. Der Vertrag der Weitsicht Cobenzl GmbH endet am 29. Februar. Das Wunschszenario der Stadt ist es, entweder einen Pächter zu finden, der zumindest das Rondell-Café (und womöglich auch das Eventgebäude) bereits ab März für ein Jahr weiterführt. So soll Leerstand vermieden werden – ein Problem, das auf dem Cobenzl immer wieder auftrat. Bewerbungen für längere Zeit und für das gesamte Ensemble (also auch das für Veranstaltungen mietbare Schloss) waren ebenso möglich.

Stadt muss wohl rund 16 Millionen Euro an Ex-Pächter zahlen

Bevor die Weitsicht Cobenzl GmbH und die Stadt endgültig getrennte Wege gehen, ist noch eine entscheidende finanzielle Frage zu klären. Als das Unternehmen auf dem Wiener Hausberg einstieg, steckte es 16 Millionen Euro in Um- und Neubauten auf dem Areal. Aus der Rathauskasse wurden knapp 3,9 Millionen Euro beigesteuert. Die Investitionen von Schlacher und seinem Partner Frank Albert, also rund 16 Millionen Euro, muss die Stadt nun aber ablösen. Mittlerweile haben sich Rathaus und Weitsicht Cobenzl GmbH darauf geeinigt, welcher Sachverständige die Höhe dieses Investitionskostenersatzes ermitteln soll, sagt Weidinger von der MA 49. Diese Woche finde ein erster Termin dazu statt.

Ursprünglich war im November 2017 der Unternehmer Martin Rohla im Rahmen der Pächtersuche der Stadt Wien von einer Jury ausgewählt worden. Dieser zog sich aber im Jahr 2020 inmitten der Corona-Krise vom Projekt auf dem Cobenzl zurück. Ende 2020 wurde Gastronom Schlacher als neuer Pächter präsentiert: Er übernahm die Mehrheitsanteile in der Weitsicht Cobenzl GmbH. Die Änderung im Organigramm der Gesellschaft sei gemeldet und am 16. Dezember 2020 im Wiener Gemeinderat genehmigt worden, sagt Weidinger zum STANDARD. Eine Neuausschreibung war demnach nicht notwendig.

Im September 2022 wurde die Weitsicht Cobenzl eröffnet – bei hoher Polit- und Promi-Dichte.
Regine Hendrich

Mit Schlacher als Pächter habe sich auch das Betreiberkonzept etwas geändert, räumt Weidinger ein. Die Café-Räumlichkeiten wurden im Vergleich zum ursprünglichen Plan ausgebaut, auch Verbindungsgänge zwischen den einzelnen Veranstaltungssälen wurden geschaffen. Das sei mit Mehrkosten in Höhe von fünf Millionen Euro verbunden gewesen, die sich Schlacher und Stadt Wien je zur Hälfte teilten. Auch diese Mehrkosten in Höhe von maximal 2,5 Millionen Euro für die Stadt seien im Gemeinderat abgesegnet worden, sagte Weidinger. (Stefanie Rachbauer, David Krutzler, 23.1.2024)