Was ist natürlich, wenn es um Lebensmittel geht? Kaum etwas, das wir aus dem Supermarkt kennen, kommt in der Natur so vor. Obst und Gemüse sind Ergebnisse von Zuchttechniken, ihr Aussehen und Geschmack wurden verbessert. Auch viele tierische Produkte gäbe es ohne Technologie nicht. Doch ausgerechnet die Verbesserung der Werkzeuge für die Nahrungsmittelproduktion stößt in Österreich auf Ablehnung und Furcht vor dem "Unnatürlichen".

Laborfleisch
Fleisch, einmal anders: aus dem Labor.
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Das zeigt sich beim Thema Gentechnik in der Pflanzenzucht ebenso wie bei Fleisch aus dem Labor. Über beides wird auf europäischer Ebene derzeit heftig gerungen, Österreich steht auf der Bremse. Den Vorschlag der EU-Kommission, die Gentechnikregeln angesichts präziser neuer Techniken zu lockern, bezeichnet die Bundesregierung als "inakzeptabel". Zum Thema Laborfleisch lässt Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) wissen: "Fleisch muss Fleisch bleiben."

Das ist ein Fehler. Diese Technologien bergen große Chancen in Zeiten des Klimawandels. Sie sind keine Allheilmittel, das tierfreundliche Laborfleisch hat noch einen weiten Weg zur positiven Klimabilanz vor sich. Präzise Gentechnik könnte aber längst dabei helfen, Pflanzen schneller an die Folgen der Erderhitzung anzupassen. Das betonten kürzlich auch 1500 Forschende in einem offenen Brief, darunter 37 Nobelpreisträger. Die Lektüre würde sich auch in Österreich lohnen. (David Rennert, 24.1.2024)