Tesla, Musk
Tesla soll im Jahr 2025 in erschwinglichere Preisregionen für Kundinnen und Kunden vorstoßen – aus Angst vor der chinesischen Konkurrenz.
REUTERS/TINGSHU WANG

Versprochen wurde es schon seit langem, nun nimmt es konkretere Gestalt an: Der Elektroautohersteller Tesla will 2025 ein neues Einsteigermodell auf den Markt bringen. Im Rahmen einer Telefonkonferenz kündigte Elon Musk gegenüber Investoren ein Crossover-Fahrzeug an, das preislich in der Region von 25.000 Dollar angesiedelt sein soll.

Wieder einmal, schließlich ist es in dem Kontext nicht die erste Ankündigung – diesmal scheint der CEO von Tesla es allerdings ernst zu meinen. Aus gutem Grund. Bei der Vorlage der Quartalszahlen nutzte er die Gelegenheit und warnte mit deutlichen Worten vor der Konkurrenz aus China: "Wenn keine Handelsbarrieren aufgebaut werden, werden sie die meisten Autobauer in der Welt zerstören", sagte er. "Sie sind extrem gut."

Wichtiger Schritt für Tesla

Das kommende Kompaktfahrzeug, das bereits in Walter Isaacsons Biografie über Musk erwähnt wurde, dürfte also ein besonders wichtiger strategischer Schritt für Tesla sein, da das Unternehmen auf dem Markt für Elektrofahrzeuge zunehmend großer Konkurrenz gegenübersteht – insbesondere vor dem Hintergrund der aufstrebenden chinesischen Hersteller. Der Hersteller BYD beispielsweise hat Tesla kürzlich bei den Auslieferungen von Elektrofahrzeugen überholt. Der Export chinesischer Autos hat sich mehr als verdoppelt, wobei das Land im vergangenen Jahr weltweit mehr als vier Millionen Fahrzeuge ausgeliefert hat.

Das Erreichen der genannten Produktionsziele für 2025 würde Tesla in die Lage versetzen, mit den preisgünstigen Elektroautos der internationalen Autohersteller konkurrieren zu können. Derzeit ist das günstigste Modell von Tesla das Model 3 mit einem Preis ab 35.000 US-Dollar. Konkrete Preise oder Liefertermine für das Einsteigermodell, das den Codenamen "Rosewood" trägt, wurden im Rahmen der Konkurrenz allerdings noch keine bekanntgegeben.

Zudem zeichnen sich jetzt schon Verzögerungen bei der Einführung des Fahrzeugs ab. Musk sprach von Schwierigkeiten beim Produktionsstart, der für die zweite Jahreshälfte 2025 zunächst im Werk in Texas geplant ist. Eine "gewaltige Menge neuer revolutionärer Produktionstechnologie" sei nötig, sagte er. "Ich bin oft optimistisch, was den Zeitplan angeht", sagte der Tesla-CEO. Nun allerdings sei damit zu rechnen, dass die ersten Fahrzeuge gegen Jahresende 2025 vom Band laufen dürften. "Wir werden praktisch am Band schlafen", sagte er mit Verweis auf das Werk in Texas.

Sinkende Marge

Um den Absatz seiner Fahrzeuge zu steigern, hatte Musk Ende 2022 einen Preiskrieg angezettelt, der auf die Gewinnmarge drückt. Im vierten Quartal lag die Bruttomarge bei 17,6 Prozent, vor Jahresfrist waren es 23,8 Prozent gewesen. Im Autogeschäft verringerte sich die Marge auf 17,2 Prozent nach 24,3 Prozent im Vorjahr. Damit ist Tesla immer noch weit profitabler als andere Autohersteller.

Gerade Volumenhersteller kommen selten auf Gewinnmargen von mehr als zehn Prozent, und bei Elektroautos ist es in der Regel noch weniger. Experten gehen davon aus, dass die Marge bei Tesla weiter sinkt, solange die Nachfrage nach Neuwagen nicht anzieht. "Wenn das Volumen zurückgeht, dann wette ich darauf, dass Musk den Preis weiter senkt, um so Marktanteile zu gewinnen", sagte Gary Bradshaw, Portfoliomanager beim Tesla-Aktionär Hodges Capital Management.

Den Umsatz steigerte Tesla im abgelaufenen Quartal um drei Prozent auf 25,17 Milliarden Dollar, das ist das geringste Wachstum seit mehr als drei Jahren. Analysten hatten mehr Umsatz und eine größere Gewinnmarge erwartet. "Der kaum veränderte Umsatz und die deutlich geringere Marge sind ein weiteres Anzeichen dafür, dass Tesla seinen Vorsprung verliert und die Marke nicht mehr so viel Strahlkraft hat", sagte Greg Silverman, Markenexperte bei Interbrand.

E-Autos für viele noch zu teuer

Die Erschwinglichkeit von Elektroautos bleibt nach wie vor ein entscheidender Faktor für ihre Akzeptanz. Wie "Wired" berichtet, hat eine weltweite Umfrage von Deloitte ergeben, dass insbesondere in Deutschland, den USA und Japan hohe Zinssätze die Kaufentscheidungen der Autofahrer maßgeblich beeinflussen. Trotz der langfristigen Einsparungen bei Kraftstoff und Wartung, die Elektroautos insgesamt billiger machen als Verbrenner, stellen die höheren Anschaffungskosten nach wie vor ein enormes Hindernis dar. Die durchschnittlichen Kosten für einen Verbrenner sind in der Anschaffung immer noch deutlich günstiger – im niedrigen Preissegment sind sie gar konkurrenzlos. (red, Reuters, 25.1.2024)