Mario Kunasek
FPÖ-Landesparteiobmann Mario Kunasek bei einer Rede im Schwarzl Freizeitzentrum Premstätten Anfang Jänner.
APA/ERWIN SCHERIAU

Würde der steirische Landtag schon jetzt gewählt, dann läge die FPÖ mit 26 Prozent vor der SPÖ mit 24 und der ÖVP mit 20 Prozent auf dem ersten Platz. Das geht aus der aktuellen Market-Umfrage im Auftrag des STANDARD hervor, für die 781 steirische Wahlberechtigte befragt wurden. Die Market-Hochrechnung sieht die KPÖ mit 14 Prozent auf dem vierten Platz, gefolgt von Grünen mit acht und Neos mit sieben Prozent.

"Gegenüber der Wahl 2019 wären das fundamentale Veränderungen", sagt Market-Politikforscher David Pfarrhofer. Er erinnert daran, dass die Landtagswahl damals nach dem Ibiza-Skandal und auf dem Höhepunkt der Popularität des ÖVP-Bundesparteiobmanns Sebastian Kurz stattgefunden hat: "2019 hat die ÖVP in der Steiermark um knapp acht Prozentpunkte zugelegt, jetzt könnte sie doppelt so viel verlieren. Das deckt sich in etwa mit dem Bundestrend. Die FPÖ hat von 2015 auf 2019 rund neun Prozentpunkte verloren und dürfte diese heuer wieder zurückholen, 26,8 Prozent hatte sie ja schon einmal vor neun Jahren. Die SPÖ liegt in unserer Hochrechnung mit 24 Prozent etwas über ihrem Wert von 2019 und deutlich unter dem Wahlergebnis vor neun Jahren, als sie mit dem damaligen Landeshauptmann Franz Voves stärkste Partei geworden ist."

Der Bonus ist weg

Das legt nahe, sich die – hypothetische – Frage anzusehen, wen die Steirer zum Landeshauptmann wählen würden, wenn das möglich wäre. Da zeigt sich, dass die Spitzenkandidaten der drei mittelgroßen Parteien beinahe gleichauf liegen. Amtsinhaber Christopher Drexler (ÖVP) kommt in der Direktwahl-Frage auf 17 Prozent, SPÖ-Vorsitzender Anton Lang wollen ebenfalls 17 Prozent, Mario Kunasek von der FPÖ kommt auf 15 Prozent. Pfarrhofer zieht einen Vergleich zu Market-Umfragen aus dem Wahljahr 2019: "Damals wurde der amtierende Hermann Schützenhöfer von 30 Prozent der Steirer auch direkt gewünscht, da ist zum insgesamt günstigen Klima für die ÖVP auch der Landeshauptmann-Bonus dazugekommen. Der ist jetzt weg."

Steiermarks Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) droht bei der Landtagswahl laut Umfragen ein großes Minus.
IMAGO/Rudi Gigler

DER STANDARD ließ auch fragen: "Stehen bei der Landtagswahl steirische Themen oder eher bundespolitische Themen im Mittelpunkt?" Darauf sagten 32 Prozent, dass die Bundespolitik dominieren werde, 24 Prozent sehen die Landespolitik im Vordergrund – das hat sich gegenüber einer Vergleichsumfrage von 2019 umgekehrt. Obwohl es damals bundespolitischen Rückenwind für die ÖVP gegeben hat, wurde dieser Einfluss 2019 nur von einem Fünftel der Wählerschaft als dominierend wahrgenommen, ein Drittel sah ihn als etwa gleich stark an. Jetzt sieht etwa ein Drittel die Bundespolitik dominieren, und ein weiteres Viertel sieht Bundes- und Landesthemen für gleich wichtig an. Und der Bundestrend läuft eben derzeit gegen die ÖVP und zugunsten der FPÖ.

In der steirischen Landespolitik hat sich zudem die KPÖ etablieren können – inzwischen deutlich stärker als die Grünen und die Neos. Mit 14 Prozent belegen die Kommunisten in der Hochrechnung den vierten Platz, Pfarrhofer liest aus den Umfragedaten, dass die KPÖ von allen Parteien außer FPÖ und Neos Stimmen dazugewinnen könnte. KPÖ-Frontfrau Claudia Klimt-Weithaler wird allerdings nur von fünf Prozent als mögliche Landeshauptfrau gewünscht, bei der Grünen-Spitzenkandidatin Sandra Krautwaschl sind es ebenfalls fünf Prozent, Niko Swatek von den Neos wird von drei Prozent im Landeshauptmannsessel gewünscht.

Rolle von Korruptionsvorwürfen

Da es noch ein Dreivierteljahr bis zum regulären Wahltermin hin ist, kann sich noch viel bewegen – und auch die Korruptionsvorwürfe könnten eine bedeutende Rolle spielen. Wie DER STANDARD berichtete, wird vor allem die steirische FPÖ von Skandalen gebeutelt. Welchen Eindruck das auf die Wählerschaft macht? Wenig, meint Pfarrhofer: "Inzwischen verfestigt sich, ob berechtigt oder nicht, der Eindruck, dass alle Parteien mehr oder weniger korrupt wären." Market fragte ausdrücklich zu den steirischen Landesparteien – mit dem Ergebnis, dass SPÖ und KPÖ von jedem zweiten Befragten für sauber gehalten werden, nur 14 bis 15 Prozent unterstellen diesen beiden Landesparteien, eher korrupt zu sein.

Umgekehrt bezeichnen 56 Prozent der steirischen Wahlberechtigten die Freiheitlichen als eher korrupt, nur 14 Prozent sehen die FPÖ als eher sauber an. Selbst in der erklärten FPÖ-Wählerschaft gibt nur etwas mehr als jeder Zweite an, dass die präferierte Partei sauber sei. Jeder Fünfte in der FPÖ-Gefolgschaft sagt sogar ausdrücklich, dass die FPÖ korrupt sei – was offenbar nicht davon abhält, sie zu wählen. (Conrad Seidl, 29.1.2024)