Der neue Nachtzug der ÖBB ist mit Verspätung im Anrollen. 
Während es an Rollmaterial mangelt, gehen immer neue Milliarden in den Ausbau des Bahnnetzes in Österreich,
IMAGO/Andreas Stroh

Nun fallen offenbar alle Schranken. Kaum ein Regierungsmitglied, das im beginnenden Wahlkampf nicht Wohltaten in Aussicht stellt. Nach Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) lässt sich auch Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) nicht lumpen. Sie möchte in der Dämmerung der Legislaturperiode noch schnell 26 Milliarden Euro für den Bahnausbau in den nächsten 15 Jahren zweckwidmen.

Wie jedes Bahnausbauprogramm in Österreich hat auch das "Zielnetz 2040" seinen Tunnel. Zwar sind die Koralmröhren noch nicht ganz fertig, Semmering- und Brenner-Basistunnel noch lange nicht, das hindert die Baumeister aber nicht, einen Bosrucktunnel am Pyhrnpass ins Visier zu nehmen. Die Bauindustrie darf sich freuen, die Auslastung ihrer Maschinen ist gesichert.

Woher die Milliarden für die nun ins Visier genommenen Lückenschlüsse kommen, kümmert niemanden. Gerade so, als wäre das Zielnetz 2025+ längst abbezahlt, werden auf die bereits angehäuften 67 Milliarden Euro an Hypotheken neue Schuldenberge draufgepackt.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Die Zukunft liegt im öffentlichen Verkehr. Als Heilsbringer wird der Milliardenausbau aber überschätzt. Priorität sollten nicht schnellere Städteverbindungen haben, sondern ein zuverlässiger Taktverkehr samt Rollmaterial. Die ÖBB aber erbringt gerade den Beweis, dass sie selbst die vor vier Jahren konzipierte Ausweitung des Zugangebots nicht auf Schiene bringt. (Luise Ungerboeck, 25.1.2024)