MAK-Direktorin Lilli Hollein
Lilli Hollein und ihr Buchtipp "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" von Judith Kerr.
Georg Mayer, MAK

Restituiert – 25 Jahre Kunstrückgabegesetz liegt für die nächsten Tage auf ihrem Schreibtisch, was bedeutet: "Zum Lesen komme ich zwar immer noch, weil es ein Ritual ist und ich die Literatur liebe. Aber mittlerweile fallen mir manchmal schon etwas früher die Augen zu, weil ich halt auch beruflich sehr viele Sachen lesen muss." Längst liest sie auch nicht mehr jedes Buch zu Ende. "Wenn mir nach 20 Seiten klar ist, wir werden nicht warm miteinander, dann muss man die Beziehung zum Buch auch beenden können. Dieses streberhafte Lesen habe ich aufgehört, dafür lese ich manche Bücher immer wieder."

Bilder im Kopf

Erinnert sich noch jemand an die Spielwarenhandlung Kober am Wiener Graben? "Die war für uns Kinder der 70er-Jahre das Paradies, und die Traudl Bayer, die Witwe vom Konrad Bayer, war dort Teilhaberin und hat die Kinderbuchabteilung geleitet. Eine ganz wunderbare, unglaubliche Frau, durch die wir viel Unbekanntes kennengelernt haben." Sie und ihr Bruder Max Hollein, der heute in New York das Metropolitan Museum leitet. "Sie wusste, was sie uns empfehlen sollte, durch sie lernte ich Peter Härtling kennen oder Maurice Sendak oder Tomi Ungerer. So entstand eine Buchhändlerinnenbeziehung, die man fürs Leben braucht, Literaturempfehlungen sind etwas Schönes." Und dort entdeckte sie auch Judith Kerrs Trilogie Als Hitler das rosa Kaninchen stahl, Warten bis der Frieden kommt und Eine Art Familientreffen. "Diese Bücher habe ich geliebt." Da wird das Mädchen Anna begleitet durch Kriege, Migration und den Aufbau eines eigenen Lebens in England. Ich habe bis heute so viele Bilder im Kopf von diesen Büchern. Und in Zeiten, wo so viele Menschen vor der Notwendigkeit zu flüchten stehen, sind sie noch immer sehr aktuell."

Abschließend: "Meine Tochter heißt Ada, wegen Ada Lovelace, Ada Louise Huxtable und Nabokovs Ada oder das Verlangen. Einem Buch, von dem ich mir auch nach mehreren Anläufen nicht sicher bin, ob ich alles verstanden habe – und ob man sein Kind nach dieser Ada nennen sollte. Vielleicht wird mir meine Tochter diese Frage irgendwann beantworten." (Manfred Rebhandl, 27.1.2024)