Franz Haider vor einem Flugzeug
Franz Haider (hier auf einem Foto aus dem Jahr 2010) wollte schon als Kind Astronaut werden.
Franz Haider

Endlich ist Franz Viehböck nicht mehr allein. "Es stört mich, dass ich nach wie vor der Einzige bin. Es wäre schön, wenn noch eine andere Österreicherin oder ein Österreicher endlich in diesem Klub dabei wären", sagte Ex-Kosmonaut Viehböck anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums seines Fluges zur russischen Raumstation Mir dem STANDARD. Mit Franz Haider kann er nun einen Landsmann und Namensvetter im Klub begrüßen. Am Freitagabend startete dieser mit dem privaten Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic des britischen Milliardärs Richard Branson seinen Trip ins All, drei Stunden später wurde gemeldet, dass der Flug sicher gelandet sei.

Haiders Mission hatte nicht wie jene von Viehböck acht Tage gedauert, sondern insgesamt gerade einmal zweieinhalb Stunden. In der Schwerelosigkeit befand er sich gar nur drei bis sieben Minuten. Nichtsdestotrotz war es ein Ereignis, auf das der Waldviertler Unternehmer fast 17 Jahre hingefiebert hatte. Sein Ticket hatte er bereits 2007 gelöst. Die 200.000 Dollar, die Haider damals bezahlt hatte, waren ein Schnäppchen – heute beträgt der Preis mehr als das Doppelte.

Mit dem Privatjet in der Schwerelosigkeit

Bereits seit Sonntag befindet sich der 61-Jährige, offiziell "Astronaut 025" genannt, beim Spaceport America in der Wüste von New Mexico. Die Mission Galactic 06 katapultierte Haider zunächst mit dem Trägerflugzeug VMS Eve in eine Höhe von rund 15 Kilometern. Mit an Bord waren zwei weitere Weltraumtouristen aus den USA, eine Touristin aus der Ukraine sowie zwei Piloten. Nach der ersten Etappe ging es weiter mit dem wie ein Privatjet aussehenden Raumschiff VSS Unity. Nach dem Abkoppeln vom "Mutterschiff" beschleunigte die etwas mehr als 18 Meter lange VSS Unity im nahezu vertikalen Steigflug auf ein Maximum von 3.600 Stundenkilometern.

Im Zuge dieses Manövers wird die Schwerelosigkeit bereits vor dem Scheitelpunkt erreicht, den das Vehikel kopfüber passiert. Passagiere können dann ihre Gurte lösen und einige Zeit frei in der Kabine schweben – und einen einmaligen Ausblick auf die Erde genießen. Insgesamt wird eine Höhe von etwa 90 Kilometern erreicht. Das reicht laut der Definition der US-amerikanischen Federal Aviation Administration (FAA), um als "Astronaut" geführt zu werden. Detail am Rande: Der internationalen Luftfahrtföderation FAI (Fédération Aéronautique Internationale) zufolge beginnt der Weltraum erst in 100 Kilometer Höhe, sodass man erst ab dieser Flughöhe als Astronaut gilt. Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre muss die Crew dann g-Kräfte bis zum Sechsfachen des Körpergewichts aushalten. Im Gleitflug geht es dann zurück zur Erde, wo das Raumschiff ohne eigenen Antrieb auf der Rollbahn landet.

Für Franz Haider erfüllt sich damit ein langer Traum: Als er mit sieben Jahren die erste Mondlandung verfolgt habe, habe er beschlossen, Astronaut zu werden. Der Gedanke konkretisierte sich bei einer Weltreise. Da er bereits viele der entlegensten Orte der Erde besucht hatte, stellte er fest, dass das nur noch eine Reise ins Weltall oder zum Mond toppen könnte.

Flugzeug auf der Landebahn
Am Donnerstag wurden noch Trainingsflüge am Spaceport America in New Mexico absolviert.
Virgin Galactic

Neustart nach Rückschlägen

Der Spediteur aus Sallingberg in Niederösterreich ist nun einer der ersten 100 Weltraumtouristen, die mit Virgin Galactic einen kostspieligen Ausflug ins All machen. Ende 2018 gelang der VSS Unity erstmals das Vorstoßen in den Weltraum, 2021 konnte eine Mannschaft mit Firmengründer Branson an Bord den Flug absolvieren. Dem waren viele Jahre der Entwicklungsarbeit und so mancher Rückschlag vorausgegangen. 2007 wurden drei Mitarbeiter getötet, als ein Tank explodierte. 2014 stürzte ein Prototyp des Raumschiffs bei einem Testflug ab, der Co-Pilot kam ums Leben.

Nichtsdestotrotz habe Haider immer damit gerechnet, dass er fliegen werde. In all den Jahren habe er ständig Fitness betrieben und auf seinen Körper geachtet. Das Warten hat nun ein Ende, wenn alles nach Plan läuft. Erst im Juni vergangenen Jahres begann offiziell der kommerzielle Betrieb von Virgin Galactic. Seitdem wurden nahezu im Monatstakt Touristen ins All befördert.

Hohe CO2-Emissionen

Dass ein derartiges Vergnügen auch eine nicht unbedeutende Umweltbelastung darstellt, betont das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF). Der CO2-Ausstoß bei dem Unterfangen entspricht in etwa den Pro-Kopf-Emissionen eines Transatlantikfluges, heißt es. "Bis 2031 wird eine Verzehnfachung der jährlichen suborbitalen Flüge auf etwa 800 Starts prognostiziert, die dann circa ein Prozent der durch zivile Flüge verursachten CO2-Emissionen ausmachen werden", sagt ÖWF-Chef Gernot Grömer. "Neben den staatlichen Raumfahrtprogrammen etabliert sich somit ein neuer Markt in der niedrigen Erdumlaufbahn, und in der nächsten Dekade ist auch mit privat geführten Raumstationen zu rechnen."

Neben Virgin Galactic ist derzeit vor allem Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos im Suborbital-Tourismus aktiv. Erst im vergangenen Dezember kehrte Blue Origin nach einem Absturz im Jahr 2022 wieder ins Geschäft zurück. Virgin Galactic plant übrigens, die VSS Unity künftig durch ein neues Raumschiff der "Delta-Klasse" zu ersetzen. Ein Delta-Schiff soll dem Unternehmen zufolge zwei Flüge pro Woche absolvieren können. Die ersten Testflüge sollen 2025, kommerzielle Starts ab 2026 erfolgen.

Jetzt wurde erst einmal Galactic 06 gut über die Bühne gebracht. Nächste Kandidatin für eine Österreicherin im All und somit potenzielles Mitglied für Franz Viehböcks Klub ist übrigens Carmen Possnig, seit kurzem Reserveastronautin der Europäischen Weltraumorganisation (Esa). (Karin Krichmayr, 26.1.2024)