Paulus Manker Südbahnhotel
Paulus Manker - hier bei einer Probe zu "Phädra" 2010 bei den Salzburger Festspielen - soll gegenüber der Südbahnhotel Kultur GmbH vertragsbrüchig geworden sein.
APA/BARBARA GINDL

Die Bezeichnung "Enfant terrible" wird Paulus Manker auf dieser Welt nicht mehr los. Das scheint dem Wiener Regisseur und Schauspieler aber ganz recht zu sein. Der Erfinder wandernder Theaterspektakel wie Alma – A Show Biz ans Ende oder Die letzten Tage der Menschheit hat es erneut geschafft, über gerichtlich noch auszuhandelnde Streitfragen die mediale Öffentlichkeit zu erreichen. Aktuell geht es um Nachwehen einer Spielserie im Südbahnhotel am Semmering im vergangenen Sommer.

Gagolero

Des Öfteren schon geriet der klagsfreudige Künstler mit Vertragspartnern in Clinch. Das israelische Cameri Theater etwa forderte 2010 im Zuge der Alma-Tour 100.000 Euro wegen Vertragsbruchs. Auch 2016, im 20. Jubiläumsjahr dieser um die Welt gewanderten Inszenierung, kam es zu schweren Kalamitäten mit dem Eigentümer der damaligen Spielstätte. Die unrechtmäßige Inbetriebnahme einer Lokomotive, mit welcher er verunfallte, zwang den Impresario ebenfalls vor Gericht.

Unmanierlichkeit

Paulus Manker, Sohn des Volkstheaterdirektors Gustav Manker und der Schauspielerin Hilde Sochor, wandelt gern auf Messers Schneide. Das mag ein Grund sein für seinen Status als ewiger Leider-nicht-Volkstheaterdirektor.

Mit seinem Ruf der Unmanierlich- und Widerborstigkeit spielt der Streitlustige eben gezielt. Konfrontiert mit Vorhaltungen, darunter auch Machtmissbrauch im Produktionsbetrieb, bezeichnet sich Manker im Gegenschuss selbst als "Österreichs zweitliebster Schwiegersohn, nach Alfons Haider".

Vergangene Woche hat der mit der Sportjournalistin Elisabeth Auer verheiratete Schauspieler seinen 66. Geburtstag gefeiert. Eine beachtliche Karriere liegt bis dato hinter ihm.

Zadek, Bondy, Schlingensief

Ausgebildet am Max-Reinhardt-Seminar, gehörte Manker viele Jahre dem Stammensemble Peter Zadeks an, er arbeitete mit Luc Bondy und Christoph Schlingensief, vorzugsweise an Extremcharakteren. Er spielte an großen Häusern in Deutschland, auch am Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen.

Aus Mankers Filmschaffen ragt seine ingeniöse Verkörperung eines alkoholkranken Obdachlosen in Michael Glawoggers Slumming (2006) heraus. Selbst Regie geführt hat er etwa bei Weiningers Nacht nach dem Stück seines langjährigen Autorenfreundes Joshua Sobol. Zuletzt aber dominierten außerkünstlerische News. (Margarete Affenzeller, 30.1.2024)