Daumen rauf, Daumen runter oder neutral bleiben? Wie soll man es mit Bewertungen von Hotels oder Restaurants halten?
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Pro: Wucht herausnehmen

Es kann in sozialen Medien ebenso passieren wie auf diversen Bewertungsplattformen: Manchmal tippselt man irgendetwas, häufig im Ärger, häufig unbedacht. Manchmal trifft man damit einen Nerv – und aus dem schnellen Getippsel kann sich ein Sturm entwickeln, der jemandem gehörig schadet.

Grundsätzlich ist es – natürlich – eine gute Sache, dass Leute im Internet ihre Meinung zu Hotels und Gastronomiebetrieben abgeben und dass man sich bei der Auswahl des nächsten Urlaubs oder Restaurantbesuchs daran orientieren kann. Allerdings ist eine Klarnamenpflicht, die ein wenig Tempo und Wucht aus der Kritik nimmt und etwas mehr Verbindlichkeit schafft, durchaus überlegenswert.

In einem unübersichtlichen Gewirr an Plattformen finden sich weder die Kunden richtig zurecht noch die Betriebe, hinter denen mitunter kleine Unternehmerinnen und Unternehmen stecken. Ihnen fehlt oft die personelle Kapazität, um all das Online-Feedback zu betreuen, fallweise Kontakt zu Kunden aufzunehmen oder gar rechtliche Schritte zu setzen, wenn Angaben verzerrt oder schlicht falsch sind.

Eine Klarnamenpflicht würde nichts daran ändern, dass man sich online ein gutes Bild machen kann, ehe man sich für ein Hotel oder Restaurant entscheidet. Aber das Bild wäre stimmiger, weil die Kritiker mit echtem Namen dahinterstünden. Das würde Gastronomen ebenso nützen wie Gästen. (Joseph Gepp, 31.1.2024)

Kontra: Ungefilterte Resonanz

Miserabler Service, das Essen indiskutabel, leider laufen Mäuse durch die gute Stube, hochpreisig für nichts: Wer sich auf Bewertungsplattformen für Hotels oder Gastronomiebetriebe tummelt, dem könnte angesichts so mancher Urteile der Appetit vergehen. Da und dort lassen Gäste wohl auch ihren privaten Grant aus, nicht immer klingt die Kritik fundiert.

Es ist wie im echten Leben: Lästige Leute, die wirklich in jeder Suppe ein Haar finden, gibt es immer und überall. Im Internet fallen leider zuweilen alle Schranken, wenn es um die grundlegenden Regeln des Benehmens geht. Ganz sicher tun sich die meisten beim Raunzen und Schimpfen leichter, können sie sich hinter einer erfundenen Identität verstecken. Wer sagt dem anderen schon gerne Frechheiten ins Gesicht oder übt allzu offen und allzu ehrlich Kritik?

Alles in allem sind Bewertungsplattformen mit ihrer unverfälschten und ungefilterten Resonanz aber ein Gewinn. Als Kunde liest man die anonymen Kommentare und macht sich seinen Reim darauf. Als Dienstleistungsbetrieb beherrscht man hoffentlich das Einmaleins der (digitalen) Kommunikation. Der Kunde ist zwar König, Verhaltensauffälligkeiten muss aber niemand dulden. Kritik nimmt man ernst, aber wo über die Stränge geschlagen wird, gibt es höfliche Verweise oder rechtliche Konsequenzen. Da gibt es wenig Anlass, etwas zu ändern. (Regina Bruckner, 31.1.2024)