Marlene Engelhorn
Marlene Engelhorn freut sich, dass so viele Menschen in einem demokratischen Prozess mitbestimmen wollen, was mit ihrem Erbe passiert.
APA/ROLAND SCHLAGER

Das Interesse, darüber mitbestimmen zu können, was mit dem Geld der Wiener Millionenerbin Marlene Engelhorn geschieht, in welcher Form 25 Millionen Euro, die sie von ihrer Großmutter geerbt hat, an die Gesellschaft "rückverteilt" werden, ist größer als erwartet: Bis Dienstagabend haben sich nämlich 1.295 Menschen für den "Guten Rat für Rückverteilung" registriert. Engelhorn hatte diesen "Bürger:innenrat" Anfang Jänner initiiert. Das sind rund 13 Prozent der 10.000 per Zufallsstichprobe aus dem Zentralen Melderegister ausgewählten Menschen (sie müssen in Österreich wohnen und über 16 Jahre alt sein). Die Erwartungen seien damit weit übertroffen worden, teilte das Organisationsteam hinter dem "Guten Rat" Mittwochfrüh mit.

Aus sozialwissenschaftlicher Sicht sei eine derartig hohe Rücklaufquote erstaunlich, sagt der Sozialforscher Christoph Hofinger, Geschäftsführer des Foresight-Instituts, das die wissenschaftliche Zufallsauswahl des letztlich aus 50 Mitgliedern bestehenden "Guten Rats" durchführen wird: "Wir haben schon jetzt eine mehr als doppelt so hohe Rücklaufquote wie sonst bei derartigen Bürger:innenräten üblich." Normalerweise würden sich auf solche Einladungen zwischen fünf und sieben Prozent der angeschriebenen Personen melden.

Eine Frage der Demokratie

Engelhorn zeigte sich erfreut über das hohe Interesse am Thema Umverteilung, das sie für sich konsequent "Rückverteilung" nennt. "Die Menschen sind hungrig nach der Diskussion, die wir führen wollen. Die ungleiche Verteilung von Vermögen beschäftigt Demokratien weltweit", sagte die Initiatorin des "Bürger:innenrats". Die Aktion hatte auch international enormes mediales Interesse ausgelöst, die britische BBC berichtete ebenso wie die US-amerikanischen Zeitungen "New York Times" und "Washington Post".

Bis Freitag kann man sich noch registrieren, wenn man eine der Personen ist, die einen Einladungsbrief für den "Guten Rat" bekommen haben. Je mehr Menschen sich registrierten, "desto stärker ist das Signal, das wir damit ausschicken", sagt Engelhorn: "Die Verteilung ist eine dringende politische Frage, auf die es endlich demokratische Antworten braucht." (Lisa Nimmervoll, 31.1.2024)