Rockefeller, Disney, Engelhorn: Superreiche fordern in Davos Besteuerung
In Davos in der Schweiz treffen sich derzeit die wichtigsten Köpfe aus Wirtschaft und Politik zum World Economic Forum.
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Mehr als 250 Milliardäre und Millionäre fordern von der politischen Elite, die sich derzeit zum Weltwirtschaftsforum in Davos trifft, in einem offenen Brief die Einführung von Vermögenssteuern. "Wann werden Sie extremen Reichtum besteuern?", fragen die Unterstützerinnen und Unterstützer der Kampagne "Proud to pay more" die führenden Staats- und Regierungschefs. Diesen wollen Sie am Mittwoch beim Weltwirtschaftsforum ihr Schreiben übergeben.

Denn ohne Maßnahmen gegen die dramatische Zunahme der wirtschaftlichen Ungleichheit seien die Folgen für die Gesellschaft katastrophal. "Unsere Bitte ist einfach: Wir bitten Sie, uns, die Allerreichsten der Gesellschaft, zu besteuern." Extremer Reichtum sei das drängendste Problem der Welt, der einzige Weg nach vorne sei, dass reiche Menschen mehr Steuern zahlen müssten, so die teils milliardenschweren Unterstützenden. "Wir sind auch die Menschen, die am meisten vom Status quo profitieren. Doch die Ungleichheit hat einen Wendepunkt erreicht, und die Kosten für unsere wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Stabilität sind hoch – und werden jeden Tag größer. Kurzum, wir müssen jetzt handeln."

Rockefeller, Disney, Engelhorn

Zu den reichen Unterzeichnenden gehören Unternehmer, Finanziers und Erben aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Österreich, Indien, Italien und Kanada. Darunter sind etwa die Disney-Erbin Abigail Disney, Brian Cox, der den fiktiven Milliardär Logan Roy in "Succession" spielte, Valerie Rockefeller, aber auch die österreichische Millionenerbin Marlene Engelhorn, die mit ihrem Vorhaben, einen Bürgerrat 25 Millionen ihres Erbes "rückverteilen" zu lassen, unlängst Schlagzeilen machte.

"Ich habe ein Multimillionenvermögen geerbt. Ich habe nie einen Cent von diesem Geld verdient, und selbst wenn ich gearbeitet und einen Lohn verdient hätte, hätte mich das im Alter von 30 Jahren niemals zur Multimillionärin gemacht", so Engelhorn in dem "Proud to Pay More"-Report. Dieses Vermögen werde in Österreich, in einem Land ohne Vermögens-, Erbschafts- oder Schenkungssteuer, überhaupt nicht besteuert. "In einer Demokratie sollten die Gesetze die Interessen aller widerspiegeln", so Engelhorn. Aber das reichste Prozent der Gesellschaft habe eine Entscheidungsgewalt, die die Macht der gewählten Vertreterinnen und Vertreter bedrohe: "Sie nutzen sie und kaufen sich in die Politik ein, monopolisieren Märkte und bekämpfen jede Bedrohung ihrer Ansprüche und Privilegien."

Stolz darauf, mehr zu zahlen

Als radikal sehen die Unterzeichnenden ihre Forderung nicht. Vielmehr sei dies "eine Forderung nach einer Rückkehr zur Normalität, die auf einer nüchternen Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen beruht". Einmalige Spenden und individuelle Maßnahmen könnten das derzeitige "kolossale Ungleichgewicht" nicht ausgleichen. Eine Besteuerung sei daher essenziell: "Wir wollen nicht nur mehr besteuert werden, sondern wir glauben, dass wir mehr besteuert werden müssen."

Zudem wäre man stolz darauf, einen Beitrag zu leisten: "Wir wären stolz darauf, in Ländern zu leben, in denen dies erwartet wird, und stolz auf gewählte Politiker, die eine bessere Zukunft aufbauen. Als die reichsten Mitglieder der Gesellschaft wären wir das auch: stolz darauf, mehr zu zahlen, um die extreme Ungleichheit zu bekämpfen."

Denn der wahre Maßstab für eine Gesellschaft liege nicht nur darin, wie sie ihre schwächsten Mitglieder behandle, sondern auch darin, was sie von ihren reichsten Mitgliedern verlange, so die Unterstützenden. "Unsere Zukunft ist eine des Steuerstolzes oder der wirtschaftlichen Schande. Das ist die Wahl. Wir bitten Sie, diesen notwendigen und unvermeidlichen Schritt zu tun, bevor es zu spät ist. Machen Sie Ihre Länder stolz. Besteuern Sie extremen Reichtum." (kir, 17.1.2024)