Auch die Ö1-Reform ab Montag sowie organisatorische Veränderungen beim Sender rufen Proteste hervor. Ehemalige Ö1-Chefs – Alfred Treiber und Peter Klein – sowie Kulturschaffende wie Peter Turrini und viele Verbände warnen in einem Schreiben an ORF-Generaldirektor Roland Weißmann vor einer "Zerstörung" des Senders. ORF-Chef Roland Weißmann weist die Befürchtungen zurück, es bestehe kein Grund zur Sorge um Ö1.

Ö1-Logo auf dem Küniglberg
Protestnote äußert Sorge um Ö1 wegen multimedialer Aufstellung von ORF-Ressorts.
Harald Fidler

"Vom großen Bruder Fernsehen inhaliert"

Promotor auch dieser Protestnote ist Gerhard Ruiss (IG Autorinnen und Autoren). Sie wendet sich insbesondere gegen den Umbau der internen Organisation von bisher medien- und senderspezifischen Ressorts und Fachabteilungen wie Religion, Wissenschaft, Kultur zu multimedial organisierten Ressorts, die alle ORF-Medien bespielen, also TV, Radio, Online und Social Media.

Diese "multimedialen Cluster" würden zwar modern und chic klingen, sie bedrohten "aber die Identität und Eigenständigkeit des erfolgreichsten Kultursenders Europas", heißt es in dem Protestbrief an den ORF-Chef. Das Schreiben geht davon aus, dass die Leitung solcher Organisationen "selten bis nie in die Hände von Radioleuten" fällt. Die Religionsabteilung sei bereits "vom großen Bruder Fernsehen inhaliert", für Wissenschaft, Kultur und Musik sei dies zu befürchten.

ORF-General Roland Weißmann weist das in einem Antwortschreiben zurück, das dem STANDARD inzwischen vorliegt: Vorgabe für die Neuorganisation sei, dass Radio, TV und Online gleichberechtigt nebeneinander existierten. Dies zeige auch die Umstellung bei Information und Sport. Die Multimedialität werde weder Einfluss auf die Quantität etwa wissenschaftlicher Sendungen in Ö1 haben noch die Autonomie des Senders in der Themensetzung beeinträchtigen.

Durch neuen ORF-Beitrag nachhaltig finanziert

Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Protestnote fürchtet zudem, Ö1 könnte "filetiert und als organisatorische Einheit aufgelöst werden", was der ORF-Chef ebenso zurückweist wie Sorgen über Einsparungen: Der neue ORF-Beitrag von allen bedeute eine nachhaltige Finanzierung des ORF und naturgemäß auch von Ö1. Die Budgets des ORF stünden zwar in diesem und den nächsten Jahren unter wesentlichem Spardruck. Gerade bei Ö1 gebe es aber keine nennenswerten Einsparungen, betont der ORF-General. (fid, 2.2.2024)