Die Baustelle in der Mariahilfer Straße mit einem Plakat davor mit der Aufschrift
Seit Dezember des Vorjahres stehen die Bauarbeiten fürs Projekt Lamarr faktisch still, heißt es im Konkursantrag.
APA/HELMUT FOHRINGER

Die jüngste Pleite in der Reihe der Signa-Insolvenzen hat jene Gesellschaft getroffen, die das Vorzeigekaufhaus- und -Hotelprojekt der Gruppe, das Lamarr auf der Wiener Mariahilfer Straße, errichten wollte. Wie berichtet hat die Mariahilfer Straße 10–18 Immobilien GmbH vorige Woche Konkurs angemeldet. Die Gesellschaft steht zu je 50 Prozent im Eigentum der Signa Prime und der thailändischen Partner der Immobiliengruppe.

Beantragt haben die Insolvenz am 1. Februar die drei Geschäftsführer der Gesellschaft, ein vierter war von den Gesellschaftern tags davor mit sofortiger Wirkung abberufen worden, wie sich aus dem Insolvenzantrag erschließt. Der Grund für die plötzliche Abberufung von Mark Dunstan ist nicht kolportiert.

Video: Signa-Lamarr-Projektgesellschaft beantragt Konkursverfahren.
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30 bis 40 Prozent fehlen noch

Eigentlich sollte das Riesenprojekt nächstes Jahr fertiggestellt sein, derzeit fehlten dafür aber noch 60 bis 70 Prozent, heißt es im Insolvenzantrag. Für die Finanzierung sollten zum einen die Gesellschafter sorgen, zum anderen ein Kredit von 390 Millionen Euro, den ein Bankenkonsortium unter Führung der Unicredit gewährt hat. Im Grundbuch haben sich zwei Banken mit Pfandrechten abgesichert: die RLB Oberösterreich mit einer Höchstbetragshypothek von 95 Millionen im Jahr 2018 und Anfang 2022 die Unicredit Bank Austria mit einer in der Höhe von 295 Millionen Euro.

Die Finanzierung der Fertigstellung des Bauvorhabens ist laut Antragstellern wegen der Krise der Signa und vor allem wegen des Sanierungsverfahrens der Signa Prime nicht mehr gesichert. Neue Geldgeber hätten sich "trotz intensiver Bemühungen" nicht finden lassen.

Auch Kontoguthaben gepfändet

Insgesamt stand die Gesellschaft bei ihren Banken zur Insolvenzeröffnung mit 260 Millionen Euro in der Kreide, dazu kommen offene Rechnungen in der Höhe von rund 16,5 Millionen Euro. Die Aktiva des Unternehmens bestehen aus der rund 7400 Quadratmeter großen (und wie oben beschrieben: mit Pfandrechten zugepflasterten) Liegenschaft und aus neun Millionen Euro auf Konten der Bank Austria. Auch die sind allerdings verpfändet, zugunsten der Bank Austria.

Naheliegenderweise sind es vor allem Bauunternehmen und ähnliche Gesellschaften, denen die Signa-Gesellschaft Geld schuldet. Insgesamt stehen 77 Gläubigerinnen und Gläubiger auf der Liste, die die Immobiliengesellschaft beim Insolvenzgericht am Handelsgericht Wien abgegeben hat.

Schulden auch beim Restaurant nebenan

Darunter zu finden: Notare und Anwälte, Ingenieur- und Architekturbüros, Gerüst- und Containerfirmen, Ziviltechniker, Garten- und Landschaftsbauer (auf dem Dach sollte gemäß Bauvorgaben eine für die Öffentlichkeit zugängliche Grünfläche entstehen), Schlossereien und Sicherheitsdienste. Allerdings schuldet man auch einem Restaurant gleich ums Eck Geld, oder dem Finanzamt Österreich und der Museumsquartier Errichtungs- und Betriebs GmbH. Die Liegenschaft an der unteren Mariahilfer Straße schließt ja fast ans Museumsquartier an.

Eigene Mitarbeiter hatte die Errichtungsgesellschaft nicht, ihre jüngsten verfügbaren Geschäftszahlen stammen aus dem Jahr 2022. Diesen Jahresabschluss hat die KPMG im Mai 2023 geprüft und stellte dabei "keine Tatsachen fest, die den Bestand der Gesellschaft gefährden oder ihre Entwicklung wesentlich beeinträchtigen können (...)."

Das Betriebsergebnis landete 2022 mit rund 7,3 Millionen Euro im Minus, der Jahresverlust betrug ungefähr 13,5 Millionen Euro. Grund dafür waren laut Prüfbericht der KPMG vor allem "einmalige Kosten im Zusammenhang mit der Aufnahme von Fremdmitteln" (wohl für den Bank-Austria-Kredit, Anm.) und der laufende Zinsaufwand für die Projektfinanzierung.

Anzeigen wegen jüngster Transaktionen

Die Signa-Gläubiger formieren sich inzwischen, manche von ihnen erstatten, wie berichtet, auch Anzeigen. Eine neue soll laut Financial Times Ende der Vorwoche bei der WKStA eingebracht worden sein. Es geht um den Vorwurf, Signa habe kurz vor dem Insolvenzantrag rechtswidrige Geschäfte getätigt, und es gilt die Unschuldsvermutung. (Renate Graber, 5.2.2024)