Föderl-Schmid ist seit 2017 bei der "Süddeutschen Zeitung", davor war sie zehn Jahre lang Chefredakteurin des STANDARD.
APA/ROLAND SCHLAGER

Die Recherchen zu Plagiaten der Journalistin Alexandra Föderl-Schmid wurden offenbar vom rechtspopulistischen Medium "Nius" finanziert. Ein entsprechendes Gutachten soll laut "Spiegel" bereits im vergangenen Dezember in Auftrag gegeben worden sein.

Wie am Montag bekannt wurde, zieht sich Föderl-Schmid als stellvertretende Chefredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) aufgrund der Plagiatsvorwürfe vorübergehend aus dem operativen Tagessgeschäft zurück. Die Vorwürfe betreffen mehrere Artikel, auch Hinweise auf Plagiatsfragmente in Föderl-Schmids Dissertation will der Kommunikationswissenschafter und "Plagiatsjäger" Stefan Weber gefunden haben. Wie der "Spiegel" am Dienstag berichtet, soll Weber von "Nius" beauftragt und finanziert worden sein. Weber habe laut "Spiegel" einen niedrigen vierstelligen Betrag erhalten. Die Höhe des Honorars bestätigte "Nius" gegenüber dem "Spiegel" nicht.

Gemeinsames Wording

Prominentester Kopf des Onlineportals "Nius" ist der 2021 geschasste "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt. Er musste aufgrund von Vorwürfen des Machtmissbrauchs und der Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen gegenüber jungen Mitarbeiterinnen gehen. Auf Youtube erreichte Reichelt mit seinem Format "Achtung Reichelt" derzeit 435.000 Abonnentinnen und Abonnenten.

Laut "Spiegel" zeigt eine E-Mail die enge Absprache zwischen "Nius" und dem Plagiatsforscher hinsichtlich der Publikation der Ergebnisse von Webers Prüfung. Demnach einigte man sich offenbar auf ein gemeinsames Wording.

Kein Hinweis auf Finanzierung und "exklusiv"

Ohne Hinweis auf die Finanzierung habe "Nius" am Montag über das Gutachten "exklusiv" berichtet. Auf Anfrage des "Spiegel" habe "Nius" den Auftrag an Weber bestätigt. Weber besteht darauf, dass sein Gutachten "zahlreiche bedeutende Funde" ergab und inhaltlich unabhängig von "Nius" entstand. Aus der Tatsache, dass der Auftraggeber bekannt sei, folge nicht, "dass mein Gutachten wahrer oder falscher wird". Weber will elf Textfragmente gefunden haben, in denen Föderl-Schmid ohne Angabe von Quellen zitiert. "Nius" berichtet darüber im Detail.

Interessenskonflikt?

In seiner Arbeit wies Weber darauf hin, dass er wie auch Föderl-Schmid am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg studiert habe, sie ihm aber persönlich nicht bekannt sei. Das zeigt ein Auszug, den "ZiB 2"-Anchorman Armin Wolf am Dienstag auf X (früher Twitter) veröffentlichte. Persönlich bekannt sei ihm aber der Begutachter der Dissertation, räumt Weber einen möglichen Interessenskonflikt ein. Schließlich habe er mit diesem als junger Forschungsassistent "seinen ersten schwerwiegenden wissenschaftlichen Konflikt" gehabt.

"Süddeutsche Zeitung" prüft Vorwürfe

Föderl-Schmid ist seit 2017 bei der "Süddeutschen Zeitung", davor war sie zehn Jahre lang Chefredakteurin und später auch Co-Herausgeberin des STANDARD.

Die "Süddeutsche Zeitung" will die Causa auch durch externe Unterstützung aufarbeiten, schreibt sie "In eigener Sache". Wie berichtet, hat der Branchendienst "Medieninsider" vor einigen Wochen von möglichen Plagiaten in zwei Texten von Alexandra Föderl-Schmid geschrieben. Die "SZ"-Chefredaktion hat daraufhin etwa E-Mail-Konten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überprüft, um herauszufinden, wer interne Informationen aus Redaktionskonferenzen nach außen getragen habe – DER STANDARD berichtete. (red, 6.2.2024)