Ein junger Mann auf der Straße winkt zum Gruß
Nach vier Tagen: Adieu?
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In Deutschland ist dieser Tage ein Pilotversuch zur Viertagewoche vom Stapel gelaufen. 45 kleinere Unternehmen (zehn bis 49 Mitarbeitende) testen nun auch hier wie schon in einigen anderen Ländern ein halbes Jahr lang das Modell 100-80-100: gleiche Leistung, 80 Prozent Zeitinvestment, 100 Prozent Bezahlung. Die Uni Münster begleitet das Projekt wissenschaftlich. Dabei sind viele IT- und Tech-Firmen, aber auch ein paar Handwerksbetriebe.

Und die Konjunktur?

Das scheint auf den ersten Blick merkwürdig in einem rezessiven Umfeld nebst anschwellendem Mitarbeiterabbau, wie zuletzt bei der Deutschen Bank, der Societe Generale, Miele. Allerdings hält parallel dazu auch ein Kampf um Personal angesichts der Pensionierungswellen der Babyboomer an. In Österreich betrifft das rund ein Fünftel der Belegschaften.

Warum also kein Viertagewochen-Pilotprojekt hier? Einzelne Unternehmen bieten das ja bereits und sogar noch mehr, nämlich Kombi-Modelle mit Flexibilität und Wahlmöglichkeit. Andere offerieren Verdichtung der Normalarbeitszeit auf vier Tage.

Dazu, zu allen innovativen Modellen, gibt es viele Gegenstimmen, Gesundheitsbedenken, betriebswirtschaftliche Einwände, Angst vor großer Arbeitszeitverkürzung durch die Hintertüre – die Liste der Bedenken ist je nach Modell lang.

Ein größeres Pilotprojekt scheint derzeit aber einfach wegen der Initiative zu stocken. Wer ergreift sie – und vor allem: Wer bezahlt die wissenschaftliche Begleitung? Arbeitsminister Martin Kocher schreitet nicht voran. Das muss er auch nicht, die Sozialpartner könnten ja auch ... oder die AUVA, die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt.

Aber auch hier regieren scheints die bekannten Ängste und Bedenken. Und es stellt sich die Frage nach der Aussagekraft, denn wer meldet sich freiwillig zu einem solchen Test? Darin liegt eine vorgegebene Schieflage für die Ergebnisse, stimmt.

Schade um die Chance

Darin würde aber auch viel Potenzial liegen, Wege in die Arbeitszukunft auszuprobieren. Den einen einzigen breitgetrampelten Pfad dorthin wird es ja sowieso nicht geben, je nach Branche, Unternehmen, Belegschaftswünschen, Fortschritt der Digitalisierung kann es nur eine große Vielfalt geben. Und diese wird unter dem Sammelbegriff Flexibilität stattfinden. (Karin Bauer, 9.2.2024)