Die Autogrammstunde hat mittlerweile Tradition. Jahr für Jahr muss der prominente Gast, der Richard Lugner zum Opernball begleitet, am Tag vor dem Wiener Großevent in der Staatsoper in der Lugner City antanzen – und eine Stunde lang Fans und Schaulustigen im Einkaufszentrum am Gürtel Aufmerksamkeit und ein paar Unterschriften schenken. Bevor es aber so weit ist, steht noch ein anderer Termin für die Promis an: Lugners Pressekonferenz. Am Mittwoch war es wieder so weit, und noch bevor Priscilla Presley überhaupt im Lugner-Kino vor die Medien getreten ist, füllte sich der Platz vor dem Supermarkt in der Lugner City mit Autogrammjägerinnen und Autogrammjägern.

Richard Lugner stellte am Mittwoch seinen Opernballgast Priscilla Presley bei einer Pressekonferenz vor.
APA/EVA MANHART

Die ersten waren bereits um halb zehn da, kurz nachdem das Einkaufszentrum aufsperrt. Sie sei weniger Priscilla-, sondern mehr Elvis-Fan, sagt eine extra aus dem Burgenland angereiste Frau: "Aber jetzt will ich die Frau sehen, die einmal mit ihm verheiratet war." Sie hat Platz drei in der Schlange ergattert: Vor ihr sind zwei Frauen – die eine glaubt fest daran, dass ihr gleich Geld ausgehändigt wird; die andere hört Musik. Die Burgenländerin ist gut vorbereitet: In der Tasche hat sie ein Foto von einem Besuch des Elvis-Anwesens Graceland in Memphis. Darauf soll Priscilla unterschreiben – und das Autogramm die burgenländische Elvis-Sammlung komplettieren: "Mein ganzes Haus ist voll."

Video: Richard Lugner präsentierte Opernball-Stargast Presley
DER STANDARD

"Die Priscilla ist halt übrig geblieben aus der Elvis-Ära", sagt ein Mann ein paar Schritte weiter hinten. Näher als ein Autogramm von ihr werde er Elvis nicht kommen, deshalb stehe er an. Und Lugner, den finde er ebenfalls gut.

Dieser kommt im Kinosaal 2 ein wenig ins Schwitzen: Ob sie schon mit Lugner darüber gesprochen habe, dass er sie bei der Bekanntgabe seines Gasts im Jänner als "Pris-killa" vorgestellt habe, will dort ein Journalist wissen. "Du hast mich Pris-killa genannt?!", fragt die Schauspielerin ihren Gastgeber. Der versichert ihr, dass er ihren Namen richtig aussprechen würde. "Ich sage Priscilla. Die machen sich immer einen Spaß mit mir", erklärt Lugner. "Nächste Frage!"

Verstehen Sie Spaß?

Der Unternehmer, der seit 1992 jedes Jahr mindestens einen Stargast zum Opernball in seine Loge einlädt, ist am Mittwoch generell ein wenig ungeduldig. Lediglich eine Frage pro Person, erklärt er. Wird diese Regel gebrochen, plaudert Lugner einfach über die Antwort Presleys. "Ich spreche gerade", ermahnt ihn die Ex-Frau von Elvis, lacht und nimmt Lugner in den Arm. "Er ist lustig."

Herzlich miteinander und herzlich lachend: Priscilla Presley und Richard Lugner.
APA/EVA MANHART

Und weil nicht nur der Lugner lustig ist, zeigt auch Presley, dass sie Spaß versteht. "Ich habe jetzt einen neuen Namen: Es ist Pris-killa. Ich mag das."

Wer hält wen aus?

"Ob die Priscilla den Lugner aushält, schreiben die Zeitungen. Es ist umgekehrt: Ich halt die Priscilla nicht aus", sagt Lugner wiederum. Der Grund: Presley war schon am Dienstag in Wien unterwegs gewesen. Trotz des langen Flugs, der sieben Stunden Zeitunterschied, des möglichen Jetlags hielt sie Lugner wach. Bis spät in die Nacht seien sie unterwegs gewesen, sagt Presley – erst zum Abendessen bei Plachutta, dann bei einem Treffen mit Künstler Gottfried Helnwein. Bis Lugner aufgegeben habe. Das Programm der nächsten Tage sei schließlich herausfordernd. Presley sei stark, sagt der 91-Jährige. "Stärker, als ich es bin."

Auf dem Opernball wolle sie nämlich wahrscheinlich auch bis 1 Uhr morgens bleiben, befürchtet Lugner, der Rückflug starte um 6.55 Uhr. "Eine Stunde vorher muss sie am Flughafen sein", betont Lugner. 5.55 Uhr. Zeit für die Nachtruhe bleibe da kaum, gibt sich Lugner beeindruckt von dem geplanten Schlafmangel. "Ich bin ein Late-Nighter, und er geht früh schlafen", sagt die 78-Jährige, die sonst nur Lob für ihren Gastgeber hat. "Er ist wundervoll und hilfsbereit." Lugner habe ihr bereits alle Sehenswürdigkeiten gezeigt: die Wiener Innenstadt, den Stephansdom, das Mozarthaus.

Lange vor Beginn der Autogrammstunde stehen Fans bereits Schlange.
Stefanie Rachbauer

Und auch Lugner schwärmt über den schönsten, "pflegeleichtesten" Gast, den er je gehabt habe und der alles mit ihm mitmache. Beim Opernball soll dann auch der Walzer getanzt werden. Über den Ball wisse sie noch nicht so viel. Tragen wird sie, wie bereits im Vorfeld durchgedrungen ist, ein Kleid von Nina Ricci – "einfach und sparkly" – und Schuhe von Balenciaga. "Ich wünschte, ich könnte länger hier bleiben", erklärt Presley, die im Grand Hotel am Kärntner Ring nächtigt. Die Geschichte der Stadt sei überwältigend, in den Staaten gebe es Vergleichbares nicht.

Presley, die selbst einst in Deutschland gelebt, dort Elvis kennengelernt und in der Schule Deutsch gelernt hatte, gab dann auch noch die einzigen Worte wieder, die sie sich gemerkt hat: "Was ist los und auf Wiedersehen!" (Oona Kroisleitner, Stefanie Rachbauer, 7.2.2024)