Dass der Theaterintendant Milo Rau sich gerne zwischen alle Stühle setzt, Ambivalenzen sucht und leidenschaftlich gern aneckt, ist bekannt. Nicht zuletzt deswegen hat man den Schweizer Linksintellektuellen als neuen Intendanten der Wiener Festwochen auch gesucht und gefunden. Ein Festival, das Relevanz behaupten will, muss auffallen.

Milo Rau
Milo Raus Pläne sorgen für Krach hinter den Kulissen.
Heribert Corn

Noch bevor Rau aber ab 12. Mai seine Festwochen-Premiere ausrichtet, gibt es erste ungebetene Störgeräusche: Sein Plan, sowohl den Dirigenten Teodor Currentzis als auch die ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv um zehn Tage versetzt mit ihren jeweiligen Orchestern Requien mit symbolischem Bezug zum Ukrainekrieg aufführen zu lassen und dies im gemeinsamen Abo zu verkaufen, sorgt für Krach hinter den Kulissen.

Weniger, weil der seit Jahren eng mit Putins Russland verbundene Currentzis es bis heute nicht fertiggebracht hat, sich deutlich zu distanzieren. Vielmehr deswegen, weil Lyniv offenbar vorab nicht vermittelt wurde, dass ihr Festwochen-Auftritt im Zusammenhang mit Currentzis vermarktet werden soll. Nun steht Lynivs Rückzug vom Projekt im Raum und Milo Raus Festwochen noch vor Start vor einer Blamage.

Was dabei irritiert, ist nicht die vielleicht gut gemeinte Idee einer Völkerverständigung mit dem Taktstock; es ist die offenkundige Taktlosigkeit Milo Raus im Umgang mit Lyniv. Krieg und populistische Intendantenpose vertragen sich nicht. (Stefan Weiss, 7.2.2024)