Computertaste mit der Aufschrift Hate Speech
Hinter den Attacken steckt ein ungeheurer Vernichtungswille.
imago images/Christian Ohde

Das Schlimmste ist nun doch nicht eingetreten. Die vermisste Journalistenkollegin wurde am Ufer eines Flusses doch noch lebend aufgefunden. Es ist Zeit aufzuatmen.

Aber nur kurz. Die Wolke an Bösartigkeit, an versteckten und offenen Fouls, die Missgunst und Misogynie und vor allem der offene Vernichtungswille, die hinter den Anschuldigungen und Attacken auf die Journalistin stehen, sind ja noch da. Da haben einige zusammengespielt – rechte Medienblogs, "Plagiatsjäger". Da geht es auch um Hass als Geschäftsmodell, aber im Kern um die Delegitimierung des liberalen, weltoffenen Journalismus.

Die österreichische, in Berlin lebende Autorin Eva Menasse hat es in ihrem neuen Essayband Alles und nichts sagen. Vom Zustand der Debatte in der Digitalmoderne so beschrieben: "(…) die Umgangsformen der sogenannten sozialen Medien haben längst auf die anderen Arenen übergegriffen, Politik und Journalismus spielen schon nach den neuen, erbarmungsloseren Regeln. Früher anerkannte Autoritäten werden im Dutzend abgeräumt, ohne dass neue nachkommen, an die Stelle des besseren Arguments ist die knappe Delegitimierung des Gegners getreten. Eine funktionierende Öffentlichkeit (...) scheint es, wenn überhaupt, nur noch in Bruchstücken zu geben."

Noch einmal sei es gesagt: Dahinter steckt ein ungeheurer Vernichtungswille. Damit sind wir noch nicht fertig. (Hans Rauscher, 9.2.2024)