Maisstümpfe in einem verschneiten Feld
Große Teile Europas könnten zu kalt für den Getreideanbau werden – mit fatalen Folgen.
Getty Images/iStockphoto

Bisher betreffen die Folgen der Erderwärmung vor allem Regionen im Globalen Süden. In Europa lässt es sich noch ganz gut leben. Die Regale in den Supermärkten sind voll, es herrscht im wesentlichen sozialer Frieden. Richtig große Katastrophen bleiben bislang aus. Ein bisschen Hitze im Sommer, lästige Borkenkäfer, Schnee aus Schneekanonen – das stecken wir weg. Doch all das könnte bald irrelevant sein, wie Forscher aus den Niederlanden mit einer Computersimulation zeigen konnten. Tritt ein, was sie prognostizieren, ist es Europa, das vielleicht bald eiskalt von der Klimakatastrophe erwischt wird.

Wenn der Golfstrom, die Warmwasserheizung des Kontinents, kollabiert – und dafür gibt es Anzeichen –, droht Europa ein Kampf ums nackte Überleben. Anpassung? Unmöglich, wenn der Kipppunkt einmal erreicht ist. Sehr rasch käme es auf dem Kontinent zu kataklystischen Auswirkungen: fatale Einbrüche im Getreideanbau, bis zu 30 Grad kältere Winter, Meeresspiegelanstieg um einen Meter, Meereis bis zum Ärmelkanal.

Es mag paradox klingen, doch Forschende befürchten genau dieses Szenario schon lange. Nun stellt sich heraus, dass es tatsächlich bald bittere Realität werden könnte. Und es wird Zeit, dass Europa endlich angemessen auf diese allzu reale Bedrohung reagiert.

Aber müssen wir nicht damit rechnen, dass es eher wie folgt abläuft? Ein ÖSV-Funktionär im Strickpulli sitzt in einer Fernsehdiskussionsrunde und sagt der Klimaforscherin selbstbewusst ins Gesicht: "Schaun S', Frau Professor, es gibt ja auch positive Aspekte bei dem Ganzen: Den Wintertourismus wird das freuen!" Oder: Ein TV-Moderator interviewt einen Klimatologen und fragt: "Zuerst Erwärmung, jetzt Abkühlung. Widerspricht sich das nicht ein wenig?" Oder ignorante Führungsfiguren aus der Politik, die uns erklären: "Wir brauchen nur Innovationen, dann wird das schon!"

Ob sich das ändert – nun, da Europa in ernsthafter Gefahr ist? Es bleibt zu hoffen. (Paul Sajovitz, 12.2.2024)