Panzer
Im September 2022 übernahm Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) im Werk in Wien-Simmering den 50. Pandur-Radpanzer ins Bundesheer. 36 weitere Exemplare werden demnächst folgen. Aber: Mehr als 200 zusätzliche Panzer könnte das Ressort demnächst noch beauftragen.
HBF/Carina Karlovits

Unter Panduren verstand man früher leicht, aber effizient bewaffnete österreichische Fußtruppen – gefürchtet unter anderem in den Schlesischen Kriegen des 18. Jahrhunderts. Seit den späten 1970er-Jahren steht die Bezeichnung allerdings für einen heimischen Radpanzer, dessen neueste Version, der Pandur Evolution 6x6, von der Jägertruppe eingesetzt wird.

Es dauerte, bis der Pandur im Bundesheer eingeführt wurde – jahrelang gab es nur einen Prototyp, den das Innenministerium zum Schutz des Flughafens Schwechat einsetzte. Erst 1996 unterschrieb das Verteidigungsministerium (Minister war damals Werner Fasslabend von der ÖVP) in seinem "Panzerpaket" den ersten Kaufvertrag für den von Steyr entwickelten Truppentransporter, damals 64 Stück. "Die neuen Pandur Evolution, die jetzt bei uns zulaufen, sind allerdings ganz andere Fahrzeuge. Das ist eines der modernsten Fahrzeuge weltweit", sagt Oberstleutnant Georg Pilz, Kommandant des Jägerbataillons 17, des bisher einzigen "gehärteten Infanterieverbands" des Bundesheers.

Minenschutz und neue Waffenstation

In der Erzherzog-Johann-Kaserne im steirischen Straß ist nämlich ein "Kompetenzzentrum Pandur" entstanden, in dem zahlreiche Verbesserungen – eben die auch im Namen des Fahrzeugs dargestellte "Evolution" – entwickelt wurden: "Wir sind stolz darauf, dass wir von Anfang an eingebunden waren, da stecken 20 Jahre Entwicklung drin – eine optimale Zusammenarbeit zwischen Truppe, Ministerium und der Industrie", sagt Pilz.

Dabei geht es um zahlreiche sicherheitsrelevante Details – von den Waffenhalterungen für die acht Soldaten im Kampfraum über den Stauraum bis zur Explosionsunterdrückung: Anders als die Urversion des Pandur bietet das jetzt ausgelieferte Modell auch Schutz gegen Minen. Und es hat eine ganz andere Bewaffnung (die Waffenstation WS4 Panther von ESL AIT) sowie ein elektronisches Gefechtsfeld-Managementsystem (TCN), das dem Kommandanten im Gefecht eine klare Einschätzung der Lage ermöglichen soll.

Nächste Tranche ante portas

Klar, dass nicht nur die Jägertruppe in Straß dieses Gerät haben will – in den vergangenen Jahren wurden immer weitere Pandur Evolution bestellt: Die ersten 34 liefen von 2016 bis 2020 zu. Unmittelbar danach wurde ein weiterer Vertrag über 30 Fahrzeuge geschlossen, die bis 2023 ausgeliefert wurden. Und 2021 gab es eine weitere Order über 36 Stück, die bis Ende 2025 bei der Truppe sein sollen. Das sollte die Ausstattung für die gesamte 3. Jägerbrigade darstellen.

Aber: Kommende Woche dürfte nach Informationen des STANDARD die nächste Tranche bestellt werden. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) hat einen Termin mit General Dynamics European Land Systems – dem Unternehmen, das den Pandur in Wien-Simmering herstellt und in verschiedenen Versionen (international wird vor allem der größere Pandur 8x8 mit acht statt sechs Rädern nachgefragt) auch exportiert.

Und: Im Verteidigungsministerium gibt es Überlegungen, auch die anderen Teile der Jägertruppe mit der jeweils neuesten Pandur-Version auszustatten – dabei geht es um bis zu 225 weitere Stück und Kosten in der Größenordnung von 1,8 Milliarden Euro, was auch das Nachbeschaffungsbudget des Bundesheers an seine Grenzen bringen könnte. Je nachdem, was sonst noch gekauft werden soll.

Ministerium bestätigt "sehr großen Vertragsabschluss"

Im Ministerium bestätigt man auf Nachfrage einen "sehr großen neuen Vertragsabschluss" zu Pandur-Panzern. Am nächsten Montag werde man die neue Großbeschaffung im Rahmen eines Medientermins präsentieren. Die dem STANDARD vorliegenden Zahlen will man mit Hinweis auf die Verkündung am Montag nicht offiziell bestätigen – dementiert sie aber auch nicht.

"Es geht da schon um eine Pandur-Familie, die unterschiedliche Funktionalitäten erfüllt", sagt Tanner dem STANDARD. Es werde ein "sehr wichtiger Schritt für die gesamte geschützte Mobilität" sein. In der Pandur-Produktion liege zudem große österreichische Wertschöpfung mit "vielen hunderten kleinen und mittelständischen Unternehmen", die daran beteiligt seien. Der Großauftrag des Bundesheers sei daher auch eine Investition in die österreichische Wirtschaft.

Gefertigt wird der Pandur in Wien. Und die Anhänger des gepanzerten Mannschaftstransporters argumentieren, dass es weitere Wertschöpfung auch bei den Folgeinvestitionen gebe. Schließlich brauchen die Fahrzeuge Garagen und Werkstätten, auch die Munitionsausstattung darf nicht außer Acht gelassen werden. Pilz sieht das noch nicht in greifbarer Nähe: Zunächst werde das Jägerbataillon 33 in Zwölfaxing den Pandur bekommen, "bis alle ausgestattet sind, ist das noch ein langer Weg". Auf diesem wird zunächst einmal in Straß eine neue Panzerwerkstätte errichtet.

Genug Personal für wachsende Flotte?

Und dann müssen die Panzerbesatzungen ausgebildet werden: Abgesehen von den acht Schützen, die im Fahrzeug auf ein Gefechtsfeld transportiert werden können, hat jeder Pandur einen Kommandanten, einen Richtschützen für die Waffenstation und einen Fahrer. Die spezifische Kraftfahrausbildung, aufbauend auf einem militärischen Lkw-Führerschein, dauert dann noch einmal fünf Wochen.

Die Frage, neben jener nach dem Budget, lautet also: Hat das Bundesheer genügend längerdienende Kadersoldaten, um solche Waffensysteme im großen Stil zu betreiben? Beschaffungen und das Personal, das das Gerät dann auch bedienen kann, "müssen wir natürlich parallel entwickeln", sagt Tanner. "Und das haben wir auch generalstabsmäßig geplant." Deshalb sei im Aufbauplan des Bundesheers bis 2032 besonderer Wert auf die personelle Komponente gelegt worden. "Aber ganz offen: Die Frage des Personals wird uns nicht nur als Sprint beschäftigen, sondern als Marathon." Das gelte "für unser Ressort, für den gesamten öffentlichen Dienst" und für die meisten Branchen in der Privatwirtschaft, wo ebenfalls händeringend nach neuem Personal gesucht werde. Für das Heer werde künftig auch entscheidend sein, eine größere Zahl von Grundwehrdienern in der Armee zu behalten. (Conrad Seidl, Martin Tschiderer, 13.2.2024)