Der Pandur Evo 6x6 des österreichischen Bundesheeres gilt als eines der widerstandsfähigsten Fahrzeuge seiner Klasse.
Foto: Bundesheer/Robert Giessauf

Es waren für Außenstehende eigenartige Szenen, die sich im Waldviertel Ende Dezember 2017 abspielten. Auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig war das Bundesheer mit Sprengungen beschäftigt. Das allein ist noch nicht ungewöhnlich, werden doch hier auch regelmäßig Kriegsrelikte und Blindgänger auf diese Weise entsorgt. Diesmal aber brachten die Soldaten Sprengladungen an einem der eigenen Panzer ein. Nein, hier wurde nicht auf besondere Art der Jahreswechsel eingeläutet, sondern der Pandur Evo auf seine Widerstandsfähigkeit getestet, und das in der Praxis. Der Minenschutz musste zertifiziert werden, weshalb drei Sprengladungen an dem Truppentransporter angebracht und gezündet wurden. Der Pandur Evo überstand alle drei Ladungen. Auch Beschusstests konnten dem Schützenpanzer des Heeres wenig anhaben, wie später in der Truppenzeitung des Jägerbataillons 17 berichtet wurde.

Nach Informationen des STANDARD dürfte kommende Woche eine neue Tranche des Pandur Evo bestellt werden, insgesamt 225 Stück um rund 1,8 Milliarden Euro. Doch was kann das neue Arbeitspferd des Heeres wirklich? Gedacht ist der Pandur Evo als Truppentransporter, also als Feldtaxi für bis zu acht Soldaten, wobei das sehr auf die jeweilige Konfiguration ankommt, denn wie die meisten modernen Gefechtsfahrzeuge ist der Pandur Evo modular aufgebaut und kann eine Vielzahl von Rollen erfüllen, doch der Reihe nach.

Mehr Schutz

Die Erfahrungen aus Afghanistan und auch Bosnien zeigten, dass die Designphilosophie von Schützen- und Transportpanzern Schwächen aufwies, vor allem was den Schutz vor Minen oder improvisierten Sprengladungen am Straßenrand betraf. Die Detonation einer Sprengladung an der Seite oder unter derartigen Fahrzeugen verursachte zwar oft auch schwere Schäden am Fahrzeug selbst, verlief durch die Schockwelle aber für die Besatzung oft tödlich. Ein relativ naheliegendes Konzept, den Schutz der Crew zu verbessern, ist, die Panzerung zu erhöhen und gleichzeitig die Druckwelle vom Fahrzeug wegzuleiten. Deshalb wurde auch der Pandur Evo mit verbessertem Minenschutz in Form von besserer Panzerung am Wannenboden ausgestattet. Gleichzeitig wurden sogenannte Minenschutzsitze eingebaut. Diese sind an den Wannenseiten aufgehängt und haben keinen Kontakt zum Boden – eine simple, aber effektive Methode, um die Mannschaft vor der Wirkung einer Sprengladung zu schützen.

Ähnlich wie der Kampfpanzer Leopard 2 verfügt auch der Pandur Evo über ein Powerpack-Konzept. Das heißt, die Triebwerksanordnung ist leicht und schnell zugänglich, im Fall des Pandur rechts vorne. Das Triebwerk kann also im Fall von Schäden innerhalb von einer Stunde ausgetauscht werden.

Der Pandur Evo gilt als eines der am besten geschützten Fahrzeuge seiner Gewichtsklasse, wobei die genaue Zusammensetzung geheim gehalten wird. Jedoch verfügt der Pandur über eine Level-3-Panzerung nach Nato-Standards (Stanag 4569), das heißt, er ist gegen die Detonation von Minen mit acht Kilogramm TNT geschützt, hält Beschuss leichter Waffen sowie Splittern von 155-mm-Artilleriegranaten stand.

Erstaunlich schnell

Normalerweise würde an dieser Stelle der nächste Absatz mit "Dieser erhöhte Panzerschutz geht aber zulasten der Mobilität" eingeleitet werden. Beim Pandur ist das aber nicht so, denn er ist für seine relativ dicke Panzerung erstaunlich mobil. Angetrieben wird das vollbeladen 18,6 Tonnen schwere Fahrzeug von einem 8,9-Liter-Cummins-ISLe-450-6-Zylinder-Dieselmotor mit 335 kW (455 PS) Leistung. Damit erreicht der Pandur Höchstgeschwindigkeiten von 82 km/h im Gelände sowie 118 km/h auf der Straße. Gleichzeitig ist der Pandur relativ klein in seinen Abmessungen. Mit 2,6 Meter Breite und 2,2 Meter Höhe kann das Fahrzeug in einer Hercules-Maschine (C-130) transportiert werden, sofern die Waffenstation abmontiert wird.

Bewaffnet ist der Pandur Evo mit einem vollautomatischen Turm WS4 Panther vom österreichischen Hersteller ESL AIT. Dabei handelt es sich um eine fernbedienbare Waffenstation, die unter anderem mit einem Maschinengewehr Browning M2 im Kaliber 12,7 Millimeter bestückt ist. Das österreichische Heer kennt dafür die Bezeichnung "überschweres Maschinengewehr". Diese Waffenstation verfügt über Stabilisierung, wodurch die Waffe auch in der Fahrt zielgenau abgefeuert werden kann. Außerdem verfügt die WS4 über eine Wurfanlage, Tageslicht- und Wärmebildkameras, Laserentfernungsmesser und Suchscheinwerfer. Darüber hinaus gibt es auch eine Rückfahrkamera.

Der Pandur Evolution wird in Österreich als Truppentransporter eingesetzt. Der Hersteller hat auch Varianten mit 105-mm-Kanonen als Panzerjäger, 30-mm-Maschinenkanonenturm, Flugabwehr, Pionierausstattung oder 120-mm-Mörser im Sortiment.

Der Netzwerk-Panzer aus Simmering

Der Pandur Evo des Bundesheers ist darüber hinaus in das taktische Kommunikationsnetzwerk (Tactical Communications Network) des Bundesheers integriert. Die Tage des Fernmelders sind nämlich vorbei, diese Aufgabe erfüllen jetzt digitale Battle-Management-Systeme, die ein möglichst umfassendes Bild der Lage bieten sollen – und zwar von der Besatzung eines Pandur bis hinauf in die Kommandoebene.

Hergestellt wird der Pandur Evo von General Dynamics European Land Systems Steyr GmbH in Simmering, ist also wie schon die Vorgänger Pandur I und II eine rein österreichische Entwicklung. Das heißt aber nicht, dass der Pandur nur hierzulande eingesetzt wird. Die US-Armee beschaffte im Jahr 2022 eine nicht näher benannte Anzahl von Pandur Evo im Rahmen eines 55,85 Millionen Dollar schweren Auftrags. Dabei handelt es sich um eine modifizierte Variante des österreichischen Fahrzeugs. In den USA kommt der Pandur beim US Special Operations Command zum Einsatz. Diese Variante ist unter anderem mit zusätzlichen Störsendern ausgestattet, um improvisierte Sprengfallen unschädlich zu machen, indem sie die Funksignale zum Zünden stören. Viele Sprenger Fallen werden nämlich über Mobiltelefone gezündet. Auch die tschechische Armee setzt das Vorgängermodell, den Pandur II, allerdings in der 8x8-Konfiguration, ein.

Der Pandur wird von einer dreiköpfigen Mannschaft bestehend aus Kommandant, Fahrer und Richtschütze bedient – Leuten, die das Bundesheer aktuell dringend braucht. (Peter Zellinger, 13.2.2024)