Vor der Deutschen Börse in Frankfurt sind Bulle und Bär als Symbol auf der Straße.
Bulle und Bär gehören zur Börse: Geht es aufwärts, wird vom Bullenmarkt gesprochen. Im Bärenmarkt sinken die Kurse.
IMAGO/Sven Simon

Ein Gutes hat die hohe Inflation – die Menschen machen sich wieder mehr Gedanken über ihr Geld. So fassen Gerald Resch, Generalsekretär vom Bankenverband, und Lukas Haider, Managing Director und Partner der Boston Consulting Group, die Ergebnisse jener Umfrage zusammen, die sie am Freitag vorgestellt haben.

Abgefragt wurden Themen rund um Geld, Sparen und Vorsorge. 30 Prozent der Befragten fühlen sich bei diesen Themen gut informiert. "Das heißt aber auch, dass es 70 Prozent gibt, die man hier abholen muss", sagt Resch. Wenig überraschend setzen die meisten Österreicher auf Produkte wie Sparbuch, Sparkarten oder Sparen auf dem Konto. Doch befragt nach dem aktuellen durchschnittlichen Zinsniveau für diese Produkte kann mehr als die Hälfte der Österreicher das Zinsniveau nicht richtig einschätzen. Nur drei Prozent konnten das aktuelle Niveau fast richtig einordnen, das zum Zeitpunkt der Umfrage bei 1,4 Prozent lag – ohne Angebote für Neukunden.

Zinsniveau unterschätzt

Ein Fünftel der Österreicher hat das derzeitige Niveau von Sparzinsen aber auch unterschätzt. Sie bekommen aktuell also höhere Zinsen, also sie selbst angenommen haben.

Dass die Höhe der Sparzinsen immer auch in Zusammenhang mit der aktuellen Inflation zu sehen ist, ist zwar immer mehr ein Thema. 35 Prozent der 1044 im vergangenen Dezember befragten Österreicher zwischen 18 und 70 Jahren ist allerdings nicht bewusst, dass die Inflation, die aktuell weit über den Sparzinsen liegt, einen Wertverlust für Erspartes bedeutet. Sechs Prozent gehen sogar davon aus, dass in einer solchen Situation mit Sparen ein Wertzuwachs erreicht werden kann.

Nur 20 Prozent sind der Meinung, dass sie bereits ausreichend sparen. 92 Prozent der Befragten haben den Wunsch, noch mehr zu sparen.

Beratung ausbauen

63 Prozent konnten mit Begriffen wie Zinseszins, Aktienfonds oder EFT nichts anfangen. Die Jüngeren (18 bis 29 Jahre) geben zwar an, diese Begriffe schon gehört zu haben. Sie konnten sie aber nicht richtig erklären. Einem knappen Drittel der Befragten war der Unterschied zwischen Aktien und Aktienfonds nicht klar. "Das zeigt, dass wir beim Thema Finanzbildung noch viel vor uns haben", sagt Haider. Er nimmt hier vor allem die Banken und öffentlichen Institutionen – also etwa Schulen – in die Pflicht. Bis zum Ende der Unterstufe sollten alle Schüler grundlegende Begriffe und Möglichkeiten zur Vorsorge kennen. Damit wäre das Thema später nicht mehr so fremd, wenn es darum gehe, sein eigenes Geld zu veranlagen.

Vor allem Frauen und jüngere Personen wünschen sich laut der Umfrage mehr Finanzberatung.

Auch das Thema Vorsorge rücke aktuell stärker in den Fokus. So gaben 51 Prozent an, dass die Wichtigkeit der finanziellen Vorsorge für sie bzw. für die Familie durch die aktuelle Inflation gestiegen sei. 45 Prozent empfinden es wegen der hohen Inflation als noch wichtiger, abgesichert zu sein, bzw. wollen stärker versuchen, Geld zurückzulegen. Vermehrt auf riskantere Anlageformen mit höherer Ertragschance wollen nur 17 Prozent setzen. "Wir müssen das Image von Veranlagungen zurechtrücken", sagt Resch. "Die Börse ist kein Kasino, Investitionen in Wertpapiere kein Roulette." (Bettina Pfluger, 16.2.2024)