Wien – Die sechs Räder des Pandur-Panzers graben sich tief in den Matsch auf einem Testgelände in Simmering. Vier Journalistinnen und Journalisten mit Helm, darunter DER STANDARD, stehen in dem Kriegsgefährt und halten sich an den Wänden des Panzers fest. Von den Seiten des Panzers schleudert es Dreck in die Luft, der Motor stöhnt laut auf. Mit viel Anstrengung halten sich die Pressevertreterinnen und -vertreter fest, um nicht im Innenraum des Fahrzeugs herumgeschleudert zu werden. Der Panzer fährt mehrere Hügel hinauf und hinab, legt sich mühelos in die Kurven und gibt erneut Vollgas.

Dieser Anblick des wendigen Pandur-Panzers erfreut nicht nur anwesende Heeresoffiziere, sondern auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), die gemeinsam mit Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zusieht, wie der Panzer das Testgelände abfährt. Beide Regierungsmitglieder verzichteten aber auf eine Spritztour, sie verkündeten davor die aus Sicht des Heeres erfreuliche Botschaft.

Denn: Das Bundesheer darf sich auf neue Gerätschaft freuen. 225 Pandur-Radpanzer will die Bundesregierung um insgesamt 1,8 Milliarden Euro ankaufen, wie DER STANDARD bereits berichtete. Im Rahmen des Medientermins im Werk von General Dynamics European Land Systems-Steyr, das die Panzer produziert, bestätigte Tanner den Kauf nun offiziell. Im Vorfeld hatte sie in einem STANDARD-Interview eine derartige Anschaffung angedeutet und davon gesprochen, dass es "um eine Pandur-Familie" gehe, "die unterschiedliche Funktionalitäten erfüllt".

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) verkündete den Ankauf von 225 Pandur-Panzern.
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Vorwiegend sollen die Panzer bei der 3. Jägerbrigade zum Einsatz kommen. Die Pandur Evolution sind Mannschaftstransportpanzer für bis zu acht Soldatinnen und Soldaten. Bisher habe man über drei verschiedene Varianten des Schützenpanzers verfügt, künftig werden es zwölf sein, darunter etwa Varianten mit 120-mm-Mörserkampfsystem, mit mobiler Flugabwehr und elektronischer Kampfführung. Aktuell hat das Heer knapp mehr als 100 Pandur-Panzer.

Sie sind mit Schutz vor Beschuss durch Fußsoldaten und Minen ausgestattet, schnell und wendig und auch bisher schon in Auslandseinsätzen bewährt. Wie viele dann tatsächlich zu Auslandseinsätzen entsendet werden, hänge vom jeweiligen Mandat ab, so Tanner. Eine Herausforderung werde jedenfalls die Rekrutierung des nötigen Personals sein, räumte die Verteidigungsministerin ein. Für den Pandur Evolution braucht es drei Mann Besatzung und die entsprechenden Mechaniker.

Bundeskanzler Karl Nehammer und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (beide ÖVP) machten sich ein Bild vor Ort.
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Nehammer: "Ein besonderer Tag"

Von einem "besonderen Tag" und dem Anbruch einer "neuen Zeit für das Bundesheer" sprach jedenfalls Nehammer. Man sei nun in einem "permanenten Prozess des Aufrüstens" – die Neuanschaffung von über 200 Radpanzern sei ein Teil davon. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine habe gezeigt, dass ein Aufrüsten im Bereich der gepanzerten Mobilität notwendig sei, erklärte Tanner.

Nach einer Pressekonferenz gab es eine Vorführung des Pandur-Panzers auf einem Testgelände.
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Forderung nach Gesamtstrategie

Mehrere Expertinnen und Experten betonten im Vorfeld, dass die Neuanschaffungen zwar begrüßenswert seien, da in den vergangenen Jahren ein "enormer Aufholbedarf" entstanden sei, sie wünschen sich jedoch den Kauf neuer Ausrüstung als Einbettung in eine Gesamtstrategie, DER STANDARD berichtete. Entscheidend sei, dass der Ankauf Teil eines größeren strategischen Konzepts werde, "sonst macht das keinen Sinn", sagte Gerald Karner, früher Leiter der Abteilung Militärstrategie im Heeresressort.

Auch Sicherheitsexperte Franz Eder von der Universität Innsbruck hält die neuen Radpanzer für ein "hervorragendes Gerät", er wünschte sich aber ebenfalls den Ankauf als Teil einer "spannenderen Gesamtstrategie". So sollen laut Eder etwa mehr Soldaten zur Friedenssicherung im Rahmen von Auslandsmissionen entsandt werden, um die Rolle Österreichs im europäischen Sicherheitsnetz zu stärken. Die SPÖ sieht den Ankauf der Panzer positiv, wünscht sich aber auch mehr Personal. Die Neos fordern wiederum ein gemeinsames militärisches Vorgehen aller 27 EU-Staaten. (Max Stepan, APA, 19.2.2024)