Bosnischer Bergmolch
Ein Bosnischer Alpenmolch schwebt durch sein Element. Den Beständen der kleinen Lurche geht es nicht sonderlich gut, sie leiden wie alle Amphibien unter einem enorm starken Artenrückgang.
VTF studio

Er hat einen entzückenden leuchtend orangen Bauch. Während der Paarungszeit im Frühjahr färbt sich der Rücken der Männchen ein wenig blau, und zur ganzen Pracht dieses Lurchs kommen dann noch schwarz-weiß gepunktete Flanken dazu. Nach dem Ende der Laichzeit ab Mai werden die Männchen wieder unscheinbarer, tragen ihre Landtracht, nur der Bauch bleibt in seiner Leuchtfarbe, die bis ins Zinnoberrot gehen kann.

Der Bergmolch ist in ganz in Europa verbreitet, eine Unterform, der Ichthyosaura alpestris Reiseri, der in Bosnien und Herzegowina vorkommt, ist nach Othmar Reiser benannt, einem österreichisch-slowenischen Ornithologen, der aber auch eine große Liebe zu Amphibien hatte und das Landesmuseum in Sarajevo aufbaute. In Bosnien wurde das Tier zum Maskottchen, bekam eine eigene Briefmarke und trat gemeinsam mit seinem Entdecker Reiser in einem Film auf.

Bedrängt vom Tourismus

Der Bosnische Alpenmolch und ein geplantes Vivarium, in dem das gefährdete Tier ein Refugium zur Fortpflanzung finden soll, sind auch Ausgangspunkte für eine Ausstellung von Künstlerinnen aus dem zentral- und südosteuropäischen Raum. Bei einem Symposium zu Biodiversität und dem Zusammenleben verschiedener Spezies Anfang Februar im Landesmuseum in Sarajevo, das mit Rotor, einem Verein für zeitgenössische Kunst in Graz, organisiert und von der Kulturabteilung des Landes Steiermark gefördert wurde, erzählten Aktivisten und Künstlerinnen über ökologische Initiativen und Umweltschutzprojekte in der Region, etwa vom Kampf zivilgesellschaftlicher Initiativen für den wohl schönsten Fluss Südosteuropas, die Una.

Wenn es um den Molch geht, dann legt sich der Kurator der Abteilung für Naturgeschichte am Landesmuseum in Sarajevo, Adnan Zimić, ins Zeug. Der hübsche orange gebauchte Alpenmolch wurde auf seine Initiative hin aus der Nähe des Prokoško-Sees geholt, einem abgelegenen Alpengewässer, das in den vergangenen Jahren wegen seiner pittoresken Umgebung immer mehr zum Touristenziel wurde. Das Molchprojekt im Landesmuseum dient nun nicht nur dem Erhalt einer gefährdeten Art, sondern soll auch Material für die Forschung liefern.

Zurzeit befinden sich die Molche – zehn Weibchen und zehn Männchen –, die gerettet werden konnten, noch in der Winterstarre. Später kann man sie dann auch in einem Vivarium, einer Art Aquarium, das ihrem natürlichen Lebensraum ähnelt, im Landesmuseum in Sarajevo bewundern.

Prokoško-See
Der Prokoško-See bot Alpenmolchen lange einen geschützten Lebensraum. Doch der steigende Druck durch immer größere Touristenströme hat diese Situation nun geändert.
Adnan Zimic

Überlebende der Eiszeit

Amphibien sind weltweit stark vom Aussterben bedroht – es handelt sich um die Wirbeltiergruppe mit dem stärksten Artenrückgang. Der Alpenmolch ist ein Relikt der Eiszeit, ursprünglich war er in arktischen Regionen beheimatet, breitete sich dann jedoch in südlicheren Gebieten aus und musste sich schließlich aufgrund der Erderwärmung in die Berge zurückziehen.

Die Schwanzamphibienart in Bosnien und Herzegowina hat einen robusteren Körperbau und einen unverhältnismäßig großen Kopf. Im 17. Jahrhundert lebte noch eine große Molchpopulation im Prokoško-See, aber ab den 1960er-Jahren, als Forellen in dem Gewässer ausgesetzt wurden, sank der Bestand. Nun schwimmen noch weitere Fische wie Schleien und Brassen in dem Bergsee und bedrohen den kleinen Molch. Der Molch kommt deshalb heute nur mehr in kleineren Pfützen rund um den See vor. Als Basispopulation kann er nun immerhin im Landesmuseum erhalten werden.

Die Leute, die rund um den Prokoško-See in ihren Wochenendhäusern leben, werden angehalten, keine Fische mehr in das Molchparadies auszusetzen. Gleichzeitig wird ihnen der hübsche orangebäuchigen Lurch nähergebracht. Das Naturschutzteam aus Bosnien hat auch durch bauliche Maßnahmen den natürlichen Lebensraum für den Molch rund um den Prokoško-See verbessert. So wurde für die Winterstarre des Molchs in den Bergen ein Hibernaculum aus Steinen gebaut. (Adelheid Wölfl, 19.2.2024)