Auf Baustellenzaun steht Signa.
Die Signa bleibt Thema.
REUTERS/WOLFGANG RATTAY

Wien – Die Immobiliengruppe Signa ist offenbar schon ein Jahr vor der Insolvenz knapp bei Kasse gewesen. Ende des Jahres 2022 habe sich der Vorstand der Signa Prime sowie der Signa Development AG um die Stundung von Dividendenzahlungen an die Investoren bemüht, berichtet das Nachrichtenmagazin "News" in seiner aktuellen Ausgabe. Der Milliardär Klaus-Michael Kühne und die deutsche RAG-Stiftung hätten dies abgelehnt und – ebenso wie die Signa-Führungsriege – noch Millionen kassiert.

Konkret habe die RAG-Stiftung, die viele Millionen für den im deutschen Ruhrgebiet abgewickelten Steinkohlebergbau verwaltet, am 4. Jänner 2023 noch elf Millionen Euro Dividende für ihren Fünfprozentanteil an der Signa Prime Selection AG bekommen. Für ihre rund 3,8-Prozent-Beteiligung an der Signa Development soll es wenige Tage davor 4,3 Millionen Euro gegeben haben. Die deutsche Kühne Holding, die ihr umfassendes Signa-Investment wenige Monate davor erst verdoppelt hatte, erhielt von der Prime laut "News" 16,5 Millionen Euro Gewinnausschüttung.

Der vierköpfige Vorstand der Signa Prime habe sich für das Katastrophenjahr 2022 noch Gesamtbezüge von rund 20 Millionen Euro gegönnt, DER STANDARD berichtete. Davon entfielen dem Magazinbericht zufolge 6,5 Millionen Euro auf variable Bezüge und 12,6 Millionen Euro auf "Teilprämien für laufende Projekte". Im Jahr davor hatten sich die Zahlungen der Spitzenmanager auf nur 2,7 Millionen Euro, also deutlich weniger, belaufen.

Aktienpakete

Der 86-jährige Transportlogistiker und Hamburger Milliardär Kühne, der mit einem Privatvermögen von kolportierten 40 Milliarden Euro zu den reichsten Deutschen zählt, ist Mehrheitseigentümer von Kühne+Nagel sowie maßgeblich an der deutschen AUA-Mutter Lufthansa und am Transportlogistikunternehmen Hapag-Lloyd beteiligt. Über seine Kühne Holding AG mit Sitz in Schindellegi hält er zudem zehn Prozent an der Signa Prime Selection AG, die Ende Dezember 2023 in die Pleite geschickt wurde.

"News" liegen laut Eigenangaben vertrauliche interne Signa-Berechnungen aus dem Sommer 2023 vor, aus denen nicht nur hervorgeht, wie viel sich die Kapitalgeber bis vor nicht allzu langer Zeit an Dividenden ausschütten ließen, sondern auch, wie viel die einzelnen Aktienpakete gekostet haben.

So kaufte die Kühne Holding AG demnach beispielsweise Ende Dezember 2019 rund 3,2 Millionen Aktien der Signa Prime Selection AG zum Preis von 70 Euro pro Stück – das waren in Summe 224 Millionen Euro. Weitere Aktienkäufe seien im Mai sowie im Juli 2022 gefolgt. Kühne kaufte je 1,596 Millionen Stück zu 88 Euro pro Aktie. Das machte jeweils gut 140,45 Millionen Euro, also in Summe knapp 281 Millionen Euro aus. Damit sei Kühne über seine Holding bei Benkos Signa Prime unter dem Strich mit mehr als einer halben Milliarde investiert. Im Sommer 2023 hatte Kühne seine Beteiligung an der auf Luxusimmobilien spezialisierten Prime von 7,5 auf zehn Prozent aufgestockt.

Brisanz besitze der Umstand, dass die Kühne Holding als einzige Gesellschaft neben der deutschen RAG-Stiftung Ende des Jahres 2022 aus ihrem Investment mit Dividenden für das Geschäftsjahr 2021 bedient worden sei, schreibt "News". Sämtliche anderen Investoren seien in der Weihnachtszeit des Jahres 2022 offenbar vertröstet worden. Als Begründung habe Benkos Vorständen das öffentlichkeitswirksame zweite Insolvenzverfahren rund um die deutsche Warenhandelskette Galeria Karstadt Kaufhof gedient.

"Ich bitte euch um eure Unterstützung!"

Wie knapp die Signa-Gruppe schon damals bei Kasse war, offenbare eine geheime E-Mail des – im Dezember 2023 kurzfristig gefeuerten – Signa-Prime- und Signa-Development-Vorstands Timo Herzberg. Der CEO beider Gesellschaften wandte sich laut "News" am 23. Dezember 2022, am Tag vor Weihnachten, an den Finanzvorstand der RAG-Stiftung und bat um "Unterzeichnung und Rücksendung" der angehängten Stundungsvereinbarungen: "Ich bitte euch für den Fall, dass nicht alle Aktionäre der Verschiebung der Auszahlung zustimmen, um eure Unterstützung!"

Mehr noch: Der Vorstandschef sei sogar noch einen Schritt weitergegangen und habe versichert, "dass es keine Auszahlungen von Boni an mich oder andere Vorstände bis zum 15.5.2023 geben wird und auch das Management damit seinen Beitrag leistet, um etwaige Negativfolgen für uns durch ein wohlmöglich scheiterndes Insolvenzverfahren bei Galeria abzuwenden".

Nach einer Videokonferenz mit der RAG-Stiftung schrieb Signa-Gründer René Benko laut "News" am 30. Dezember 2022 an den Signa-Finanzchef Manuel Pirolt: "RAG möchte die Dividenden gemäß Hauptversammlungsbeschluss regulär ausbezahlt haben und nicht (!) stunden. Bitte veranlassen. Rene." (APA, 21.2.2024)