In Salzburg sind mehr Straßen nach Nationalsozialisten benannt als nach Frauen.
Stefanie Ruep

Wie Salzburg die Zeit des Nationalsozialismus mittlerweile über 15 Jahre hinweg aufgearbeitet hat, ist lobenswert. Nun soll die Arbeit der Historiker auch in Taten münden. Der nächste Gemeinderat, der am 10. März in der Stadt Salzburg gewählt wird, muss endlich die schwer belasteten Straßennamen umbenennen. In der Mozartstadt sind aktuell mehr Straßen nach NSDAP-Mitgliedern benannt (46) als nach Frauen (37). Die Benennung einer Straße ist eine Ehre, die Nazis nicht gebührt.

13 Straßennamen in Salzburg sind nach Männern benannt, die gravierend in das NS-Regime verstrickt waren. Die Historikerkommission ortete 2021 Handlungsbedarf. Zusatztafeln allein würden nicht ausreichen. Doch genau die hat die Stadt 2022 aufgehängt. Die Ergebnisse der historischen Forschung wurden ignoriert. Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) schloss Umbenennungen aus und hatte mit FPÖ, Liste Salz und einem Neos-Mandatar eine Mehrheit im Gemeinderat.

Graz und Linz haben erst kürzlich durch die NS-Ideologie belastete Straßennamen umbenannt. Höchste Zeit, dass auch Salzburg folgt. Wenn sich die Mehrheitsverhältnisse ändern, wird es die Aufgabe des neu gewählten Gemeinderats sein, endlich zu handeln. Dann sollte statt Hitlers Lieblingsbildhauer Josef Thorak die in Auschwitz ermordete Widerstandskämpferin Anna Reindl einen Straßennamen bekommen. (Stefanie Ruep, 21.2.2024)