Das Tempo der Expansion war atemraubend. Zwei Jahre und sechs Monate ist es her, dass Pepco die erste Filiale in Österreich eröffnete. Der polnische Diskontriese übernahm das Gros der Geschäfte der Schuhhandelskette CCC. Diese hatte nach acht Jahren auf dem Markt den Rückzug angetreten. Pepco nutzte die sich öffnende Lücke und sicherte sich mit einem Schlag ein Netz aus knapp 30 Standorten. Ein Jahr später waren es 50, zwei Jahre später mehr als 70.

Über Jahre heftete sich Pepco in Europa rasantes Wachstum auf die Fahnen – auf Kosten der Erträge.
IMAGO/NurPhoto

Pepcos Zielkunden sind Familien mit schmalen Geldbörsen. Ihnen offeriert der Konzern auf 350 bis 700 Quadratmetern Bekleidung ebenso wie Spielzeug, Haushaltswaren und Möbel. Was im Osten und Westen Europas über weite Strecken gelang – innerhalb kurzer Zeit zügig zu wachsen –, scheiterte in Österreich: Pepco zieht hierzulande die Reißleine.

Das Unternehmen stellt seine gesamten Geschäfte in Österreich ein, erfuhr DER STANDARD. Kommende Woche wird Insolvenz angemeldet, bestätigte Pepco auf Nachfrage. Quer durch die Bundesländer sind davon 680 Beschäftigte in 73 Filialen betroffen. Branchenkenner berichten von ersten Kündigungen in der Belegschaft und einer intensiven Suche nach Nachmietern.

Unrentabel

Man werde in Österreich nicht das erwartete angemessene Niveau an Renditen erreichen, lässt der an der Warschauer Börse gelistete Konzern Investoren wissen. Der Rückzug aus dem Land werde die Rentabilität und den Cashflow der Gruppe verbessern. Das erlaube Pepco, sich auf Märkte zu konzentrieren, in denen höhere Erträge erzielbar seien.

Auf die Wachstumsstrategie in Westeuropa habe dies keinen Einfluss. Der Rückzug wirke sich auch nicht auf die Geschäfte des Unternehmens in anderen Ländern aus.

International hat die Pepco Group im Geschäftsjahr 2022/2023 Umsatzrekorde verbucht. Der Absatz stieg infolge zahlreicher Neueröffnungen um mehr als 17 Prozent auf 5,65 Milliarden Euro. Der Nettogewinn sank hingegen zugleich um 41 Prozent auf 102 Millionen Euro. Das Unternehmen sprach von einer "enttäuschenden Gewinnentwicklung" und kündigte maßvolleres Wachstum an.

Pepco wird zentral von Polen aus gesteuert. Man habe das Personal in Österreich über die geplante Insolvenz informiert, heißt es aus dem Konzern. Bis zu allen Verkäuferinnen in den Filialen war die Nachricht bis Mittwochmittag jedoch nicht vorgedrungen. Auch für Vermieter kam der Rückzug über den Weg der Insolvenz aus heiterem Himmel.

Knackpunkt Mietverträge

Er habe Mietverträge auf sieben Jahre, für die es eine Konzernhaftung gebe, sagt Peter Schaider, Eigentümer der Wiener Einkaufszentren Auhofcenter und Riverside. Pepco habe unter seinem Dach sehr gute Umsätze erzielt. Der Schritt sei aus seiner Sicht völlig überraschend.

Österreichs Einzelhandel hat im Vorjahr unterm Strich real 3,4 Prozent an Umsatz verloren. Die Zahl an Insolvenzen stieg um 14 Prozent auf knapp 1.000. Jüngst erwischte es etwa den Herrenausstatter Grandits. Der 1987 gegründete Wiener Betrieb mit drei Standorten soll nicht weitergeführt werden.

Pepco stampfte international zuletzt jährlich im Schnitt an die 300 neue Geschäfte aus dem Boden. Allein in Polen sind es mittlerweile in Summe mehr als 1.300. In Rumänien zählt der Konzern 449 Shops, in Italien 178 und in Spanien 214.

Unterschätzte Kosten

In Österreich unterschätzte Pepco hohe Mieten, die ebenso an die Inflation angepasst wurden wie die Personalkosten, die dieses Jahr im Handel um gut acht Prozent wachsen. Der Konzern ist stark in Einkaufszentren vertreten, vielfach in kleineren Orten – und scheute auch nicht davor zurück, Städte wie Wiener Neustadt mit gleich vier Filialen am Stück zu bedenken.

Für Diskonter ist die raue konjunkturelle Lage ein guter Nährboden. Ketten wie Action rückten ungebremst in die Innenstädte vor, um sich als neue Nahversorger für kleine Budgets zu präsentieren. Mittlerweile sind jedoch auch ihrem Boom Grenzen gesetzt. Im Wettlauf um niedrige Kosten zog Pepco den Kürzeren.

"Pepco Austria GmbH habe trotz verschiedener Initiativen und struktureller Veränderungen zur Behebung der unzureichenden Betriebsleistung weiterhin Verluste erwirtschaftet", heißt es aus dem Unternehmen. Wann genau die Geschäfte in Österreich geschlossen werden, liege im Ermessen des Insolvenzverwalters. (Verena Kainrath, 21.2.2024)