Viel Kritik und ein öffentlicher Handschlag: der rote Gewerkschafter Josef Muchitsch und SPÖ-Chef Andreas Babler.
APA/ROLAND SCHLAGER

Die SPÖ sei unrettbar zerstritten, Parteichef Andreas Babler werde von prominenten Genossen und Genossinnen massiv infrage gestellt – und sei insbesondere nach der Kritik des mächtigen Gewerkschaftschefs Josef Muchitsch angezählt. So prangt und tönt es derzeit in vielen Medien.

Öffentlich ausgetragener Dissens schwächt eine politische Bewegung, so lautet die unausgesprochene Grundlage dieser Einschätzung. Das muss aber nicht immer so sein. Dass ein Gewerkschafter, der als Sozialpartner genau weiß, wie sein unternehmerisches Gegenüber tickt, bei der Vermögenssteuer in der eigenen Partei Diskussionsbedarf sieht, ist nachvollziehbar.

Wird ein solcher Interessenkonflikt außerhalb der eigenen Parteigrenzen wahrgenommen, so ist das nicht unbedingt ein Malheur – wenn es wirklich um einen inhaltlichen Austausch geht. Indirekte Zurufe, Über-die-Bande-Spiele und andere Destruktivitäten sind da eine andere Sache.

Offenen Streit hingegen dürften mancher Bürger und manche Bürgerin sogar als wohltuend empfinden: als Abwechslung in der sonst betont widerspruchsfreien Parteienlandschaft. Die durchgetakteten Österreich-Plan-Auftritte von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) oder das zustimmende Schweigen in der FPÖ zu den Ausländervertreibungsplänen Parteichefs Herbert Kickl signalisieren zwar Einheitlichkeit. Aber glauben das wirklich alle? (Irene Brickner, 21.2.2024)